Foto: H.S.
26.03.2022
Ein niederländisches Forscherteam hat eine Methode entwickelt, mit der sich Plastikpartikel im Blut nachweisen lassen. Bei ersten Messungen wurden nach einem Bericht in Environment International (2022; DOI: 10.1016/j.envint.2022.107199) bei 17 von 22 Blutspendern 4 verschiedene Polymere gefunden.
In den letzten Jahren konnte gezeigt werden, dass kleinste Kunststoffpartikel, die in Verbrauchsgegenständen aber auch Kosmetika oder Zahnpasta enthalten sind oder beim Zerfall von Kunststoffprodukten entstehen, in die Nahrungskette gelangen. Sie wurden inzwischen in Stuhlproben, menschlichen Kolektomiepräparaten und in einer Studie sogar in der Plazenta nachgewiesen.
In die Plazenta können sie nur über den Blutkreislauf gelangt sein. Einem Team um Marja Lamoree von der Vrije Universiteit Amsterdam ist es jetzt gelungen, 4 verschiedene Plastikpolymere im Blut aufzuspüren.
In der Hälfte der Proben wurde Polyethylenterephthalat gefunden, besser bekannt unter der Abkürzung PET. Aus ihm bestehen viele Kunststoff- oder PET-Flaschen. Am zweithäufigsten waren Polystyrole, aus denen ebenfalls viele Verpackungen wie Jogurtbecher hergestellt werden. Polystyrole wurden bei 8 Blutspendern nachgewiesen.
Insgesamt 5 Probanden hatten Polyethylen im Blut. Der weltweit am meisten verbreitete Kunststoff wird für Plastikverpackungen und Folien verwendet. Bei 1 Proband wurde Polymethylmethacrylat (PMMA) nachgewiesen. Zu ihm gehört beispielsweise Plexiglas aber auch in der Medizin verwendetet Produkte wie Intraokularlinsen oder Knochenzement, die als bioverträglich eingestuft werden.
Neuer Umweltrisikofaktor: Mikroplastik führt zu Gefäßentzündung bei Mäusen
Vermeintlich gleichartige Mikroplastikpartikel sind unterschiedlich toxisch
PET-Mikroplastik: Säuglinge stärker als Erwachsene betroffen
Die Forscher wiesen die Partikel nach doppelter Pyrolyse mit einer Gaschromatografie mit Massenspektrometriekopplung nach. Die Partikel haben eine Größe von mehr als 700 Nanometer und die Konzentration betrug durchschnittlich 1,6 µg/ml, was vergleichbar ist mit einem Teelöffel Plastik auf 1.000 Liter Wasser (10 große Badewannen).
Ob und wie die Plastikpartikel der Gesundheit schaden, ist unklar. Denkbar ist, dass sie Entzündungsreaktionen stimulieren. Der Nachweis im Blut könnte jetzt Studien ermöglichen, die den Einfluss von Mikro- oder besser Nanoplastik auf die Gesundheit untersuchen.
Weitere Artikel, nach dem Datum ihres Erscheinens geordnet, zum Thema
Gesundheit:
24.03.2022: Covid-19-Pandemie: Studie zu Langzeitbelastungen in der Pflege
22.03.2022: Corona-Impfpflicht für über 50Jährige gefordert
22.03.2022: Bagso fordert Impfpflicht für alle Erwachsenen
Alle Artikel zum Thema
Gesundheit