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Altersdiskriminierung durch Bank: Wehe Du willst KEIN elektronisches Postfach

Foto: H.S.

28.06.2022 - von M.S.

28.6.2022: Die Anzahl inländischer Zweigstellen verringerte sich im vergangenen Jahr deutlich um fast 10 Prozent auf 21 712, wie die Deutsche Bundesbank am
Montag mitteilte. Insgesamt wurden in dem Jahr 2388 Zweigstellen geschlossen, nach 2567 im Jahr 2020. FAZ, 28.6.2022

9.6.2022: Meine Eltern bekamen von ihrer Bank ein Schreiben bzgl. der „Einführung" eines elektronischen Postfaches. Also habe ich mich darum gekümmert.
Nach einer Telefonwartezeit von 20 Minuten inklusive der vorher zu erledigenden - gefühlten 20 Auswahlmöglichkeiten, so schnell komme ich oft gar nicht hinterher … Drücken sie die 1 für… die 2 für…, die 3 für… die 4 für… die 5 für… HILFE ... zumal manchmal gar nicht das dabei ist, was ich an Auskunft benötige.

Immer ruhig atmen, denke ich während der Wartezeit, bzw. stelle das Telefon auf laut - Rekordzeit bisher gehalten von der Telekom: 45 Minuten Wartezeit - was ja eine Verbraucher*innen-unfreundliche Sache ist, und einem die Zeit stiehlt, ...

Als sich endlich ein Mensch in der Leitung meldet, frage ich ihn, wie und ob es denn möglich sei, meinen Eltern die analoge Papierform der Kontoauszüge zu erhalten. Die Antwort lautet: "Ja". Jedoch müssten meine Eltern erst einmal dem elektronischen Postfach widersprechen, und das innerhalb einer bestimmten Frist nach Erhalt des Schreibens.

Keine weiteren Infos, der Bank-"Beratende" wollte schon fast auflegen.

Auf meine Frage, ob damit weitere Kosten verbunden seien:

"Ja, eine Pauschale pro zugestellter Post, je nach Brief, mit unterschiedlicher Pauschale, die aber automatisch abgebucht würde."

Ich finde es unmöglich, dass weder im Schreiben an meine Eltern noch am Telefon transparent und selbstverständlich Auskunft über diese Zusatzkosten gegeben wurde.

Dies erwähnte ich gegenüber dem "Berater".

Dieser wies mich auf das (gefühlt 1.000 seitige) Preis-Leistungsverzeichnis der Bank hin (haha, Schriftgröße 6!). Deshalb könne man nicht behaupten, die Bank arbeite nicht transparent.

Dies ist, hinsichtlich der Mehrkosten, die Senior*innen ohne elektronisches Postfach entstehen, über die nicht transparent und nachvollziehbar informiert wird, eine Altersdiskriminierung.

Das Schlimme: Es ist nur EIN Beispiel für zusätzliche Kosten die anfallen, wenn Menschen nicht in der digitalisierten Welt mitspielen können, so wie meine betagten Eltern oder andere Leute, die vielleicht auch nicht in der digitalen Welt agieren können - oder wollen. Denn die gibt es ja auch!

Es kann doch nicht „rechtens“ sein, dass Rentner*innen bzw. Senior*innen finanziell, physisch, psychisch und moralisch so im Stich gelassen werden … und dann noch für eine selbstverständliche Dienstleistung bezahlen müssen.
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Leider haben es die Banken und Versicherungen verstanden, 2006 ,vor der Verabschiedung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes mit ihrer Lobby dafür zu sorgen, dass Ungleichbehandlungen wegen des Alters bei Banken und Versicherungen nicht justiziabel sind.
Die Freiheit der Wirtschaft Verträge abzuschließen mit wem immer sie wollen, hat immer noch Vorrang vor dem Schutz vor Altersdiskriminierung.

Quelle: Mail an die Redaktion