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Geriatriespezifische Versorgung akut bedroht

29.09.2022 - von Bundesverband Geriatrie

Eine Umfrage des Bundesverbandes Geriatrie bei seinen rund 400 Mitgliedern zeigt ein dramatisches Bild: In einzelnen Bereichen ist die Belegung im Vergleich der Jahre 2019-21 um 50 % gesunken. Gleichzeitig bestehen zum Teil erhebliche Wartezeiten für die geriatriespezifische Versorgung.

„Wirtschaftlich stehen die Geriatrien mit dem Rücken an der Wand“, zeigt sich Dirk van den Heuvel, Geschäftsführer Bundesverband Geriatrie, alarmiert. „Ohne Inflationsausgleich werden weite Teile der geriatriespezifischen Versorgung kurzfristig wegbrechen.“

Pandemie verringert Kapazitäten

Während der Hochphase der Corona-Pandemie wurden in zahlreichen Krankenhäusern entweder Geriatrien in COVID-19-Stationen umgewandelt, oder das gut ausgebildete geriatrische Fachpersonal wurde zur Versorgung von COVID-Erkrankten abgezogen. Dadurch verringerte sich die der Altersmedizin zur Verfügung stehende Bettenkapazität. Im Bereich der geriatrischen Rehabilitation mussten die Kapazitäten insbesondere aus Hygiene- und Infektionsschutzgründen deutlich reduziert werden. Darüber hinaus wurden in Pandemiezeiten Rehabilitationskapazitäten in „Hilfskrankenhäuser“ umgewandelt und waren für die Reha nicht mehr verfügbar. Die Erhebung zeigt: Insgesamt liegt der Einbruch in stationären geriatrischen Einrichtungen bei 20 %, im Bereich der teilstationären tagesklinischen Versorgung sogar bei über 50 %.

Inflation verhindert Reaktivierung der Kapazitäten

Nachdem sich die Corona-Situation – zumindest temporär – etwas entspannt hat, kommt es trotzdem nicht zu einer Reaktivierung der ursprünglichen Versorgungskapazitäten. Durch die hohe Inflation und den Energiekostenanstieg ist keine ausreichende Refinanzierung gegeben. „Da die Kliniken ihre Leistungen zu einem fest vereinbarten Preis anbieten müssen, ist ein wirtschaftlicher Betrieb der Betten bzw. Rehabilitationsplätze nicht mehr möglich“, erläutert van den Heuvel. Waren die Tagessätze der Krankenkassen bereits vor Corona in weiten Teilen nicht kostendeckend, seien sie angesichts der Inflation nicht einmal mehr ansatzweise auskömmlich. Da die Corona-Pandemie die Rücklagen der Einrichtungen aufgezehrt habe, seien keine Reserven mehr vorhanden, um Defizite auch nur vorübergehend auszugleichen.

Komplettes Aus der Versorgung verhindern

Ohne Unterstützung sind die Einrichtungen daher gezwungen, ihr Angebot aus wirtschaftlichen Gründen weiter einzuschränken – bis hin zur kompletten Aufgabe der Versorgung, wie es in einzelnen Fällen wie z. B. in Würzburg bereits passiert ist. Hinzu kommt: Geriatrische Patientinnen und Patienten gehören zu den Corona-Risikogruppen, sodass auch weiterhin umfassende Hygienevorgaben und -maßnahmen in den Einrichtungen umzusetzen sind. Dieser zusätzliche finanzielle Aufwand wurde bis Mitte des Jahres durch die Hygienezuschläge finanziert und fiel danach ersatzlos weg.

„Schon die wirtschaftlichen Herausforderungen der Pandemie haben die Geriatrien zum Teil überfordert“, macht van den Heuvel deutlich. „Corona plus Inflation plus Energiepreissteigerungen sind ohne Hilfe eine toxische Kombination.“ Vor diesem Hintergrund fordert der Bundesverband Geriatrie sowohl für Krankenhäuser als auch für Rehabilitationseinrichtungen eine zügig einzuführende Kombination aus Hygienezuschlägen und Inflationsausgleich.

Quelle: PM , 29.9.2022