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ZEIT: Die furchtbaren Alten

06.02.2008 - von Hanne Schweitzer

Ihrer reaktionären Gesinnung über ältere Menschen konnte die ZEIT-Mitarbeiterin Susanne Gaschke freien Lauf lassen. Die furchtbaren Alten, so das Fazit ihres Artikels mit der Überschrift "Furchtbar rüstig" haben sich, wenn sie schon das Haus verlassen, gefälligst ruhig zu verhalten. Ruhe ist bekanntlich die erste Bürgerpflicht. Vor allem sollen die Alten nach Meinung der Autorin nicht in Gruppen auftreten. Alte in Gruppen kann sie nämlich genau so wenig ertragen, wie sie junge Leute aushalten kann. Nur Einzelreisenden, die im Zug arbeiten oder die Zeitung lesen wollen, genügen ihren Maßstäben, nur denen gesteht sie ein Anwesenheitsrecht in der Öffentlichkeit zu.

Sie schreibt:

"Diese alten Leute von heute: Sie sind agiler denn je, sie reisen, studieren, feiern – und nerven wie die Jungen".
Agil sollen die Alten nicht sein, die Autorin hätte sie lieber so gebrechlich, dass sie nicht auf die Idee kommen, zu reisen, zu studieren oder - Gipfel der Unangemessenheit - gar zu feiern. Junge und Alte sollte man demnach in einen Sack stecken und draufhauen, man trifft immer die Richtigen.

"Eine Gruppe von Rentnern steigt ein, lärmend, raumgreifend."
Die Alten haben ruhig zu sein, sie sollen sich bescheiden in eine Ecke drücken, sie haben zwar eine Fahrkarte bezahlt, aber deshalb noch lange kein Recht, Raum zu beanspruchen.

"Sie breiten Taschen und Rucksäcke aus, sie reißen provozierende Witze, sie signalisieren ihrer Umwelt: Hoppla, hier sind wir, wir haben Spaß, was dagegen?"
Spaß hat man nach Meinung der Autorin im Alter nicht zu haben, und das Erzählen provozierender Witze gehört sich nicht, zumindest nicht für die Alten.

"Wir Einzelreisenden, die wir vielleicht gern gearbeitet hätten oder wenigstens ungestört die Zeitung gelesen, sind wie immer feige im Angesicht von Gruppen und sitzen nur mehr innerlich schäumend da: Jemand müsste denen mal Grenzen setzen. Ein paar Manieren beibringen."
Die feige, innerlich schäumende Alleinreisende, die so gerne arbeiten würde, um die Rente für die Alten zu verdienen, weiß sich nicht zu helfen, und ruft, in bekannter obrigkeitsstaatlicher Manier nach dem starken Mann. Der soll kommen und den Alten Grenzen setzen. Er soll ihnen Manieren beibringen, damit sie endlich ihre nervtötenden Verhaltensweisen abstellen.

"Es wird wirklich immer schwieriger mit den Alten von heute."
Ach wären doch wieder die von gestern da, die Unsichtbaren, die zu Hause die Möbel bewachen, keinen öffentlichen Raum beanspruchen, den Mund nicht aufmachen und dankbar sind, dass sie noch leben.

Quelle: ZEIT: Nr. 10 vom 1.3.2007

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