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Kulturzentrum Libertatia in Thessalonki braucht Solidarität

Foto: H.S.

Griechenland - 14.01.2021

Das 2018 von Nazis in Brand gesteckte Zentrum in Thessaloniki - wird wieder aufgebaut „… Seit dem Beginn der Hausbesetzung 2008 sind Aktivist*innen der Libertatia an den gesellschaftlichen Kämpfen in Thessaloníki beteiligt. Genannt seien hier nur die Solidaritätsaktionen mit Geflüchteten, der Kampf gegen die Sonntagsarbeit an der Seite von Basisgewerkschaften, oder die Verteidigung der von Räumung bedrohten selbstverwalteten Seifenfabrik Vio.Me, die seit 2012 von Arbeiter*innen besetzt ist.

Heute ist das ausgebrannte neoklassizistische Gebäude von einem hohen Metallzaun umgeben. Die leeren Fensterhöhlen laden nicht unbedingt zum Verweilen ein. Während der nationalistischen Mobilisierung im Zuge des Namensstreits mit dem griechischen Nachbarstaat Nordmazedonien, hatte ein Mob von 150 Nazis und rechten Fußballhooligans, am 21. Januar 2018, das Libertatia angegriffen. Mehrere Nationalisten traten die Tür ein und legten Feuer im Inneren des Hauses, das bis auf die Grundmauern abbrannte. (…)

An der Geschichte des Hauses wird deutlich, dass die griechische Region Makedonía und ihre Hauptstadt Thessaloníki nicht immer so griechisch und christlich-orthodox waren, wie Nationalisten behaupten. Bis vor nicht einmal 100 Jahren lebten in der Stadt über 70 000 Türkinnen und Türken, rund 60 000 sephardische Jüdinnen und Juden sowie 30 000 Griechinnen und Griechen, zudem Sinti und Roma, bulgarische, slawische und albanische Minderheiten. 1922/1923 wurde die türkische Bevölkerung im Zuge des griechisch-türkischen Bevölkerungsaustauschs vertrieben. Die jüdische Bevölkerung wurde 1942/1943 in deutsche Konzentrationslager deportiert und ermordet. Viele Griechinnen und Griechen haben diesen Teil der Stadtgeschichte verdrängt.

Nach den erfolgreichen 3-tägigen Feierlichkeiten zum 12-jährigen Besetzungsjubiläum Mitte Oktober 2020 gelang es den Besetzerinnen und Besetzern Ende November ohne weitere polizeiliche Störung die schweren Teerbahnen zu verlegen. Das Dach ist damit kurz vor Beginn der Regensaison winterfest. Um den Wiederaufbau des Hauses als antifaschistisches Zentrum im kommenden Jahr ein gutes Stück voranzutreiben, startet nun im Winter eine Spendenkampagne…“ – aus dem Solidaritätsaufruf „Thessaloniki: Libertatia wiederaufbauen!“ von Ralf Dreis am 06. Dezember 2020 beim Griechenland Solidaritätskomitee Köln

Libertatia Thessaloniki: Zwischenstand – Spendenkampagne noch bis zum 15. Februar
“… nach nunmehr einem Monat Spendenkampagne möchte ich euch mitteilen, dass bis einschließlich 08.01.2021 auf unserem Solidaritätskonto bei der FAU-Frankfurt 3060,- Euro für den Wiederaufbau des 2018 von Nazis niedergebrannten besetzten Hauses Libertatia in Thessaloniki eingegangen sind. Heute wurden die ersten Gelder nach Thessaloniki überwiesen.

Ich übermittele hiermit allen Genoss*innen und allen Unterstützer*innen der Libertatia ein großes Dankeschön der Besetzer*innen aus Thessaloniki und der Genoss*innen der FAU-Frankfurt. Nicht zuletzt möchte ich mich persönlich bei allen für ihren solidarischen Beitrag bedanken.

Die Spendenkampagne wird noch bis zum 15. Februar weiterlaufen und wir hoffen auf weitere Spenden. Wie gesagt, jede*r der/die 10,- Euro erübrigen kann ist aufgerufen den Wiederaufbau des Hauses zu unterstützen. Solidarische Grüße, Ralf Dreis” am 8.1.2021 per e-mail – wir schließen uns der Bitte an! (Siehe das Spendenkonto weiter unten)

„Antifa heißt Häuser bauen“ von Ralf Dreis am 03. Dezember 2020 in der jungle world
(Ausgabe 49/2020) zum keineswegs „ruhigen“ Wiederaufbau Libertatias: „…»Nicht zu vergessen die ständigen Bullenübergriffe«, wirft Lia ein. Wiederholt seien während der Bauarbeiten Polizeieinheiten angerückt, bereits zwei Mal hätten sie Leute festgenommen ­sowie Baumaterial und Werkzeuge beschlagnahmt. Den jungen Leuten wird unter anderem illegale Bautätigkeit vorgeworfen »Unser Zimmermann war fast mit dem Dachaufbau fertig, als ihn die Bullen festnahmen«, erzählt Lia lachend.

