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Kassel bis 8.9.19: Bauhaus | documenta. Vision und Marke

24.05.2019

Die Ausstellung „Bauhaus | documenta. Vision und Marke“ reflektiert erstmals die beiden Institutionen Bauhaus und documenta im Vergleich. Das 100-jährige Bauhaus-Jubiläum 2019 bietet den Anlass, die Entwicklung beider zu Kulturmarken gewordenen Institutionen zu betrachten und damit zugleich kritisch zu hinterfragen: Wo bleiben sich die Marken treu als Verpflichtung zu Innovation und Fortschritt, wo sind sie Teil einer interessensgeleiteten Vereinnahmung? So bietet die Ausstellung zugleich den Blick auf die Rolle und Funktion, die Kunst und Kultur in einer Gesellschaft heute einnehmen können.

Anhand von Installationen, dokumentarischen Objekten, statistischem Material und einigen hochkarätigen Originalkunstwerken kreiert die Ausstellung einen Parcours über sieben Themenräume, der von der Entstehung und den ersten Visionen beider Kulturinstitutionen bis hin zur heutigen Rezeption reicht. Ausgestellte Künstler/innen sind u.a.: Marianne Brandt, Marcel Breuer, Bazon Brock, Hans Haacke, Wassily Kandinsky, Barbara Klemm, Aleksandr Ptuschko und Gilles Raynaldy.

Flankiert wird die Ausstellung von einer Virtuellen Ausstellung zum Thema „Wie viel Bauhaus steckt in der documenta? Eine Spurensuche“ sowie einer Publikation, die alle Projektbestandteile umfasst und zur Eröffnung der Ausstellung bei Spector Books erscheint. Zudem wird es ein hochkarätig besetztes Symposium in der Kunsthochschule Kassel (14.–15. Juni 2019) geben, das der Frage nachgeht: „Sind wir wirklich nie modern gewesen? Bauhaus und documenta in Wahlverwandtschaft“.

Zum theoretischen Diskurs Zwei Kultur-Marken und ihre Entwicklung. Die konzeptionellen Überlegungen zur Ausstellung und ihren InhaltenBauhaus und documenta sind zwei global erfolgreiche kulturelle Marken, die für ein weltoffenes, innovatives und modernes Deutschland stehen. Entstanden sind beide vor dem Hintergrund von Zivilisationsbrüchen – beide stehen exemplarisch für die Idee der emanzipativen Kraft von Kunst und Kultur, die das Leben des Einzelnen bereichern, das soziale Zusammenleben reflektieren und den gesellschaftlichen Fortschritt befördern. Während das Bauhaus der Krise der Industrialisierung und den Versehrungen des Ersten Weltkrieges durch angewandte Gestaltung von Dingen, Räumen und Gebäuden begegnen wollte, knüpfte die documenta an die romantische Idee der Auseinandersetzung mit der freien Kunst an, durch die die Menschen wieder zu verantwortlichen Bürgern werden sollten.

Während das Bauhaus neben wie auch als Ergebnis der künstlerischen Auseinandersetzung mit Produkten in die Zukunft unserer öffentlichen wie privaten Lebenswelten „eingreifen“ wollte und schnell sich selbst als Marke mit vielen Untermarken ausbildete, musste sich die documenta immer wieder aufs Neue und bis heute an ihrer Bedeutung als Marke – an der Schnittstelle zur Vermarktung und den Ansprüchen einer erfolgreichen eigenen „Wirtschaftlichkeit“ „abarbeiten“ und ihre eigene Autonomie schützen. Obschon beide in ihren unterschiedlichen Entwicklungen vielfältigem Wandel unterworfen waren und sind, haben sich ihre Ansprüche erhalten und prägen bis heute die Wahrnehmung und das Selbstverständnis beider Marken – in ihren Motiven, ihren Strategien und ihren Erfolgen.
24.5.–8.9.2019, Neue Galerie, Kassel
Ein Projekt des documenta archivs und der Universität Kassel in Kooperation mit der Museumslandschaft Hessen Kassel

Projektleitung Birgit Jooss, Philipp Oswalt
Kuratoren der Ausstellung Philipp Oswalt, Daniel Tyradellis
Kuratorin der Virtuellen Ausstellung Birgit Jooss