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Wie Merkel den sogenannt harten Lockdown begründet, Aufregung in Leopoldina, Bernd Raffelhüschen

Foto: H.S.

18.12.2020 - von Hanne Schweitzer, P.R.-S.

Mit einem Papier der "Leopoldina", für die auch Joachim Sauer, der Ehemann von Angela Merkel tätig ist, begründet die Bundeskanzlerin ihre Pläne für den sogenannt "harten" Lockdown zwischen dem 16. Dezember und 10. Januar 2921. Das viereinhalbseitige Papier der Nationalen Akademie der Wissenschaften "Leopoldina", die 2017 mit der Forderung für Aufregung gesorgt hatte, dass 1.600 Krankenhäuser hierzulande geschlossen werden müssten, Link wird in der WELT vom 11. Dezember 20 hinter der Bezahlschranke unter der Überschrift "Das Leopoldina-Desaster" von Jörg Phil Friedrich hart kritisiert. Link

Ergänzend zu der vernichtenden WELT-Analyse des Papiers der Leopoldina regt sich auch innerhalb der Akademie Widerstand: Prof. Dr. Michael Esfeld, selbst Akademie-Mitglied und an der Universität von Lausanne tätig, forderte den Leopoldina-Präsidenten Gerald Haug, in einer Protestnote auf, die besagte Stellungnahme der Leopoldina zurückzuziehen.

Protestnote im Wortlaut:
“Sehr geehrter Herr Kollege Haug,[/b]
mit Bestürzung habe ich die heute veröffentlichte Stellungnahme der Leopoldina zur Kenntnis genommen, in der es heißt:
„Trotz Aussicht auf einen baldigen Beginn der Impfkampagne ist es aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt notwendig, die weiterhin deutlich zu hohe Anzahl an Neuinfektionen durch einen harten Lockdown schnell und drastisch zu verringern.“

Diese Stellungnahme verletzt die Prinzipien wissenschaftlicher und ethischer Redlichkeit, auf denen eine Akademie wie die Leopoldina basiert. Es gibt in Bezug auf den Umgang mit der Ausbreitung des Coronavirus keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die bestimmte politische Handlungsempfehlungen wie die eines Lockdowns rechtfertigen. Wir haben es mit der üblichen Situation einer wissenschaftlichen Kontroverse zu tun, in der verschiedene Standpunkte mit Gründen vertreten werden:

• Innerhalb des engeren Kreises der Experten von Virologie und Epidemiologie ist die Strategie zum Umgang mit der Ausbreitung des Coronavirus umstritten. Der Seite von Virologen und Epidemiologen, die scharfe politische Maßnahmen fordern, steht eine andere Seite von Virologen und Epidemiologen gegenüber, die mit Gründen einen nur auf die Risikogruppen fokussierten Schutz empfehlen, ausgedrückt zum Beispiel in der von führenden Medizinern verfassten Great Barrington Declaration.

• Im weiteren Kreis der Wissenschaftler ist höchst umstritten, ob der Nutzen scharfer politischer Maßnahmen wie ein Lockdown die dadurch verursachten Schäden aufwiegt – und zwar Schäden an zukünftigen Lebensjahren, die in Deutschland und anderen entwickelten Ländern infolge eines Lockdown verloren gehen, Todesfälle durch einen erneuten Anstieg der Armut in den Entwicklungsländern usw. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, gemäß denen die verlorenen Lebensjahren den maximal erreichbaren Nutzen geretteter Lebensjahre um ein Vielfaches übersteigen werden.

• Ethisch gibt es insbesondere in der auf Immanuel Kant zurückgehenden Tradition Gründe, grundlegende Freiheitsrechte und die Würde des Menschen auch in der gegenwärtigen Situation für unantastbar zu halten. Zur Würde des Menschen gehört dabei insbesondere die Freiheit, selbst entscheiden zu dürfen, was die jeweilige Person als ein für sie würdiges Leben erachtet und welche Risiken sie für diesen Lebensinhalt einzugehen bereit ist in der Gestaltung ihrer sozialen Kontakte.

In einer solchen Situation wissenschaftlicher und ethischer Kontroverse sollte die Leopoldina ihre Autorität nicht dazu verwenden, einseitige Stellungnahmen zu verfassen, die vorgeben, eine bestimmte politische Position wissenschaftlich zu untermauern. Ich möchte Sie daher höflichst bitten, die entsprechende Stellungnahme umgehend als Stellungnahme der Leopoldina zurückzuziehen.

