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Alt gilt als minderwertig und hässlich

12.07.2006 - von Franziska Mühlbauer

Als ich vor 4 Jahren meinen jetztigen Mann (Afrikaner, 17 Jahre jünger) heiraten wollte, meinte der Standesbeamte, aufgrund des Altersunterschiedes müsse man von einer Scheinehe ausgehen. Da ich aus reiner Liebe geheiratet habe, ja sogar heiraten musste, weil mein Mann sonst abgeschoben worden wäre, hat mich das regelrecht schockiert. Ich dachte immer Männer und Frauen hätten vor dem Gesetz die gleichen Rechte. Niemand würde von Scheineheabsichten reden, wenn der Mann älter ist als die Frau bzw. die gleiche Hautfarbe haben. Natürlich wußte ich, dass in unserem Land die Verbindung ältere Frau und jüngerer Mann extrem mit Vorverurteilungen besetzt ist. Größere Altersunterschiede in Partnerschaften leider generell. Aber ist die Frau älter, ist das wie ein "Verbrechen". Wie kann ein jüngerer Mensch an einem älteren Menschen überhaupt Gefallen finden, ihn begehrenswert finden!? Die Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz ect. ist also nicht vom Himmel gefallen, sondern hat ihre erzieherischen Wurzeln. Was alt ist, wird als minderwertiger, als hässlicher definiert. Es gibt Kulturen, da wird das Alter, der reife Mann, die reife Frau bewundert, verehrt. Leider jedoch muss man sagen, kehren auch in diesen Kulturen die sog. westlichen Werte ein und setzen auch dort in den Köpfen der jungen Menschen den Vormarsch der Altersdiskriminierung in Gang. Ich glaube, der Grund liegt darin, dass jüngere Menschen einfach weniger Erfahrungen haben und deshalb besser manipulierbar sind. Menschen mit längeren Reifeprozessen sind einfach lebenserfahrener, klüger. Man sagt ja auch nicht umsonst "Jung und dumm (im Sinne von naiv). In einem Wirtschaftssystem, wie es sich die letzten 10 Jahre erschreckenderweise entwickelt hat, ist Weitblick. Lebenserfahrung nicht erwünscht. Schließlich will man ja "alles umkrempeln", modernisieren, wie es so schön heisst.

Die Altersdiskriminierung ist wirtschaftlich gewollt, das steht fest. Dass sie gesellschaftlich akzeptiert wird, liegt in ethischen Erziehungs-, Bildungs-, Wertedefiziten. Was glauben Sie, welche seelischen Konflikte ich selbst in mir trage wegen meinem jüngeren Mann! Ich selbst trage die Diskriminierung in mir, reagiere wegen dem Altersunterschied mit Angst, Misstrauen ec. Und von Behörden wie dem Standesamt, wurde diese Angst noch verstärkt, obwohl ein Standesbeamter eigentlich die eigenen Grundrechte kennen müsste. Offensichtlich ist das ganz und gar nicht der Fall. Meine Ehe leidet extrem unter der Altersdiskriminierung, die von aussen an uns herangetragen wird und uns selbst in unserem eigenen Vorstellungen geprägt hat. Wegen dem Altersunterschied als solchen gibt es in meiner Ehe keine Probleme, im Gegenteil, das allgemein "abwertende Gefühl" macht uns Probleme, schafft ein Gefühl, als wäre unsere Ehe etwas "Unnormales"! Da frag ich mich wirklich welchen Bildungsgrad dieses Land eigentlich hat, welche Vorstellung von christlichen Werten, auf die man ja angeblich soviel Wert legt, sich sogar noch rühmt mit ihnen.

Quelle: Mail ans Büro gegen Altersdiskriminierung

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