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HUK-Coburg täuscht listig

Los Angeles, 2013 Foto: H.S.

13.01.2016 - von I.H.

Die HUK-Coburg Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a.G. in Coburg schickt an eine Kundin, die einen Toyota fährt und 2016 wegen ihres Alters eine höhere Prämie bezahlen muss, einen Brief. Wie heute üblich, findet sich im Briefkopf kein Name einer Sachbearbeiterin oder eines Sachbearbeiters. Auch eine Abteilung wird nicht genannt. Stattdessen sind unter der Überschrift "Kundenbetreuung" lediglich Zahlen aufgeführt: eine Telefonnummer und eine Faxnummer. Ein Betreff hat das Schreiben auch nicht. Der Bezug fehlt ebenfalls. Immerhin, eine Anrede ist vorhanden, das kann es, das Computerprogramm.

"Sehr geehrte Frau Dr. H.!
Unseren Ausführungen vorausschicken wollen wir, dass für uns als Versicherer des Öffentlichen Dienstes und als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit traditionsgemäß die Gleichbehandlung unserer Kunden, die Fairness und Transparenz von besonderer Bedeutung sind. Allgemein formuliert bedeutet Gleichbehandlung für uns, dass wir alle Kunden bei gleichen Voruassetzungen nach gleichen Grundsätzen behandeln. Eine absolute Gleichbehandlung - auch bei ungleichen Voraussetzungen - würde gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen.

Aus diesem Grund erfolgt die Berechnung von Versicherungsprämien typischerweise nach Risikofaktoren des Versicherten. ... wissen wir, dass ein Faktor für die Entwicklung der Schadenaufwendungen auch das Alter des Versicherten ist... Was meinen wir damit? ... Ab 60 Jahren erhöhen sich dann die Schadenzahlen wieder deutlicher. .., dass der Einfluß des Lebensalters auf das Fahrverhalten nicht ein unzulässiges Vorurteil ist, sondern ein statistisch signifikantes Merkmal darstellt.
... Dass die Überlegungen zum Alter eine Rolle spielen, kommunizieren wir in transparenter Weise. Auf dem Versicherungsschein nennen wir zum Beispiel unter dem Punkt "Tarifierungsmerkmale" auch Ihr Geburtsdatum.
...
Der Brief ist weder unterschrieben noch wird maschinenschriftlich der Name der Person genannt, die für den Inhalt dieses Briefes Verantwortung trägt.

Die Empfängerin der anonymisierten HUK-Coburg-Geschäfts-Philosophie antwortet:

Sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für die zügige Beantwortung meiner Anfrage. Die wortreichen und wohlklingenden Ausführungen zur massiven Anhebung von Beiträgen für Kraftfahrerinnen allein wegen ihres Alters überzeugen mich leider nicht. Dass die Schadenssumme, die von Kraftfahrern bzw. Kraftfahrerinnen im Jahr erzeugt wird, mit zunehmendem Alter proportional zu der Beitragserhöhung ansteigt, ist nicht einmal ansatzweise belegt. Tatsächlich dürfte es auch nicht zu belegen sein, da diese Altersgruppe eine massiv abnehmende Kilometer-Fahrleistung aufweist und demgemäß auch immer weniger an den Unfallzahlen beteiligt ist.

Sie haben – das muss man immerhin anerkennen – diesen Beleg auch gar nicht erst versucht, sondern sich bemüht mit „Schadenszahlen“ (absolut oder relativ?) und mit „Einfluss des Lebensalters auf das Fahrverhalten“ und „statistischen Erhebungen“ das Ganze zu benebeln.

Die abschließenden Ausführungen Ihres Schreibens „Dass die Überlegungen zum Alter (was ist das denn?) eine Rolle spielen (wie und welche?), kommunizieren wir in transparenter Weise“ sind aber dann leider ungewöhnlich dreist und sprengen den Rahmen des höflichen Umgangs. Wie sie wissen ist das Gegenteil der Fall; die Altersdiskriminierung wird sorgfältig bemäntelt. Vielleicht Zeitgeist oder schlichte Abzocke. Einstmals für seriös gehaltene Institutionen wie der ADAC, VW und jetzt auch die HUK-Coburg ruinieren mit listigen Täuschungen ihr Ansehen und beschädigen das Ansehen bei den Bürgern.

Ein bedenklicher und zutiefst enttäuschender Vorgang.
Hochachtungsvoll
Dr. I.H.

Cc:
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Verbraucherzentrale NRW

Link: Assekuranz + Bafin ignorieren Antidiskriminierungsgesetz
Quelle: Mail an die Redaktion