Hochachtungsvoll
Prof. Dr. Michael Esfeld
Lehrstuhl Wissenschaftsphilosophie Universität Lausanne
Mitglied der Leopoldina seit 2010


[b]Professor Dr. Raffelhüschen und Professor Dr.Michael Esfeld[/b]
Dem Brief des Wissenschaftsphilosophen liegt ein Aufsatz zugrunde, den der Autor Michael Esfeld unter dem Titel "Wissenschaft und Aufklärung in der Corona-Krise", auf der Webseite des schweizerischen "Liberalen Instituts" zur Verfügung gestellt hat. Darin geht der Professor davon aus, dass COVID-19 nur für Menschen im hohen Alter und insbesondere mit entsprechenden Vorerkrankungen gefährlich sei. "Für alle anderen Personengruppen liegt die Gefährlichkeit im Bereich der allgemein akzeptierten, alltäglichen Risiken (wie zum Beispiel tägliche Autofahrten von ca. 100 km)." "Unbestritten", so Esfeld, "stehe fest, dass durch einen Lockdown oder ähnliche Zwangsmaßnahmen ... Lebensjahre gerettet werden könnten." Aber: Durch Zwangsmaßnahmen des Staates gingen "auch Lebensjahre verloren - etwa durch wirtschaftliche, gesundheitliche und soziale Folgeschäden, die durch die staatlichen Maßnahmen angerichtet werden.

Esfeld zitiert in seiner Beweisführung unter anderem auch Bernd Raffelhüschen. Der Schreck aller Rentner hat die Anzahl der durch einen Lockdown gewonnenen und der verlorenen Lebensjahre in einer Studie verglichen. "Demnach sind das reale Wirtschaftswachstum (nach Abzug der Inflation) und der Gewinn an Lebensjahren sehr eng miteinander korreliert", weil, - Achtung: "reales Wirtschaftswachstum durch technischen Fortschritt einschließlich des medizinisch-technischen Fortschritts erzielt wird." Dementsprechend sei der Rückgang des Wachstums mit einem Verlust an Lebensjahren der Bevölkerung verbunden. Anders gesagt: Die Zahl der durch den Lockdown in Zukunft verlorenen Lebensjahre sei höher als die Zahl der durch den Lockdown maximal gewonnenen Lebensjahre. Noch anders gesagt: Die Schäden des Lockdown übersteigen seinen Nutzen.

Jau, aber wem nutzt der Lockdown, wer profitiert davon ausser Amozon und Co. und unsere Luft!? "NUR DIE RISIKOGRUPPEN". Das sind die RentnerInnen und die Hochaltrigen, die Vorerkrankten, die Chroniker, die Vulnerablen, also die Verletzlichen. Eine Impfgruppen-Zugehörigkeit wurde uns staatlicherseits ja bereits verpasst. Jetzt wird Schuld zugewiesen. Den ganzen Zirkus haben wir doch nur für Euch Alte und Schwache gemacht. Und jetzt stellt sich heraus, das die Jüngeren das Nachsehen haben. Denn wenn Raffelhüschen richtig gerechnet hat, haben sie Lebenszeit verloren. Und das, obwohl am 19.12.2020 in der Süddeutschen zu lesen stand: "Sorge und Schutz sind wieder zentrale Aufgaben des Regierungshandelns". Zentrale Aufgabe in Zukunft: Schaffung einer pandemischen Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Bereits am 7.12. 20 veröffentlichte die FAZ Iim Wirtschaftsresort einen Beitrag von Professor Victor Chernozhukov, Professor Martin Spindler und Philipp Bach. Unter der Überschrift "Ein Lockdown ist für alle eine schlechte Idee" veröffentlichten die drei Statistiker Berechnungen, wonach "ein gezielter Lockdown, der sich insbesondere auf die Kontakte mit der älteren Bevölkerung bezieht, die ökonomischen Folgeschäden bei niedriger Mortalität zu verringern" in der Lage sei. Sie empfehlen daher, "die staatlich angeordneten Maßnahmen für Gruppen mit hohem und niedrigem Niveau zu unterscheide und und insbesondere die ältere Bevölkerung zu schützen." Also: Isolation, Kontaktsperren, keine Teilnahme am sozialen Leben, Überwachung.

In einem am 27. Dezember veröffentlichten Brief hat Thomas Aigner, Professor für Geowissenschaften an der Universität Tübingen, seinen Austritt aus der Akademie der Wissenschaften zu Mainz erklärt und mit der Untätigkeit dieser Akademie gegenüber dem ad hoc Gutachten der nationalen Leopoldina Akademie der Wissenschaften vom 8. Dezember 2020 zugunsten eines erneuten harten Lockdowns begründet. [1] Brief nachfolgend im Wortlaut: Link

Bei dieser Gelegenheit sei an den Einwurf aus dem Sommer 2020 von Knut Mellentien erinnert. "Die Wegsperr-Option der Alten bleibt auf dem Tisch", Büro gegen Altersdiskriminierung unter: Link
Hanne Schweitzer

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- Aufsatz Esfeld: siehe Webseite des Liberalen Instituts unter: Link

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- Tagesspiegel am 17.12.2020: 17.12.2020, 17:16 Uhr
Corona-Kurswechsel kommt zu spät Die Bundesregierung hat beim Schutz der vulnerablen Gruppen versagt. Zu lange wurde auf Beschränkungen für alle gesetzt, anstatt besonders Gefährdete zu schützen. Eine andere Strategie hätte Leben gerettet. Ein Gastbeitrag von Wolfgang Kubicki unter: Link

Quelle: diverse