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ALSO NEULICH - GEDICHT VON HERBERT WITZEL

Foto: H.S.

05.06.2022 - von Herbert Friedrich Witzel

Also Neulich 3

war der Staat da

Eigentlich wollte ich ihn raus
schmeißen aber er war so fertig
mit den Nerven da hab ich ihn dann doch
auf einen Stuhl gesetzt und er
durfte sich
ausheulen wie gesagt eigentlich
wollte ich meine Ruhe haben aber ich
hatte echt Angst er
tut
sich
was
an.


Also Neulich 5

war mal wieder einer
da Der wollte den Staat
sehn (die kommen immerzu
mir weil ICH HAB DEN
SCHLÜSSEL hähä)

Ich hab ihm erstmal Ein
tritt abgeknöpft und
dann aufgeschlossen und
da saß also der Staat auf
seiner Pritsche ange
kettet und die Füße im
Holzblock Was?
sagte mein Typ Ist das der Staat? Echt? Den
hatt ich mir viel freier vor
gestellt.

Tja sagte der
Staat. Das sagen alle wenn
sie mich mal kennen
gelernt
haben.

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Seit den 80iger Jahren befindet sich der undatierte Ausriss des Gedichts "Also Neulich", das in der taz abgedruckt war, in meinem Archiv. Mittlerweile ist das Papier vergilbt und in drei Teile zerfallen. Macht aber nix.

Die Kontaktaufnahme mit dem Autor, Herbert Friedrich Witzel, vor etwa einem Jahr, ergab zum Erscheinungsdatum das Folgende. Witzel: "Die erste taz erschien am 22. September 1978, hab ich gerade von Wikipedia erfahren, und das Gedicht muss in den ersten drei taz-Jahren erschienen sein, als Autorinnen und Autoren dort noch so viel Platz hatten wie die Indianer früher mal in Nordamerika. Außerdem gaben die Setzer noch in Klammern ihren Senf dazu. Im Vergleich zu Heute war es eine Sandburg am Strand (unterm Pflaster), die inzwischen zur Hüpfburg für Nachwuchs-Journalisten geworden ist. Aber gut, dass es sie gibt.
Von meiner Lebenskurve und dem poetischen Größenwahn her, der zum Schreiben eines solchen Gedichtes gehört, tippe ich auf 1980."

Witzel hat in seinem Verlag worttransport, siehe: Link u.a. ein Buch über die österreichische Gründerin der "Weltbewegung gegen Rassenhass und Menschennot" (1933), Irene Harand herausgegeben. Das "ausdrucksstarke Stück Widerstands-Litera­tur gegen den Nationalsozialismus wurde von Harand 1935 im Wiener Selbstverlag veröffentlicht". Für ihren Widerstand gegen Antisemitismus und Nationalsozialismus wurde sie von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" geehrt.

Irene Harland: „Antwort an Hitler 1935 – Sein Kampf“
ISBN 978-3-944324-62-3, 243 Seiten mit einem Porträtfoto der Autorin, 20.00 Euro.
Bestellen beim Verlag worttransport versandkostenfrei unter: Link

Quelle: Privates Archiv Schweitzer, Herbert Friedrich Witzel, Verlag worttransport