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Corona-Statistik + Betonierung des inadäquaten Instruments Lockdown

Foto: H.S.

05.03.2021 - von D. M.

Es ist bekannt, dass die meisten Menschen von Corona nichts mehr hören können und/oder eh bereits eine feste Meinung haben. Jedoch den aktuellen kurzen Artikel vom Kölner Statistikexperten Prof. Gerd BOSBACH sollte man/frau noch gelesen haben.
Bosbach hat sich auf seine gewissenhafte Weise nach intensiver Beschäftigung mal wieder zur Corona-Statistik geäußert (in der Berliner Zeitung). Dass er das so leicht verständlich und mit konkreten Vorschlägen macht, ist klasse. Zum Inzidenzwert schreibt er:
„Die Inzidenz wäre eine halbwegs taugliche Krücke, wenn man wüsste, dass die Dunkelziffer gleich hoch bliebe. Tut sie aber nicht. Um die Dunkelziffer zu bestimmen, müsste eine repräsentative Bevölkerungsgruppe getestet werden.“

Die flächendeckende sowie regelmäßige repräsentative Untersuchung zur tatsächlichen Covid-19-Krankheitshäufigkeit in Deutschland verweigert das Robert-Koch-Institut bedauerlicherweise immer noch. Die aktuellen Massentestungen ändern daran nichts. [Anmerkung: Die Dunkelziffer der nicht erkannten, weil z.B. symptomlos infizierten Menschen, beträgt in Deutschland vermutlich Faktor 4. Das Missverhältnis von diagnostizierten Coronaerkrankten zur tatsächlichen Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) ist enorm]

Zur Datenlage über die Viren-Mutationen ist Bosbachs Artikel Ermutigendes zu entnehmen. So auch über den häufig für Angstszenarien verwendeten Begriff „Exponentialfunktion“. Siehe Berliner Zeitung unter: Link

Der Kölner Internist Prof. Matthias SCHRAPPE schreibt in einem ebenfalls im Februar erschienenen Artikel (Zeitschrift FOCUS) u.a. von der „Betonierung des inadäquaten Instruments Lockdown“:
Matthias SCHRAPPE: „Der Begriff Inzidenz ist schon unzulässig und falsch. Die Melderaten, die sehr unzuverlässig sind, werden da einfach hochgerechnet. Wenn sie viel testen, sind die Zahlen hoch, testen sie wenig, sind sie niedrig. Es ist ein Skandal, dass mit diesen Zahlen gesteuert werden soll“ […] „Die Problematik beim Lockdown ist, dass man damit die Zahlen zwar schönen kann. Aber was macht man, wenn man wieder aufhören will? Die Logik dieses Instruments ist, dass man es immer weiter anwenden muss. Denn sonst werden die Zahlen ja wieder schlechter. Ich fürchte daher, es wird zu einer Betonierung dieses inadäquaten Instruments „Lockdown“ kommen.“ […]
„Wir werden mit dem Virus leben müssen, mit den Erkrankungen, die es auslöst, und wir werden uns um die Erkrankten kümmern. Kinder werden sich infizieren, eine Teilimmunität erwerben und wenn sie sich als Erwachsene wieder infizieren, kriegen sie Schnupfen. So wird es weitergehen.“ […]

Ich finde es bedauerlich, wenn bei Meinungsumfragen nun eine Stimmung gegen den Corona-Lockdown zum Ausdruck kommt, die lediglich einer gewissen „Lockdown-Müdigkeit“ geschuldet ist. Damit würde eine Irrationalität fortgesetzt – nur im anderen Extrem.

Quelle: Berliner Zeitung, 18.2.2021, Focus,23.2.2021