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Bauhaus-Werbung: Alte Frau wird ruhig gestellt

13.01.2004 - von Hanne Schweitzer, Klaus Kowakowski

In einem Werbefilm der Firma Bauhaus, der zur Zeit in der Glotze ausgestrahlt wird, ist zu sehen: Eine alte Frau, die im Schaukelstuhl sitzt und schnarcht. Es ist dunkel, die Holzdielen knarren. Zwei Jungs (wohl die Enkel) kommen in das Zimmer und sagen: "Lass uns die Oma ruhig stellen". Dann schrauben sie mittels eines Akkuschraubers den Schaukelstuhl auf dem Boden fest.

Die MitarbeiterInnen der Werbeagentur, die so einen Werbespot ersinnen, müssen schon ziemlich krank im Kopf sein. Sie greifen einen schlimmen Missstand der bundesrepublikanischen Pflege auf - nämlich die Fixierung älterer Menschen. Jeden Tag werden in bundesrepublikanischen Seniorenheimen alte Menschen gegen ihren Willen ans Bett gefesselt oder mit Mitteln der chemischen Industrie ruhig gestellt, damit sich das wenige Personal nicht mehr um sie kümmern muss. Wer diesen Begriff "ruhigstellen" in die Werbung übernimmt, verharmlost diese Art von Freiheitsberaubung und verlacht die skandalösen Zustände in vielen bundesdeutschen Altenheimen.

Wir fordern Sie werte Leserin und auch Sie werter Leser auf, die Filialen der Firma Bauhaus so lange nicht mehr zu besuchen, bis dieser Werbespot zurückgezogen wird!

Klaus Kowakowski beschwerte sich in einem Brief bei der Firma Bauhaus und erhielt folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr Kowakowski,
wir bedanken uns für Ihre aufmerksame Beobachtung und Anmerkung.

Seien Sie versichert, dass wir hier nichts Diskriminierendes im Sinne hatten.
Vielmehr ging es uns, um eine humorvolle Darstellung eines ungewöhnlichen Lösungsweges.
Das uns dies gelungen ist, zeigt die Auszeichnung des Spots durch die Elternakademie.

Die verbale Äußerung der Kinder "Lass uns die Oma ruhigstellen" ist in diesem Sinne nur das Stilmittel, um den Betrachter ersteinmal auf die falsche Fährte zu locken. Werbung arbeitet mit Übertreibungen und ist in diesem Sinne nicht wörtlich zu nehmen. Tatsächlich wird daraufhin das
knarrende Geräusch abgestellt und die Oma genießt weiterhin Ihren
verdienten Schlaf.

Das störende Geräusch wurde somit beseitigt, die Oma schläft weiterhin genüßlich in Ihrem Schaukelstuhl und auch alle anderen Bewohner können die
Nachtruhe genießen.

Wir hoffen Ihre Bedenken mit dieser Darlegung unserer Intention ausräumen zu können und verbleiben
mit freundlichen Grüßen aus Mannheim

Robert Köhler
(Leiter Werbung und PR)
___________________________
BAUHAUS AG
Gutenbergstr. 21
68167 Mannheim

Daraufhin schrieb Klaus Kowakowski einen Brief an die Elternakademie, die den Werbespot ausgezeichnet hat. Er schrieb:

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich finde es im höchsten Maße beschämend, dass sich ihre Organisation befürwortend zu der eindeutig diskriminierenden TV-Werbung äußert.

Mit unfreundlichem Gruß, Klaus Kowakowski

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2459
Quelle: Mail an die Redaktion

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05.01.2004: Spiegel: Auf dem Weg zur Greisenrepublik
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