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SH: Beratungen zu Diskriminierungen gehen nach Corona zurück

Foto: H.S.

12.06.2025 - von Evangelische Zeitung, NACHRICHTEN HEUTE

Die Antidiskriminierungsstelle des Landes Schleswig-Holstein hat 2023 und 2024 einen Rückgang an Beratungen verzeichnet. Insgesamt waren es 459 Vorgänge und damit rund 200 weniger als in den Jahren 2021 und 2022, wie die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Samiah El Samadoni, am Donnerstag in Kiel mitteilte. Der Rückgang sei mit dem Wegfall der Beratungen etwa zur Maskenpflicht in der Coronakrise zu begründen. Im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie sei der Beratungsbedarf aber gestiegen. Schwerpunkte seien weiterhin Benachteiligungen aufgrund einer Behinderung, der ethnischen Herkunft und des Geschlechts.

63 Fälle betrafen Diskriminierung im Arbeitsleben. Besonders Frauen meldeten sich, denen in Bewerbungsgesprächen unerlaubt Fragen zu Schwangerschaften und Kinderwunsch gestellt würden. Zunehmend seien aber auch Männer betroffen. So habe eine Bar in einer Stellenausschreibung ausdrücklich eine weibliche Servicekraft gesucht. Ein männlicher Erzieher in einer Kita sei wegen seines Geschlechts von seinen Kolleginnen gemobbt worden. Einem anderen Erzieher sei von Eltern grundlos Pädophilie unterstellt worden.

Die meisten Fälle, die an die Beratungsstelle herangetragen wurden, konnten durch Gespräche mit allen Beteiligten gelöst werden, sagte El Samadoni. Nur wenige endeten vor Gericht. Dazu gehörte ein Fall von Antiziganismus. Die Co-Vorsitzende der Bundesvereinigung der Sinti und Roma, Kelly Laubinger, wollte den Angaben zufolge im Oktober 2024 ein Zimmer für einen Schriftsteller buchen. Das Hotel lehnte ab mit der Begründung, schlechte Erfahrungen mit dem Namen Laubinger gemacht zu haben. Laubinger bekam vor Gericht Recht und der Hotelbetreiber musste 1.000 Euro Strafe zahlen.
Antidiskriminierungsstelle in Schleswig-Holstein verzeichnet weiterhin hohen Beratungsbedarf
Veröffentlicht 12. Juni 2025


Kiel Nachrichten heute
– Die Antidiskriminierungsstelle des Landes Schleswig-Holstein hat im Berichtszeitraum 2023 und 2024 insgesamt 459 Beratungsanfragen bearbeitet. Das teilte die Leiterin der Stelle, Samiah El Samadoni, bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts mit.

Die Schwerpunkte lagen dabei auf Benachteiligungen aufgrund von Behinderungen, ethnischer Herkunft und Geschlecht. Zwar seien die Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren gesunken, was jedoch auf das Wegfallen der Corona-Fälle zurückzuführen sei.

Auffällig im Berichtszeitraum waren laut El Samadoni zahlreiche Anfragen zu sexuellen Belästigungen durch Arbeitskollegen im Privatleben und deren Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis.

Auch Themen wie Mobbing und die Einrichtung betriebsinterner Beschwerdestellen hätten viele Anfragen ausgelöst. Die Leiterin wies darauf hin, dass das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in einigen Fällen an seine Grenzen stoße, etwa im schulischen Bereich oder bei Streitigkeiten in Vereinen.

El Samadoni mahnte zudem eine zunehmende sprachliche Verrohung in der Gesellschaft an.

Sie verwies auf diskriminierende Vorfälle, wie etwa rassistische Äußerungen in Stellenanzeigen oder Gesänge auf Sylt. Ein besonders gelagerter Fall von Antiziganismus führte zu einer gerichtlichen Verurteilung und Schadensersatz in Höhe von 1.000 Euro.

Die Antidiskriminierungsstelle fordert eine Ergänzung des AGG, um auch den Vereinsbereich besser abzudecken.

Quelle: epd