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29.07.2025 - von Hanne Schweitzer
Monika Piel hat auf die Forderungen von Katharina Reiche reagiert. Reiche ist Bundeswirtschatsministerin und sie möchte das Rentenalter erhöhen. Auf 70, wie in den USA. Die Chefin vom Deutschen Gewerkschaftsbund, Monika Piel ist dagegen. Ihr genügt die aktuell gültige Regelung des Renteneintrittsalters: Rente ab 68, ab dem Jahr 2031.
Frau Piel sagt: "Ein höheres Rentenalter wäre nichts anderes als eine Rentenkürzung durch die Hintertür. Man weiss, dass die heutigen Rentner nicht so lange Rente beziehen werden wie ihre Eltern. Späte Rente bedeutet für viele einen frühen Tod. Wer viele Jahre hart gearbeitet hat, dessen Chance gesund ein hohes Lebensalter zu erreichen, ist viel geringer als die der anderen. Rente erst mit 70 bekommen, das belastet besonders ärmere, hart arbeitende Menschen." Laut DGB-Index Gute Arbeit gehen mehr als 40 Prozent der Beschäftigten nicht davon aus, dass sie ihre Tätigkeit bis zur Rente durchhalten können.
Deutschland, deine Rente. Niedrig.
Altersdiskriminierend weit unten sind deutsche Rennten beim Vergleich mit anderen OECD-Staaten. 2023 riet die Organisation für Ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesegierung, das Rentenalter an die Lebenserwartung zu koppeln." Das sei, so die nicht widerlegte Behauptung, ein geeignetes Instrument, um das Rentenniveau auch dann zu finanzieren, wenn es kein generelles Rentenalter mehr gibt, sondern die Statistik darüber entscheidet. Algorithmen.
Frau Reiche kennt den Vorschlag, Frau Piel auch.
Rentenkasse sollte gut gefüllt sein, wird aber geplündert
Rentenkassen werden gern geplündert, von Politikern, die mit dem Rentenkassengeld, das ihnen nicht gehört, Löcher im Haushalt stopfen! 2023 gab die Rentenkasse rund 112,4 Milliarden Euro für den Bund aus. Davon zurückgezahlt hat dieser aber nur 75 Milliarden.
So geht das seit Jahrzehnten. 2023 verlor die Rentenkasse durch die Schnorrerei des Bundes 38,8 Mrd. Euro. Dem Steuerzahler blieben diese 38,8 Mrd. Euro erspart, aber den Arbeitnehmern und Arbeitgebern fehlen sie. Das geht schon so seit 1957. 1957 lag der Zuschuss des Bundes bereits bei rund 24 Prozent der Einnahmen, sagt das Handelsblatt.
Im Zug der allgemeinen Verunsicherung braucht die Rentenversicherung mehr Einnahmen. Deshalb sollte der Bund alle gesamtgesellschaftlichen Aufgaben, die bislang aus der Rentenkasse geholt werden, endlich selbst bezahlen. Ausserdem sollte er damit beginnen, seine Schulden zurück zu zahlen. Die Rentenkasse braucht Erholung.
Frau Reiche verliert kein Wort über die Milliarden, die seit 1957 von der Rentenkasse für Leistungen gezahlt werden mussten, für die vorher nie auch nur ein Cent Beitrag bezahlt worden war. Frau Piel vom DGB fordert keine Komplett-Erstattung der nicht beitragsfinanzierten-Leistungen durch den Bund. Das Defizit beläuft sich laut Teufelstabelle aber inzwischen auf 1.023 Milliarden Euro!
Die Bundesregierung will den Ländern zur Stärkung der Justiz fast eine halbe Milliarde Euro "zur Verfügung stellen" hieß es heute. Eine halbe Milliarde, das wäre zumindest schon mal eine Anzahlung auf die mehr als 1.000 fehlenden Milliarden der Rentenkasse!
Im übrigen wies der stellvertretende Regierungssprecher Sebastian Hille ebenso wie der CDA Bundesvize Christian Bäumler auf eine entsprechende Festlegung im Koalitionsvertrag hin, wonach das Rentenalter nicht angetastet werden soll. Bäumler hielt nicht mit Kritik an Frau Reiche zurück. »Wer als Wirtschaftsministerin nicht realisiert, dass Deutschland eine hohe Teilzeitquote und damit eine niedrige durchschnittliche Jahresarbeitszeit hat, ist eine Fehlbesetzung«, sagte er.
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