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Warnstreik der Hafenarbeiter in Hamburg, Emden, Brake + Wilhelmshafen, Verdi zieht positive Bilanz

Foto: H.S.

24.06.2022 - von HiHo, verdi, ZDS

An den großen Seehäfen droht wegen eines Warnstreiks für 24 Stunden Stillstand. Unzufrieden mit den Ergebnissen der vierten Verhandlungsrunde im Tarifstreit um die Entlohnung der Hafenarbeiter hat die Gewerkschaft Verdi Tausende Beschäftigte aufgefordert, mit Beginn der Frühschicht die Arbeit niederzulegen. Betroffen seien die Häfen Hamburg, Emden, Bremerhaven, Bremen, Brake und Wilhelmshaven. Die coronabedingt ohnehin schon chaotische Abfertigung von Container- und Frachtschiffen droht damit vollends aus dem Tritt zu geraten.

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) hält den Warnstreik für unverhältnismäßig und fordert ein Vermittlungsverfahren um den Streik zu stoppen. Nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft stecken in der Nordsee inzwischen mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau. Alleine in der Deutschen Bucht warteten 15 große Containerschiffe auf ihre Abfertigung in Hamburg oder Bremerhaven.

Bereits vor der dritten Verhandlungsrunde hatten Hafenarbeiter erstmals seit Jahrzehnten bei einem Warnstreik mehrere Stunden die Abfertigung von Schiffen weitgehend lahmgelegt und die ohnehin massiven Verspätungen an der Kaikante weiter vergrößer.

Verdi sieht die Forderungen der Arbeiter gefährdet. "Das von den Arbeitgebern in der vierten Verhandlungsrunde vorgelegte Angebot ist völlig unzureichend: Es hat keine substanzielle Verbesserung zum vorherigen Angebot gebracht, sondern sich als klassische Mogelpackung entpuppt", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth.

Verdi zieht im Tarifkonflikt mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS)* eine positive Bilanz der 24-stündigen Warnstreiks an deutschen Seehäfen, die heute Morgen (24. Juni 2022) mit Beginn der Frühschicht beendet wurden

„Insgesamt haben sich rund 8.000 Kolleginnen und Kollegen an den Warnstreiks beteiligt. Das ist ein ganz starkes Signal an die Arbeitgeber, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und ein deutlich verbessertes Angebot vorzulegen“, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth. Das zuletzt vorgelegte Angebot der Arbeitgeber habe im Vergleich zum vorhergehenden keine substanzielle Verbesserung enthalten und sei deshalb für ver.di nicht annehmbar gewesen. Warnstreiks hatte es in den Seehäfen Emden, Bremerhaven, Bremen, Brake, Wilhelmshaven und Hamburg gegeben.
„Es kann nicht sein, dass die Arbeitgeber einen Inflationsausgleich über die gesamte Laufzeit des Tarifvertrages verweigern und die Beschäftigten mit den Auswirkungen der rasant steigenden Preise künftig allein lassen wollen“, sagte Schwiegershausen-Güth weiter. „Die Beschäftigten haben in den letzten Jahren hochflexibel bis an die Belastungsgrenze gearbeitet. Sie halten die Lieferketten zusammen, haben echte Anerkennung und einen gerechten Anteil verdient.“

ver.di fordert für die rund 12.000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Unternehmen in Niedersachsen, Bremen und Hamburg eine Erhöhung der Entgelte um 1,20 Euro pro Stunde sowie einen tatsächlichen Inflationsausgleich bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Zudem fordert ver.di die Erhöhung der jährlichen Zulage für Vollcontainerbetriebe um 1.200 Euro.

* Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V. vertritt in den Lohntarifverhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di die Interessen jener 58 seiner 156 Mitgliedsunternehmen, die an den entsprechenden Lohntarifvertrag gebunden sind. Dieser gilt für rund 12.000 Mitarbeitende in Hamburg, Niedersachsen und den bremischen Häfen.

*Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe
Hamburg, 08.06.2022.
Mit großem Unverständnis hat der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) zur Kenntnis genommen, dass die ver.di-Bundestarifkommission zu Warnstreiks im Lohntarifkonflikt aufgerufen hat. Angesichts des bestehenden, vorbildlichen Tarifvertragswerks, aber insbesondere angesichts der aktuellen Probleme in den Lieferketten und des ersten, guten Arbeitgeberangebotes sind aus Sicht des ZDS die Arbeitskampfmaßnahmen völlig unverhältnismäßig. ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel: „Wir befinden uns mitten in einer absoluten Ausnahmesituation. Die weltweiten Lieferketten sind stark gestört. Von der einen Seite kommt eine große Welle verspäteter Schiffe auf uns zu, auf der anderen Seite gibt es große Engpässe im Güterverkehr der Bahn. Jetzt zu Warnstreiks aufzurufen ist absolut verantwortungslos. ... Link

Hamburg, 10.6.2022.
"... Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) hat in der gestrigen dritten Verhandlungsrunde der Tarifgespräche ein neues Angebot vorgelegt und ist dabei den Forderungen der Gewerkschaft deutlich entgegengekommen.
Kern des Angebots ist eine Anhebung der Stundenlöhne um 90 Cent und eine Erhöhung der A-Pauschale in Vollcontainerbetrieben um 600 € bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Außerdem sollen Sonderzahlungen zur Abfederung der gestiegenen Lebenshaltungskosten über 1.000 Euro in Vollcontainerbetrieben bzw. 500 Euro in konventionellen Betrieben geleistet werden. Umgerechnet entspricht das Angebot einem Volumen von 7,8 % bzw. 6 % bei einer Laufzeit von 12 Monaten. ..."

Bremen/Hamburg 21.6.2022.
"... Zum Stand der Verhandlungen erklärt Ulrike Riedel, Verhandlungsführerin des ZDS:
„Wir haben ein sofort wirksames Volumen von bis zu 11 %, davon eine dauerhafte Erhöhung der Löhne um bis zu 7,2 %, angeboten. Dies geht auf Grundlage der von ver.di geforderten Komponenten über eine echte Reallohnsicherung hinaus, zu der dann noch die Entlastungspakete der Bundesregierung kommen. Damit liegen wir deutlich über vergleichbaren, aktuellen Tarifabschlüssen. Wir sind im Interesse der Funktionsfähigkeit der deutschen Seehäfen und unserer Rolle für die Versorgungssicherheit über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer Mitgliedsunternehmen gegangen. ver.di hat sich in vier Verhandlungsrunden nicht kompromissbereit gezeigt und hat weitere Streikmaßnahmen angekündigt. Heute Nacht hat es erhebliche Sachbeschädigungen am Bürogebäude der BLG Logistics Group AG & Co KG gegeben. Wir verurteilen diesen blinden Vandalismus. Wir fordern ver.di auf, umgehend in ein geordnetes Vermittlungsverfahren mit uns zu gehen und damit unserer gemeinsamen Verantwortung in dieser von multiplen Krisen geprägten Zeit gerecht zu werden.“

Quelle: faccebook, verdi, ZDS