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Die Corona-Massnahmen verselbstständigen sich mehr und mehr

Foto: H.S.

07.10.2021 - von Frank Scheffold

Mit der Ausweitung der Zertifikatspflicht setzt sich der schleichende Prozess der oft willkürlichen Freiheitseinschränkungen fort. Das Zertifikat wird zur Pflicht für alle Arten von Alltagsgeschäften und zum Nachweis für sozial angemessenes Verhalten. Ohne Covid-Zertifikat ist vieles nicht mehr möglich.

Seit Beginn der Corona-Krise stehen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie in der Kritik. Viele der restriktiven Massnahmen, wie Lockdowns und Shutdowns, Reisebeschränkungen, im benachbarten Ausland auch längere Schulschliessungen und Maskenpflicht für Kinder, widersprechen früheren Plänen zur Pandemiebekämpfung.

Die Wirksamkeit vieler dieser Massnahmen über den gesamten Verlauf der Pandemie ist bis heute wissenschaftlich kaum belegt und umstritten. Ein klarer Zusammenhang zwischen der Strenge der Massnahmen für verschiedene Länder oder Regionen und den Opferzahlen während der Pandemie ist nicht ersichtlich. Zudem wurden Massnahmen oft verschärft, wenn die Infektionswellen bereits wieder rückläufig waren, so dass ein möglicher Effekt weitgehend verpuffte. Blinder Aktionismus

Zuletzt war zu beobachten, dass die Reproduktionszahl in der Schweiz zwar bis Anfang August stark anstieg (auf 1,5), dann aber bis zum Tag der Einführung der Zertifikatspflicht am 13. September auf einen niedrigen Wert (unter 0,8) abgerutscht ist und seither dort verharrt. Auch die möglichen Kollateralschäden der Massnahmen wurden kaum bedacht, und so sind die globalen Verwerfungen, die wir derzeit erleben, von Produktionsausfällen aufgrund unterbrochener Lieferketten bis zur drohenden Inflation, letztlich eine Folge der Massnahmen und nicht der Pandemie selber. ...


Der Autor: Frank Scheffold ist Professor für Physik an der Universität Freiburg und ehemaliges Mitglied des Nationalen Forschungsrats beim Schweizerischen Nationalfonds
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Quelle: NZZ, 6.10.21