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Bielefeld: Die Faszination des Autoritären

07.10.2024

Antidemokratische Bestrebungen werden häufig als autoritär charakterisiert. Der „Lesekreis Kritische Theorie“ hat sich in den vergangenen Monaten intensiv damit beschäftigt. Auf der Veranstaltung wollen wir unsere Erkenntnisse vorstellen und diskutieren, inwiefern der Begriff des Autoritären und die dahinterstehende Theorie geeignet sind, aktuelle Phänomene wie den gesellschaftlichen Rechtsruck besser zu verstehen.

Autoritäre Verhältnisse sind einerseits dadurch gekennzeichnet, dass Regierungen ihre Macht ausüben, ohne die Bevölkerung und ihre gewählten Vertreter*innen zu beteiligen. Andererseits finden solche Herrschaftsformen vielerorts beträchtliche Unterstützung in der Bevölkerung. Gibt es ein Bedürfnis nach Unterwerfung?

In drei Kurzreferaten werden wir zunächst die Theorie und ihre Anwendung in der Sozialforschung vorstellen:

Schon zum Ende der 1930er Jahre haben die Sozialwissenschaftler*innen der „Frankfurter Schule“ (Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Erich Fromm u.a.) in ihrer Kritischen Theorie den Begriff des „Autoritären Charakters“ entwickelt. Unter Rückgriff auf die Psychoanalyse Sigmund Freuds konnten sie anhand empirischer Untersuchungen zeigen, dass rechte Denk- und Handlungsweisen ihre Wurzeln haben in gesellschaftlichen Entwicklungen, aber auch im individuellen Charakter.

In seinem 1941 erschienenen Buch „Escape from Freedom“ (deutsch: „Die Furcht vor der Freiheit“) hat Erich Fromm die grundlegende Theorie des „Autoritären Charakters“ entwickelt. Zwar werden die Individuen in der bürgerlichen Gesellschaft von alten Abhängigkeiten des Feudalismus befreit, zugleich jedoch erfahren sie ihre Ohnmacht gegenüber den neuen, marktgesteuerten Verhältnissen. Viele reagieren darauf mit Angst und Abwehr, suchen Halt bei alten und neuen Autoritäten.

Auf diese Theorie greifen aktuelle Untersuchungen wie die „Leipziger Autoritarismusstudien“ zurück, entwickeln sie weiter, um heutige Verhältnisse erfassen und verstehen zu können. Angesichts vielfältiger Krisenerscheinungen, damit verbundener Verunsicherungen und Ohnmachtserfahrungen rebellieren viele Menschen gegen demokratische Institutionen, sie wünschen sich eine Macht, die wieder Ordnung in ihr Leben bringt und ihnen Sicherheit garantiert.

Die einleitenden Kurzreferate halten Klaus Kock, Hans-Georg Pütz und Mark Schäfers. Danach besteht genügend Zeit zur Diskussion.


Veranstaltungsort Bürgerwache am Siegfriedplatz Rolandstraße 16 33615 Bielefeld
Zeit 07.10.2024, 20:00 - 22:00 Uhr

Eine Veranstaltung des Rosa-Luxemburg-Clubs Bielefeld und der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW
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