Um das Dach fertigstellen zu können, habe man kurz darauf zu ­einer Kundgebung am Haus aufgerufen. Während 250 Leute fünf Stunden lang rund um das Gebäude ausgeharrt hätten, seien andere auf dem Dach gewesen, um Bretter zu vernageln. Von einem Balkon des Nachbarhauses grüßt ein älterer Mann: »Na, Kinder, plant ihr wieder illegale Sachen?« »Klar, Giórgo*, es muss ja weitergehen«, lacht Státhis. Das Verhältnis zu den meisten in der Nachbarschaft ist hervorragend. Dimítris sagt: »Sie helfen aus, spenden mal was, kochen während der Bautage oder warnen uns, wenn die Bullen auftauchen.«

Beide Male, als Polizisten die Baustelle stürmten, um Leute festzunehmen, hätten sich Nachbarn von ihren Balkonen aus eingemischt und die Beamten beschimpft. Unter der im Juli 2019 von der konservativen Nea Dimokratia gebildeten ­Regierung haben sich die Repressalien deutlich verschärft. Der parteilose Bürgerschutzminister Michalis Chrysochoidis, ein hardliner in Sachen law and order und ehemaliger Sozialdemokrat, ließ noch im Sommer desselben Jahres die meisten von Flüchtlingen besetzten Gebäude in Athen räumen, ­später auch anarchistische Besetzungen. Brutales polizeiliches Vorgehen gegen Flüchtlinge, Anarchisten und andere Linke bis hin zur Folter von Demonstrierenden bleibt ungestraft, manchmal gibt es eine polizeiinterne Untersuchung ohne Konsequenzen. Obwohl im August das wichtige besetzte anarchistische Zentrum Terra incognita in Thessaloniki geräumt wurde, ist Státhis optimistisch…“

Libertatia wiederaufbauen! Unterstützung für das anarchistische Zentrum Libertatia in Thessaloníki, Griechenland
“… Die Fortschritte beim Wiederaufbau der Ruine sind beeindruckend. Das neue Dach ist fast fertig. Zwischendecken werden eingezogen und im kleineren Hinterhaus sind einzelne Räume schon verputzt und gestrichen. Am schlimmsten sei es gewesen, betont eine Aktivistin, die Tonnen von Bauschutt und verbrannten Balken zu entsorgen. Wochenlang habe man Dreck geschippt. Danach sei es besser geworden, doch es gehe nur langsam voran. Dies liege einerseits am Geldmangel, dann sei noch der Corona-Lockdown hinzu gekommen und nicht zu vergessen die andauernde Repression durch die Polizei. Wiederholt seien während der Bauarbeiten starke Polizeieinheiten angerückt, zweimal wurden während der Arbeit Leute festgenommen, Baumaterial sowie Werkzeug beschlagnahmt, zuletzt am 23. August 2020.

Um das Dach fertig stellen zu können, mussten die Besetzer*innen zu einer Kundgebung am Haus mobilisieren. Während 250 Leute fünf Stunden lang um das Haus ausharrten, vernagelten andere Bretter auf dem Dach. Das zeigte zwar die momentanen Grenzen staatlicher Macht, doch kosten solche Aktionen viel Kraft. Seit Regierungsantritt der rechten Néa Dimokratía im Sommer 2019 hat sich die Repression gegen den inneren Feind extrem verschärft. (…) Nach den erfolgreichen dreitägigen Feierlichkeiten zum zwölfjährigen Besetzungsjubiläum Mitte Oktober 2020 gelang es den Besetzer*innen Ende November ohne weitere polizeiliche Störung die schweren Teerbahnen zu verlegen. Das Dach ist damit kurz vor Beginn der Regensaison winterfest. Um den Wiederaufbau des Hauses als antifaschistisches Zentrum im kommenden Jahr ein gutes Stück voranzutreiben, startet nun im Winter eine Spendenkampagne.” Der gleiche Artikel von Ralf Dreis (FAU Frankfurt) vom 30. Dezember 2020 in Direkte Aktion externer Link – ebenfalls mit Spendenkonto der FAU Frankfurt/M.: FAU-Frankfurt a.M.
IBAN: DE24 5005 0201 0107 9966 96
BIC: HELADEF1822
Frankfurter Sparkasse

Quelle: Labournet.de