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Reisserischer geht`s nimmer - Demografie im ZDF

06.12.2005

Diesen Artikel der ZDF Heute-Redaktion sollte man sich unter dem Aspekt der Stimmungsmache und einer propagierten Ausweglosigkeit durchlesen. Ausgerechnet in dem Moment, wo die ersten Zweifel an all den Berechnungen für die nächsten Jahrhunderthälften lauter werden, versucht das ZDF Katastrophenstimmung zu verbreiten. Schon die Überschrift soll uns wohl das Blut in den Adern stocken lassen!

"WENN DER MENSCH GEHT, KOMMT DER WOLF
Droht Deutschland der Kollaps durch Überalterung? Vergreisung, Verarmung, Verelendung: Mögliche Folgen des Geburtenrückgangs und der alternden Gesellschaft sind laut einer Forsa-Umfrage bisher kaum ins öffentliche Bewusstsein der Deutschen gedrungen. Allenfalls wenn die Abrissbirne wieder eine Plattensiedlung zertrümmert hat, wird uns klar, dass leerstehende Wohnungen das Resultat einer schrumpfenden Gesellschaft sind. Bundespräsident Horst Köhler hat nun gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung das "Forum demographischer Wandel" begründet, um Wege aus der Krise aufzuzeigen.

Die Überalterung hat Deutschland fest im Griff - und seit der Wende hat sich der Prozess noch dramatisch beschleunigt. Die Geburtenrate hat zu Beginn der neunziger Jahre im Osten mit 0,7 den niedrigsten Wert erreicht, den man jemals in der Welt gemessen hat, mit Ausnahme des Vatikans. Seit zwei Jahren schrumpfe Deutschland; bis zum Jahre 2050 werde das Land den Prognosen zufolge acht Millionen Einwohner weniger haben. "Die Folgen sind gravierend", sagt Reiner Klingholz vom Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung.

Besonders in Ostdeutschland ist der Bevölkerungsverlust spürbar. Die qualifizierten Arbeitskräfte, und darunter vor allem die Frauen, haben ihre Heimat verlassen, um im Westen Arbeit zu finden. Die zurückgebliebenen Männer haben geringere Chancen, eine Familie zu gründen. In den einst blühenden (!!) Städten Hoyerswerda, Schwedt, Guben oder Weißwasser stehen Zehntausende Wohnungen leer. In der Lausitz sorgte der Bevölkerungsschwund dafür, dass sogar solch scheue Tiere wie Wölfe eine neue Heimat (!!!) fanden.

Für die Übriggebliebenen ist das Leben trostlos (!!!): Das nächste Krankenhaus zwei Stunden entfernt, die einzige Bäckerei hat geschlossen, Busse umfahren das Dorf weiträumig und Kinder sah man zuletzt vor einigen Jahren (!!!) im Ort. Nur die Alten und die sozial Schwachen bleiben zurück. Die haben besonders unter den Folgen der Dorf-Verödung zu leiden: Der Hausarzt kommt frühestens in einigen Stunden, Postamt und Bank sind ohne Auto unerreichbar, die Lebensmittel bringt der Sozialdienst. Wenn dann di letzten Einwohner weggezogen oder gestorben sind, werden die Dörfer einfach abgerissen (!!!).

Dieses Szenario ist bereits Realität in einigen Regionen
Mecklenburg-Vorpommerns, Brandenburgs und Sachsen Anhalts. "Rückbau" lautet der Fachbegriff dafür. "Das Schlimmste für die verbleibenden Leute ist, wenn dann noch die Schule zumacht. Das ist dann das entscheidende Signal für viele Leute wegzuziehen", meint Klingholz. Mehr als 2000 Schulen wurden seit der Wende in Ostdeutschland geschlossen. In dünn besiedelten Regionen müssten Schulkinder deshalb einen Weg von 60 Kilometern auf sich nehmen (!!!)- für eine Strecke.

