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Amortisation des Kapitals muss sein

Foto: H.S.

19.03.2020 - von Hartmut Jeromin

Die Kassiererin balsamiert nach jedem Geldkontakt ihre Hände, um sie herum kaufen die Senioren ein, wie sie es seit Jahrzehnten eigentlich vergessen hatten. Beim Fleischer ist die Theke leergefegt am heutigen Dienstag, da beginnt eigentlich immer die Geschäftswoche mit den super Angeboten. Im Baumarkt sind die Handwerker zu Gange, sie frühstücken da auch gleich, und in der Toilette spielen die Schulkinder mit den Wasserhähnen und dem Automaten für das saugfähige Papier... Also fast alles so wie immer, mit leicht gereizter Stimmung über allem. Aus den „sozialen“ Medien flattern die komischsten Videos und Bildkonstrukte, für mich ein Riesenspaß. Weil die Krise auch mit Humor bewältigt werden kann!

Aber Spaß beiseite, Ernst komm raus. Zunächst denke ich an das Verhältnis Mensch/ Natur, auch umgekehrt. Der Mensch kann kleine Verschiebungen vornehmen zu seinen Gunsten, etwa bei der Nutzung von Stoffen und Energien. Dem sind aber Grenzen gesetzt. Wird der Fußabdruck zu massiv, dann... „verhält“ sich Natur wie immer. Zu diesem Wechselspiel gehören Viren und Bakterien. In der Vergangenheit war man oft hilflos, es wurden Hexen verbrannt, um die Übel abzustellen. Landstriche verödeten. Die Oberen reagierten dann mit Wiederbesiedlung, die Menschen mit einer gesteigerten Geburtenrate... bis zur nächsten Katastrophe!

Was können Einzelne, Familien, Vereine, Gemeinden oder Staaten leisten im konkreten Fall? Was ist angemessen, was hilft wirklich? Und wie ist die Allgemeinheit organisiert, um zu widerstehen? Das Gesundheitswesen gerät ins Blickfeld und endlich auch die Versäumnisse der Vergangenheit ... und es passiert Eigenartiges: Kuba mit seinen Leistungen im Gesundheitswesen ist plötzlich Thema! Kuba soll ein entwickeltes System besitzen und auf einigen Gebieten Hervorragendes leisten. Not kennt kein Gebot.

Das Drumherum ist noch merkwürdiger: Das ganze Leben wird zum Stillstand gebracht, außer der Produktion. Amortisation des Kapitals muss sein, das ist das unanzweifelbare Grundkonstrukt jeder Regierung. Fußball wird nicht gespielt, diese Front wackelt aber sehr, weil - man höre und staune - Einnahmen ausfallen. Sollte da der Beitragszahler einspringen? Für den Gewinn der Veranstalter? Desgleichen beim Autorennen. Für den Winterprofisport wurde die Saison beendet, es gab nichts mehr einzunehmen, die zahlenden Zuschauer fehlten. „Wertschöpfende“ Verbände geraten ins Wanken.Schlimmer trifft es die „Gesundheitsindustrie“. Wenn sie die lukrativen Fallpauschalen verliert um stattdessen Virusgeschädigte zu behandeln, droht ihr der Kollaps, es werden keine Gewinne „erwirtschaftet“ und ausgeschüttet an die Aktionäre. Wie seinerzeit bei der Bankenrettung wird der Staat eingefordert und damit der Steuerzahler! Der soll den Krankenhausrettungsschirm aufspannen. Dazu kommt der Personal- und Ärztemangel. Besonders im ländlichen Raum. Und der Materialmangel. Die Regierung hat das alles schon durchgespielt, im Jahre 2012. Für eine Pandemie und für Hochwasser, das ist löblich. Wenn die Erkenntnisse genutzt und aktualisiert würden. Aber bei dem Personal in den Gesellschaftsspitzen!?

Wem kann man trauen? Warum kümmern sie sich plötzlich so sehr um den Schutz der Alten? Was steckt dahinter? Ich glaube das nicht, das widerspricht all meinen Erfahrungen ...
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Samstagabend (21.3.2020) entschied Ministerpräsident Giuseppe Conte, dass alle produktiven Tätigkeiten eingestellt werden müssen, „die nicht entscheidend und unerlässlich dafür ist, uns essenzielle Güter und Dienstleistungen zu garantieren“. Zunächst bis zum 3. April 2020.

Quelle: Hartmut Jeromin, im März 2020