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Praktikanten ersetzen bezahlte Erwerbstätige

01.07.2004 - von A. Langenbeck

Gut ausgebildete, junge, motivierte Menschen müssen nach erfolgreichem Studienabschluss damit rechnen, dass sie statt einer festen Arbeit mit einer sog. Praktikantenstelle vorlieb nehmen müssen. Dieses Beschäftigungsverhältnis bedeutet, dass die ehemaligen Studenten oder Studentinnen meist keinen Cent Lohn erhalten. Sie haben keine Mitbestimmungsrechte, keinen Kündigungsschutz. Auch werden für sie keine Sozialabgaben entrichtet.

Nicht selten suchen Unternehmen Praktikanten „mit zweijähriger Berufserfahrung“
Es werden also oft keine Studenten mehr gesucht, sondern gut qualifizierte Personen, denen - wie jedem anderen fest Angestellten auch - verantwortungsvolle Tätigkeiten übertragen werden.
Die Werbebranche ist nur ein Beispiel für viele andere Branchen. Arbeitsangebote gibt es haufenweise, aber nie für feste Stellen, sondern immer nur für diese Praktika. Die „Arbeitsverhältnisse“ dauern meist 6 Monate.

Obwohl eigentlich kein Mensch ohne Einkommen über die Runden kommen kann, sind zahlreiche Studienabsolventen bereit, solche Nulltarifjobs anzunehmen, weil sie die Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis erhoffen, was allerdings selten der Fall ist. Praktikanten sind die billigsten Arbeitskräfte.

Es heißt dann nach sechs Monaten: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, jetzt kann er gehen. Der Nächste Bitte ! Die neuen AnwärterInnen stehen Schlange.
Die Bundesregierung unternimmt nichts gegen diesen Mißbrauch der menschlichen Arbeitskraft. Fast alle Abgeordneten beschäftigen Praktikanten zum Nulltarif.
Und wo keine Praktikumstellen eingerichtet werden können, läuft die systematische Ausbeutung unter dem Titel „Freiwilliges Engagement“ oder „Ehrenamt“. Arbeit ist also in Hülle in Fülle da. Nur kann und will man in diesem reichen Land möglichst keine Löhne mehr bezahlen.

Quelle: Monitor, 01.07.2004

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