Diskriminierung melden
Suchen:

Bildzeitung schwätzt mal wieder über JUNG GEGEN ALT + ARD führend bei Negativberichterstattung über Trump

Weimar, 2007 Foto<: H.S.

23.05.2017 - von Hanne Schweitzer

Die ARD ist das Medium, das am negativsten über US-Präsidenten Donald Trump berichtet, teilt das Shorenstein Center an der Harvard-Universität mit. Analysiert wurde die Berichterstattung der ersten 100 Tagen von Trumps Amtszeit. Für die Studie nutzten die Wissenschaftler Berichte aus den Printausgaben von „ New York Times“, „Wall Street Journal“ und „Washington Post“, ausserdem TV-Beiträge der US-Fernsehsender CBS, CNN, Fox News und NBC, sowie drei europäische Nachrichtenmedien – die britische "Financial Times“ sowie die beiden "news outlets" : BBC und ARD.

Die mit Darstellungskuchen reich versehene Studie ziert ein Foto. Darauf ist ein am Schreibtisch sitzender, gut gelaunter Trump zu sehen, der eine Mappe mit Papieren in die Kamera hält und dabei umringt ist vom klatschenden Lehrkörper des Shorenstein Centers, wo schon etliche Studien angefertigt wurden, über die sich der Präsident gefreut hat. (Aktuell freuen er und seine Freunde sich wohl mehr über den Waffendeal mit den Saudis, der erstmal 110 Milliarden Dollar bringen soll.
Zum Shorenstein Center: Link

JUNG GEGEN ALT
titelt die Bildzeitung auf Seite 2 am 20. Mai 2017. Das war nicht nur der erste Geburtstag von Cle, den er nicht mehr erlebt hat, sondern auch der Samstag, an dem es der 1. FC. Köln in die Europa League schaffte und die Manager des Vereins das als gutes Omen nahmen für ihre Stadionvergrößerungsabsichten. Im Gespräch ist entweder ein Neubau VOR den Toren der Stadt oder der Umbau des Müngersdorfer Stadions, damit dort statt 50.000 Zuschauern 75.000 reinpassen. Und wenn dann zu jedem Spiel 60.000 Zuschauer kämen, so kalkulierte FC. Manager Spinner, bedeute das eine Umsatzsteigerung von 10 bis 15 Millionen Euro. Das ändert an der Verhunzung des Kölner Grüngürtels, die vom 1. FC Köln durch die Bebauung des Parks und das Anlegen weiterer Trainingsfelder betrieben wird, nichts. Der FC, der ist seit einigen Jahren "Kölle", und deshalb gilt es als richtig, wenn die Stadt Köln dem Verein ein großes Stück des öffentlichen Parks zur Nutzung überlässt. Über die Altersstruktur der 89.000 FC-Mitglieder, die ein Wahl- und Stimmrecht bei der Mitgliederversammlung haben, ist wenig bekannt.

Bei der Altersstruktur der 61,9 Millionen in diesem Land Wahlberechtigen ist das anders. "Die ab 60 Jährigen stellten bei der Bundestagswahl 2013 gut ein Drittel aller Wähler“, Das soll wohl schlimm sein, denn Bundeswahlleiter Roderich Egeler interpretierte die Zahlen auf einer Pressekonferenz in Berlin so: „ältere Wähler beeinflussen immer stärker den Wahlausgang“. Die sehr viel größere Gruppe der 30 bis 59Jährigen Wahlberechtigten ignorierte er komplett. Obwohl diese knapp die Hälfte aller Wahlberechtigten stellen, werden sie mit keinem Wort erwähnt.

9,8 Millionen Wahlberechtigte sind unter 30 Jahre.
30,8 Millionen Wahlberechtigte sind zwischen 30 und 59 Jahre: .
21,3 Millionen Wahlberechtigte sind über 59.

"destatis" kommentierte den Fakt, dass es mehr über 59 Jährige als unter 30Jährige gibt, mit: "mehr als doppelt so viele wie die jüngere Generation". Wenn nun aber als "die Jüngeren" alle unter 30Jährigen gelten, gehören die 30 bis 59 Jährigen auch zu den Älteren. Folglich gibt es 52,1 Millionen ältere Wahlberechtigte - und damit fast sechsmal so viele wie Jüngere! Wenn schon, denn schon!
Aber so meinen es die Berichterstatter nicht. Sie haben nur die Ü-60-Wähler, egal, ob in der Bildzeitung oder der Hannerverschen Allgemeinen. Tenor ist: Die über 60Jährigen entscheiden die Wahlen.

Ein weiterer Aufreger der Demografie-Fahne-Schwenkenden ist die "demografische Zusammensetzung der Wählerschaft der einzelnen Parteien". 2013, bei der letzten Bundestagswahl waren 43 % der CDU-Wähler und 40 % der CSU -Wähler älter als 59 Jahre. Die SPD erhielt 40 % ihrer Wählerstimmen von den von 59Plussern - egal ob 102 oder 78 Jahre. Was sagt uns das? Die unter 60Jährigen dominierten, CDU und SPD wurden 2013 in Mehrheit von unter 60Jährigen gewählt!

An eben jenem denkwürdigen 20. Mai 2017 berichtete die Bildzeitung unter der beliebten Überschrift "Jung gegen Alt" über die NRW-Wahl: Hätten einzig und allein die18-24Jährigen gewählt, hätte die SPD die Wahl gewonnen und über die CDU gesiegt.
Hätte hätte, Fahrradkette.

Der dritte Aufreger der Demografiefahnenschwenker heißt Wahlbeteiligung. Diese lag bei den unter 30 Jährigen bei 60%, bei den über 59Jährigen aber zwischen 75 und 80 Prozent. "Die Älteren haben immer stärker das Sagen", folgert daraus die Bildzeitung. Und belegt es mit der Erhöhung der Mütterrente und der Rente mit 63, welche die SPD "ausweiten" wolle. Zitiert wird als Beleg der Benachteililgung der Jungen der Junge-Union-Chef Paul Ziemiak „Wir müssen für ein zukunftsfähiges Deutschland und nicht für neue Rentenpakte stehen. Nur damit gewinnt man auch junge Wähler!“ Etwas verhaltener die Juso-Chefin Johanna Uekermann: "Wenn es hart auf hart kommt, fallen oft zuerst die Themen von jungen Leuten hinten runter.“

Hauptsache, die Bildzeitung konnte mal wieder ein bißchen am Krieg der Generationen zündeln.

Link: Roman Herzog: Ältere plündern Jüngere aus

Weitere Artikel, nach dem Datum ihres Erscheinens geordnet, zum Thema Sonstiges:
22.05.2017: Alles schwarz vor Augen
20.05.2017: RABFAK
12.05.2017: Böses Russland - gutes Russland

Alle Artikel zum Thema Sonstiges