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ISW-Ausschreibung: „Politische Ökonomie der Medien heute“

30.12.2018

„Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Dieses bekannte Zitat von Paul Sethe, ein Gründungsherausgeber der FAZ, trifft im Jahr 2018 nach wie vor zu. Heute müsste man es sogar verschärfen und nur von einer Handvoll Verleger sprechen, die den Medienmarkt in Deutschland (und auch international) kontrollieren. Die Medieneigentumskonzen- tration hat in den letzten 30 Jahren massiv zugenommen. Die 30 reichsten Medieneigentümer hatten im Jahr 2016 ein Privatvermögen von mehr als 27 Milliarden Euro. Alleine Friede Springer besitzt davon vier Milliarden. Werner Meier schreibt bereits 2004 für die Bundeszentrale für politische Bildung: „Die Eigentumskonzentration im Medienbereich hat ein nie da gewesenes Ausmaß erreicht.“

Doch wissenschaftlich fundiertes Wissen über die aktuelle Medienkonzentration ist rar. So gut wie keine Publikation geht auf die „Politische Ökonomie der Medien“ in Deutschland ein.

Deshalb bittet das Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung, isw e.V., um Bewerbungen (kurze Darlegung der Hauptthesen oder Hauptfragestellungen, Länge: 2.000 – 3.000 Zeichen sowie kurze Vorstellung der eigenen Person, inklusive akademischer/publizistischer Hintergrund) für eine Forschungsausschreibung, die folgende Fragen mit zwei Schwerpunkten beantworten soll:

1. Politische Ökonomie der Medien
Grundsätzlich: Welche Themen und Aspekte muss eine Untersuchung der Politischen Ökonomie der Medien in Deutschland umfassen? Dazu gehören zum Beispiel folgende Fragestellungen:

-Wem gehören welche Medien? Wie sind Eigentum und Verfügungsgewalt über Medien in Deutschland verteilt? (Stichwort: Konzentration)
-Welche Verflechtungen gibt es? (Stichwort: Nähe zur politischen Macht)
-Was kann zum Selbstverständnis der Journalisten und Medienmacher gesagt werden?
-Wie findet ihre berufsmäßige Sozialisierung statt?
-Wie wirken sich Eigentum, Verfügungsgewalt und Selbstverständnis der Journalisten auf das veröffentlichte Meinungsspektrum aus? Wie unterscheiden sich die privaten Medien von den öffentlich-rechtlichen?
-Wie wirken sich die Strukturen der Medienökonomie auf die Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse der Medienarbeitenden aus?

2. Alternative Medien

-Welches Bild der alternativen Medienszene lässt sich für die BRD zeichnen? Welche Rolle spielen darin digitale Alternativmedien, wie Blogs und Internetmagazine?
-Wie sind die Potentiale alternativer Medienproduktion in Bezug auf die unter 1. gestellten Fragen (Produktionsweise, Konzentration, Nähe zur Politischen Macht, Arbeitsverhältnisse, Sozialisationsverhältnisse und Selbstverständnisse) der Journalist_innen) einzuschätzen? Welche Probleme ergeben sich jeweils?
-Welche Perspektiven und daraus abgeleiteten Strategien ergeben sich aus den beiden Schwerpunkten für die Schaffung einer linken Gegenöffentlichkeit?

Um diese Fragen zu beantworten stellen wir ein Budget von 4.000 € zur Verfügung. Aufgrund der Größe des Themas können sich auch mehrere Personen zusammen für die Ausschreibung bewerben. Es müssen nicht alle Fragen, die in Punkt 1 und 2 aufgeworfen wurden, beantwortet werden.

Erwartet wird eine Publikation in Form eines isw-reports (Länge: 40-60 Seiten, 200.000 – 300.000 Zeichen). Abgabedatum ist Januar 2019.

Quelle: isw münchen