Trotz der schlechten Prognosen für Vororte ziehen die Leute weiterhin in die Grüngürtel. "Sobald die, die in den letzten 20 Jahren rausgezogen sind, älter werden oder sterben, fallen die Immobilienpreise, denn es wächst ja keine gleichgroße Generation nach. Das ist insofern problematisch, als viele Leute in ihren Immobilien einen wichtigen Teil ihrer Altersversorgung sehen", erklärt Klingholz. "Wir laufen auf eine massive Veränderung der Gesellschaft zu", sagt er. (Aber wer ist wir?) Dörfer werden sich auflösen, der Frauenmangel in den Krisenregionen wird sich verstärken, die Geburtenrate wird niedrig bleiben, die Zahl der RentnerInnen steigen. Im Jahre 2030 wird das Verhältnis von Einzahlern und Empfängern für die Renten 1:1 betragen, während heute noch zwei Arbeitnehmer einen Rentner finanzieren (!!!).

Qualifizierte Arbeiter fehlen. "Das ist das allergrößte Problem. Die Krise der Rentenkassen mit 80 Milliarden Euro Defizit pro Jahr hat mit dem demographischen Faktor noch nichts zu tun. Das heißt, uns steht eine Implosion der sozialen Sicherung erst noch bevor", warnt Klingholz. Ab 2015 gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente, dann könnte es eng werden, sagt der Geschäftsführer des Berlin-Instituts. "Die Leute werden länger arbeiten müssen, weil sie mit 60 einfach keine Rente bekommen werden. Das ist zwar de facto eine Rentenkürzung im Vergleich zu heute, aber es ist die einzige Lösung (!!!)."

(Die Pläne der Nationalsozialisten nach einem gewonnen Krieg sahen vor, die Rente abzuschaffen und durch eine lebenslange Arbeitspflicht zu ersetzen. Nur Sieche sollten zu Hause bleiben dürfen und alimentiert werden.)

Alarmierend wird die Situation auf dem Arbeitsmarkt sein: Deutschland bräuchte als Hightech-Standort ein überproportional gutes Bildungssystem. Denn um die Auswirkungen des demographischen Wandels abzufedern, benötigt die Bundesrepublik vor allem qualifizierte Arbeitskräfte. "Die ganze Innovation und Produktionssteigerung muss demnächst aus einer schwindenden Zahl von Köpfen kommen. Diese Zahl ist heute nur noch halb so groß wie vor 30 Jahren", so Klingholz. Während heute ältere Mitarbeiter gern in den Vorruhestand geschickt werden, wird die Belegschaft in einigen Jahren zu einem großen Teil aus Über-50-Jährigen bestehen. Die Unternehmen müssen sich darauf einstellen, auch die älteren Arbeiter weiterzubilden.

Vorbild DDR?
Lösungen sind dringend gefragt. Neben der Familienplanung könnten eine gesteuerte Migration, bessere Integration, längere Lebensarbeitszeiten und kürzere Ausbildungszeiten die Folgen des Demographieproblems abfedern. Gemeinden, die von Entsiedelung besonders betroffen sind, könnten durch Rückbau und Renaturierung der Außenbezirke sparen und ihre Innenstädte attraktiver gestalten. (Aber für wen? Für die Wölfe?)

Doch all das hilft kaum gegen den Bevölkerungsschwund. Deutschland braucht mehr Nachwuchs. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass eine gute Familienpolitik durchaus etwas bringen kann. Schweden, Frankreich oder Australien haben ihre Geburtenrate durch bessere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und finanzielle Anreize steigern können. Selbst die DDR, die durch Auswanderung, Pillenknick und fehlende Migration auszubluten drohte, hat ihre Geburtenrate durch billige Kredite und Wohnungen für Familien innerhalb von nur drei Jahren auf 1,9 steigern können.
Potz Blitz!

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?ID=1096
Quelle: ZDF

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