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Tariflöhne 2021 durchschnittlich nur um um 1,6 Prozent gestiegen

Foto: H.S.

02.08.2021 - von WSI

Unter Berücksichtigung der im 1. Halbjahr 2021 abgeschlossenen Tarifverträge und der in den Vorjahren für 2021 bereits vereinbarten Tariferhöhungen steigen die Tariflöhne in diesem Jahr um durchschnittlich 1,6 Prozent. Dies ergibt sich aus der aktuellen Halbjahresbilanz, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung vorlegt.

Werden nur die im 1. Halbjahr 2021 getätigten Neuabschlüsse berücksichtigt, so steigen die Tariflöhne um 1,1 Prozent. Die bereits 2020 oder früher vereinbarten Tarifabschlüsse schlagen für das Jahr 2021 hingegen mit 2,0 Prozent zu Buche, so dass sich insgesamt eine Tariferhöhung von 1,6 Prozent ergibt.

Erstmals seit 10 Jahren fällt die um die Preissteigerung bereinigte reale Tariflohnentwicklung mit einem Minus von 0,2 Prozent sogar leicht negativ aus. Verantwortlich hierfür ist neben der rückläufigen Tariflohnentwicklung auch ein stärkerer Anstieg der Inflationsrate, der vor allem auf höhere internationale Rohstoff- und Energiepreise sowie die Rückkehr zu den normalen Mehrwertsteuersätzen in Deutschland
zurückzuführen ist. In den letzten 20 Jahren gab es lediglich drei Jahre, in denen die Tariflöhne langsamer als die Preise stiegen: Hierzu gehören die Jahre 2006 und 2007 sowie zuletzt das Jahr 2011.

Die größte Tarifauseinandersetzung im 1. Halbjahr 2021 fand in der Metall- und Elektroindustrie statt, die nicht nur die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu bewältigen hat, sondern sich in weiten Teilen auch mitten in einem tiefgreifenden Transformationsprozess befindet. Vor diesem Hintergrund lag der Schwerpunkt der IG Metall in dieser Tarifrunde neben der Einkommensverbesserung vor allem auf der Beschäftigungssicherung. Der Ende März 2021 erzielte Tarifabschluss sieht für das Jahr 2021 für alle Beschäftigten eine Corona-Prämie von
500 Euro vor, während eine dauerhafte Entgelterhöhung in Form eines sogenannten Transformationsgeldes erst im Februar 2022 fällig wird. Letzteres kann auf betrieblicher Ebene auch zur Beschäftigungssicherung
verwendet werden, z. B. als Teillohnausgleich für eine temporäre Arbeitszeitverkürzung.

Neben den stark krisenbetroffenen Branchen mit eher verhaltenen Tarifzuwächsen gibt es jedoch auch einige Branchen mit vergleichsweise höheren Tariflohnsteigerungen von 2 und mehr Prozent, wie z. B. die Energiewirtschaft oder das Nahrungsmittelgewerbe. Im größten privaten Krankenhauskonzern Helios steigen die Tariflöhne durchschnittlich nach dem Konzerntarifvertrag im Jahr 2021 um 2,8 Prozent.

Darüber hinaus ist es nach Schultens Analyse erstmals seit langem wieder gelungen, in der Fleischwirtschaft einen branchenspezifischen Mindestlohn von anfänglich 10,80 Euro pro Stunde zu vereinbaren, der nun auf Grundlage des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes allgemeinverbindlich erklärt werden soll. Der vereinbarte Fleischmindestlohn liegt damit 12,5 Prozent oberhalb des aktuell gültigen gesetzlichen Mindestlohns von 9,60 Euro, der bislang vielen Beschäftigten in der Branche gezahlt wurde.

Ab September beginnen die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst bei den Ländern. „Die Tarifrunde 2021“, so das Fazit von Schulten, „ist noch lange nicht zu Ende. In den kommenden Monaten stehen im Gegenteil noch einige wichtige Tarifauseinandersetzungen an. Hierzu gehören mit dem Einzelhandel, dem Öffentlichen Dienst der Länder und dem Bauhauptgewerbe gerade solche Branchen, in denen die Corona-Pandemie den Beschäftigten ganz besondere Leistungen abverlangt hat.

RENTENHÖHE HÄNGT VON LOHNHÖHE AB!

Quelle: PM WSI