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Armutsberichte und Wirtschaftsgutachten zusammenlegen

01.01.2009

Vor der Finanz- undWirtschaftskrise hat die Öffentlichkeit im Wochentakt die immergleichen Heilsbotschaften der neoliberalen Expertenschar zu hören bekommen: Wenn nur die Sozialbeiträge gleichbleibend und die Lohnabschlüsse niedrig sind und dadurch die Exportgewinne noch höher ausfallen, geht es am Ende allen gut. Nun ist das internationale Finanzcasino insolvent, die Exporte sind eingebrochen, die größte Rezession seit Kriegsende ist im gange und die Armut in Deutschland hat laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) noch stärker zugenommen.

Zwar hat die Krise auch ihre guten Seiten: Die neoliberalen Verlautbarungen sind seltener und zurückhaltender geworden – sobald aber die Lage wieder besser sein wird, werden auch die Wirtschafts„Experten“ zu den Gewinnern dieser Krise gehören wollen.

Dem sollten die Armutsforschung und die Armutspolitik in Deutschland beizeiten einen Riegel vorschieben. In den üblichen Berichten und Gutachten zur Wirtschaftslage und Wirtschaftsentwicklung in Deutschland werden die Kosten der gegenwärtigen Art der Ökonomie stets ausgeblendet: Die verursachten Schäden an Gesundheit, Bildung, Wohlstand, Lebensqualität und Umwelt werden bislang nicht bilanziert.

Es liegt aber im Interesse der Verbände des Sozialen und der Wohlfahrt, dass in Zukunft die sozialen Kosten des Wirtschaftens bilanziert werden. Ein erster Schritt hierzu ist eine zeitliche, sachliche und personelle Zusammenlegung der Armutsberichterstattung und der Wirtschaftsbegutachtung in Deutschland. Bei einigen Sozial- und Wohlfahrtsverbänden wird über diese Forderung, wie man hört, mittlerweile nachgedacht. Die ursprüngliche Idee hierzu hat Prof. Albrecht Goeschel in einem Konzeptpapier „In der Krise wird Armutspolitik zur Wirtschaftspolitik“ vom Oktober 2008 formuliert. Das Papier wurde zwischenzeitlich im Magazin „Gesundheitspolitik“ publiziert.

Quelle: Studiengruppe für Sozialforschung e.V:

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