Schweiz - 26.07.2007 - von Dr. W. Rehberg
Altersdiskriminierung trifft man in der Schweiz noch ganz ungeniert bei Stellenofferten z.B. von der der Firma "esprit".
Beispiele:
Speditionskauffrau/-mann
Anforderungen:
* Kaufmännische Grundbildung ... Wir wenden uns an eine teamfähige, flexible, kommunikative und belastbare Person.
Alter 25-30
Bemerkungen
Es erwartet Sie ein junges Team und angenehme Anstellungsbedingungen.
Sachbearbeiter/-in Personalvorsorge
Aufgaben
Ziel der Stelle ist die Betreuung bestehender Kunden (KMU-Betriebe) ... Wir wenden uns an eine motivierte, junge Person mit einer selbständigen, speditiven Arbeitsweise, teamfähig und lernbereit.
Alter 20-25
Zolldeklarant/-in
Aufgabengebiet:
* Abwicklung von Import- und Exportverzollungen ...
Alter 22-35
Es ist daher dringend erforderlich, dass auch die Schweiz zuerst für das Problem der Altersdiskriminierung sensibilisiert wird und danach etwas dagegen unternimmt.
Aus diesem Grund machen wir aufmerksam auf ein Forschungsprojekt der FH St. Gallen, die uns um Unterstützung gebeten hat:
Haben Sie Altersdiskriminierung erlebt oder beobachtet? Berichten Sie Ihre Erfahrungen! Sie können hierzu das Formular auf der Projekthomepage www.altersdiskrimnierung.ch benutzen oder persönlich Kontakt aufnehmen:
FHS St.Gallen, Institut IFSA, Walter Rehberg, Industriestrasse 35, 9401 Rorschach – Telefon: 071 844 48 81.
Täglich erleben Menschen Benachteiligungen aufgrund ihres Lebensalters. Dennoch ist Altersdiskriminierung ein wenig diskutiertes Thema in der Schweiz.
In einem umfassenden Forschungsprojekt werden erstmals Erfahrungen von direkt Betroffenen gesammelt.
Haben Sie schon einmal eine Fernsehsendung über Altersdiskriminierung gesehen oder einen Zeitungsartikel zu diesem Thema gelesen? Wahrscheinlich nicht, denn Altersdiskriminierung wird als gesellschaftliches Problem nur zögerlich wahrgenommen.
Ganz allgemein wird in den Medien spärlich oder einseitig und abwertend über ältere Menschen berichtet. Sie werden entweder als unnütz, dement und hinfällig dargestellt, oder aber es wird das Gegenbild von sportlich-dynamischen Personen entworfen, die geradezu überschäumen von dauerndem Tatendrang.
In der Diskussion über den demografischen Wandel wird der zunehmende Anteil älterer Menschen meist vorbehaltlos als unerwünscht beurteilt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen ein einheitliches Bild: Einstellungen gegenüber älteren Menschen sind negativer als gegenüber jüngeren Menschen.
Sprachliche Abwertung
„Diese Einstellungen zeigen sich bereits in der Alltagssprache“, so Angeline Fankhauser, Ex-Nationalrätin und Co-Präsidentin der VASOS (Verband aktiver Senioren- und Selbsthilfeorganisationen in der Schweiz). Sie befasst sich auf politischer Ebene mit dem Thema Altersdiskriminierung und bekräftigt: „Wird das Wort ‚alt’ auf Personen bezogen, ist es oft negativ besetzt und steht für verbraucht, unnütz, unbeweglich, usw.“
Negative Einstellungen gegenüber älteren Menschen bleiben nicht ohne Folgen, sondern äussern sich in diskriminierendem Verhalten:
Ältere Mitarbeitende werden sozialverträglich frühverrentet, es wird weniger in sie investiert oder sie werden erst gar nicht eingestellt; Pflegekräfte reden in Kindersprache mit älteren Pflegebedürftigen, Ärztinnen nehmen die Beschwerden älterer Patienten nicht ernst.
Im öffentlichen Verkehr wird wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse von älteren Menschen genommen und häufig werden sie gar nicht nach ihrer Meinung gefragt. Klara Reber, Co-Präsidentin des Schweizerischen Seniorenrates bringt es folgendermassen auf den Punkt: „Altersdiskriminierung ist weit verbreitet. Es fehlen Informationen von direkt Betroffenen.“
Forschungsprojekt untersucht Formen und Häufigkeit von Altersdiskriminierung
Die Fachhochschule St.Gallen führt in Kooperation mit der Pro Senectute Schweiz und dem Amt für Soziale Dienste der Liechtensteinischen Landesverwaltung ein Forschungsprojekt zu diesem Thema durch.
Finanziert wird das Projekt vom Schweizerischen Nationalfonds.
In dem Projekt werden diskriminierende Alltagserlebnisse von älteren Menschen gesammelt und ausgewertet und es wird eine Bevölkerungsumfrage zur Häufigkeit derartiger Erlebnisse durchgeführt. Mit den Ergebnissen soll eine Diskussion über politische Massnahmen gegen Altersdiskriminierung angestossen werden.
Projektleiter
Prof. Dr. Walter Rehberg,
FHS St.Gallen - Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Institut IFSA
Industriestrasse 35
CH-9401 Rorschach
Telefon: +41 71 844 48 26
walter.rehberg@altersdiskriminierung.ch
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