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Bremen: Sparkassenfiliale mit Wohnzimmercharakter

Foto: H.S.

29.03.2018 - von Gerd Feller

Die Seniorenvertretung Bremen hat gegen die Schließung einer Sparkassenfiliale in einem Bremer Wohnquartier protestiert. Es ging damals um die Filiale Kopernikusstraße im Leher Feld, deren Schließung den Prozess des Abbaus von Versorgungsinfrastruktur in Wohnquartieren (vielleicht zum Wohle der Wirtschaft), aber gewiss zum Nachteil der Bewohner gefördert hat. Jetzt baut die Sparkasse an der Horner Mühle, etwa 1,5 Kilometer weiter Richtung Horn, eine neue Niederlassung mit „Wohnzimmercharakter“, die den Kunden anscheinend ein Kuschelerlebnis vermitteln soll. Bedenkt man den Bürgerprotest vom Februar, dann täte die Sparkasse als angeblich sozial engagiertes Unternehmen gut daran, sich ihrer ursprünglichen Aufgaben zu erinnern, damit ihr Image als verlässliche und kundenfreundliche Bank nicht noch weiter geschädigt wird.

Eine Filiale mit "Wohnzimmercharakter" wird die Kundschaft wenig interessieren. Die meisten Kunden werden keine Salongespräche wünschen, sondern stattdessen die Garantie, dass die Filialen in den Geschäftszeiten ohne weite Wege schnell erreicht werden können und dass dort freundlich, zügig, zuverlässig, sachkundig und möglichst barrierefrei (ohne Automatenprobleme) bedient wird. Nähe zu den Kunden gewinnt man, indem auf deren Wünsche mehr Rücksicht genommen wird und Versuche unterbleiben, die Kundschaft, insbesondere die ältere, aus Gründen der Rationalisierung auf neue beschwerlichere Geschäftsstrategien umzustellen. Statt des Neubaus und irgendwelcher kurzweiligen Angebote wäre die Erhaltung der noch bestehenden Filialen in Horn-Lehe und in anderen Wohnquartierensinnvoller.

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Es geschehen noch Zeichen und Wunder! berichtete, dass sich am Jahresanfang in Horn-Lehe im Zusammenhang mit dem Umbau der Geschäftszeile an der Kopernikusstraße das Gerücht verbreitete, nun werde die Bremer Sparkasse wohl auch den von ihrer ehemaligen Filiale zurückgebliebenen Automatenraum schließen. Jetzt wurden die Sparkassenkunden vor Ort allerdings angenehm überrascht. Der alte und ziemlich enge Raum wurde zwar der zukünftigen Bäckerei mit Café zugeschlagen und damit geschlossen, aber in kürzester Zeit entstand zwei Türen weiter in einem leerstehenden Geschäftsraum ein neuer Automatenraum: von außen gut einsehbar, mit automatischer Schiebetür, mit hellen Wänden, gut ausgeleuchtet und geräumig genug, damit auch Kunden/Kundinnen mit Gehhilfen aller Art ungehindert an die Automaten gelangen können. Vielleicht kommen auch noch eine Sitzmöglichkeit und eine Ablagefläche dazu.

Diese Lösung bleibt zwar ein Kompromiss zur Schließung der Filiale, ist aber immer noch besser, als wenn man für alltägliche Bankgeschäfte jedesmal nach Borgfeld oder zur Horner Kirche fahren müsste. Vielleicht hat bei dieser Entwicklung auch die Einlassung der Bremer Seniorenvertretung eine kleine Rolle gespielt. Ein Dankeschön an die Sparkasse für die Erhaltung eines barrierefreien Automatenraums ist hier wohl angebracht!

Link: Sparkassen + Bankfilialen verschwinden aus den Wohnvierteln
Quelle: Durchblick 1 und 4 2018