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Da hagelt es Protest wie jetzt in Kleincarsdorf ...

Foto: H.S.

21.04.2023 - von Hartmut Jeromin

Für ein Brötchen, lese ich, braucht es 0,06 qm Acker, also ca.1000 Körner Weizen …
Wenn ich so bei meinem täglichen Spaziergang auf der Bank am Eichberg sitze und in die nahe und weitere Landschaft aus 300 m über NN auf Kreischa mit seinen Ortsteilen blicke, fallen mir viele rote Dächer ins Auge. Und sehr viele davon sind Neubauten aus den letzten 30 Jahren. Die wohlhabenden Städter zog es aufs Land. Und der Trend ist noch voll im Gange, immer wieder findet jemand eine Baulücke oder einen Bauplatz auf neu erschlossenem Bauland.
Viele dieser Bauten wurden auf sehr fruchtbarem Nutzland errichtet, manchmal auf wertvollem alten Gartenland.

Und so stieg und steigt die Einwohnerzahl Kreischas. Die Geburtenrate spiegelt das wider: Von nur 15 Geburten im Jahr 1992 stieg diese stetig an bis sie 2012 die Zahl 65 erreichte. In den 90iger Jahren sollte der Schulstandort geschlossen werden, heute muss erweitert werden. Jetzt wird immer noch 1 ½ Klassenstärke je Jahrgang erreicht, mit weiterem Bauland kann sich das also auch schnell wieder ändern. 2021 wurden immerhin 41 Bauanträge für Wohnhäuser an die Bauverwaltung gestellt.

Wer oder was veranlasst eigentlich die Stadtbewohner aufs Land zu ziehen und dort zu bauen? Welche soziale Schicht ist also zeitweilig so mobil? Aus Sicht des Bürgermeisters und der ortsansässigen Handwerke sicher ein guter Trend. Aber Land ist eine feststehende Größe! Es kann nicht beliebig vergrößert werden.

Wir rechnen mal 300 qm Fläche je Einfamilienhaus, 40 Bauanträge belegen dann mindestens 12000 qm Nutzland, ca. 1 ha! In einem Jahr!

Was könnte auf diesen Flächen auch produziert werden? Von dem ha könnten 70 dt Weizen geerntet werden. Je qm Acker erbrächte 50 Weizenähren mit je etwa 40 Körnern. Also 20000 Korn…das reichte für 2 Kg Brot oder 16 Brötchen u.s.w.

Gut das sind oft Randflächen, Splitterflächen oder Abrissareale. Aber auch nicht immer und überall. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die Stadtflucht wie eine Heuschreckenplage, sie frisst Land!

Gut geht`s auf dem Land vor allem den Kindern: Sie atmen Landluft, sie haben hausnahe Spielflächen, oft einen Pool, einen Veranda, Haustiere, einen Grillplatz und was da noch mehr so Bequemlichkeiten sind. Sehe ich täglich. Der Verkehr in die Stadt nimmt zu, die Eltern fahren auf Arbeit. Die Stadtbevölkerung entmischt sich sozial! Mit allen bekannten Folgen. Und weiteren Ansprüchen. Stellflächen für Autos oder Wohnmobile, Garagen, Hobbyräume, Freisitze, Zufahrten, Solaranlagen, Veranden, manchmal gar Gemüsebeete, Tomaten, Beerenobst, Kaninchen oder Hühnerställe.

Und natürlich Hunde. Wenn es hoch kommt gar ein Pferd. Deren Hinterlassenschaften räumt selten jemand weg, ist ja auf dem Land. Aber wehe, ein Agrarbetrieb will eine Stallanlage errichten. Da hagelt es Protest wie jetzt in Kleincarsdorf. Von Menschen mit eigenem Anspruchsdenken! Deren Kinder nutzen oft die Gesamtlandschaft, besonders in gewissem Alter, wenn die motorisierten Zweiräder Interessant werden. Es gibt also auch immer negative Aspekte der Stadtflucht, Konfliktpotenzial. Die Heimatlandschaft muss nicht zersiedelt werden, sie ist nicht nur zum Wohnen da, es muss auch was wachsen. Und dazu eignen sich nun mal die Agrarflächen. Das war schon früher so und wird auch in Zukunft so sein. Und wer das nicht einsehen kann soll dahin gehen, wo der Pfeffer wächst meint Hartmut Jeromin, der aber auch gerne in Kreischa lebt!

Quelle: Hartmut Jeromin