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Köln: Initiative gegen Planungsirrsinn legt neuen Plan vor

27.09.2017

Die Stadt Köln will (ohne Not) an der Bonner Straße im Oktober 2017 alle (300) Bäume fällen lassen. Der Grund dafür ist eine Bauplanung, die an Verkehrs - Konzepten aus den 60ziger Jahren anknüpft. Damals orientierten sich die Städteplaner einseitig an den „Bedürfnissen“ des Autoverkehrs, den sie nach Kräften förderten. Mit dem Plan, eine Stadtautobahn durch den Kölner Grüngürtel zu verlegen und der Verbannung von möglichst vielen Straßenbahnen von den innerstädtischen Straßen haben die Kölner Stadtplaner seit den 60ger Jahren sehr zur „autofreundlichen Stadt“ beigetragen. Zwar ist die Stadtautobahn durch den Grüngürtel zum Glück nicht gebaut worden, aber durch die Bevorrechtung des Autoverkehrs und die stadtweite Demontag des Schienennetzes (seit den 60ger Jahren) haben die Kölner Verkehrsexperten wesentlich zu der Blech-Lawine beigetragen, die sich heute durch den öffentlichen Raum wälzt und steht.

Zuletzt wurde im Sommer 2002 die Straßenbahnstrecke der Linie 6 vom Chlodwigplatz nach Marienburg Südpark im Rahmen von Bauarbeiten auf der Bonner Straße einfach stillgelegt, nur um zwei Jahre später mit dem Bau einer teuren und bislang funktions-untüchtigen Nord-Süd-Bahn zu beginnen, deren oberirdischer Schienen-Teil, nun im Oktober 2017, als 3. Baustufe über die Bonner Straße gebaut werden soll.

Die vollständige In-Betriebnahme soll frühestens im Jahr 2024 erfolgen; 20 Jahre nach Baubeginn und für die Stadt 10 mal teurer als gedacht! Und selbst das ist noch nicht sicher, denn das Gleisswechselwerk – knapp 30 m unterhalb des Waidmarkts – ist noch lange nicht fertig!

Was die Kölner Stadt-Politik sicherlich unter dem Wohlwollen der Auto-Lobby mit unserer Bahn anrichtet: Viel Geld wird mit möglichst wenig Nutzen (bis zu massiven Schäden) in den Bau der Schiene gesteckt, wie auch das Beispiel der Nord-Süd-Bahn zeigt. Man suggeriert, etwas zu tun (so viel Geld wird investiert), doch die Maßnahmen sind meist wenig hilfreich, stocken über Jahre, tragen kaum zu einer Verbesserung des Schienennetz bei und dienen doch wieder dem Autoverkehr. Bestes Beispiel hierfür ist die Vergrößerung der Kreuzung Schönhauser Straße / Bonner Straße im Windschatten der dritten Baustufe.

In Anlehnung an alte Konzepte aus den 60gern will die Stadt bei dieser SCHIENENplanung (dritte Baustufe) die Kreuzung Schönhauser Straße / Bonner Straße umbauen und auf 21 (!?) Fahrspuren vergrößern. Das eigentliche Ziel der Nord-Süd-Bahn soll zwar die Reduzierung des Autoverkehrs sein, doch durch die Vergrößerung dieser Kreuzung schafft die Stadt die besten Voraussetzung für die Wiederbelebung der alten Stadtautobahn-Idee, die über die Pohligstraße, Vorgebirgsstraße, Raderberger Brache, über Bischofsweg, (der ursprünglich vierspurig geplant war), über die Schönhauser Straße bis zum Rheinufer geführt werden könnte.

Merke: wer Straßen sät und verbreitert und Kreuzungen vergrößert, wird Autoverkehr ernten.
Merke: verzweifelte Verkehrsplaner sind zu allem in der Lage!

Autofixierte Planung auch auf der Bonner Straße
Des weiteren soll auf der Bonner Straße ab Marktstraße für die sog. 3. Ausbaustufe der Nord-Süd-Bahn, oberirdisch zwei Hochflur-Schienenpaare bis zum Verteilerkreisel am Ende der Bonner Straße geführt werden. Diese eisenbahnartige Schienenanlage und die dazu benötigten Hochflur-Haltestellen, die man nun bauen will, werden naturgemäß eine gewissen Breite auf der Bonner Straße einnehmen. Diese Eisenbahnschienen werden die Straße in der Mitte ("mittelaxial") spalten und die beiden Straßenseiten voneinander trennen. Autos können die Straße dann, gelenkt mit Schildern, nur noch an bestimmten Punkten queren. Nachbarn unterschiedlicher Seiten und spielende Kinder müssen sich dann durch wenige Drängelgitter quälen. Die Hochflurbahn ist auch ein Schienensystem dass in Köln in den 60ziger Jahren beschlossen wurde.
Man könnte diesen oberirdischen Teil der Nord-Süd-Bahn theoretisch auch als Niederflurbahn bauen. Diese hätte zwar einige Vorteile für die Aufenthaltsqualität an der Bonner Straße, aber die Stadt sagt, für dieses Bahn-Konzept würde sie keine Zuschüsse von Bund und Land bekommen. Außerdem müssten dann die Fahrgäste an der Haltestelle Bonner Wall in die teilweise bereits gebaute, untertunnelte Hochflurbahn in Richtung Innenstadt umsteigen. Das wäre für die Fahrgäste unakzeptabel. Außerdem wäre die Hochflurbahn viel schneller und pünktlicher, weil sie nicht mit dem Autoverkehr auf der Straße konkurrieren müsste und nicht in einem Verkehrsstau stecken bliebe. Die Erfahrungen in Köln zeigen zwar das Gegenteil, die KVB kommt aber trotzdem nicht zum Denken.

Bonner Straße: Mehr Platz für den Autoverkehr. Kein Platz für die Bäume!
Und weil man gerade am Planen ist und mit dem Bau von Schienen-Infrastruktur hinterherhinkt und sich rund um Köln sowieso schon der Autoverkehr staut, möchten die Kölner Städteplaner im Verein mit den Schienenplanern die Bonner Straße zwischen Gürtel und Verteiler noch ein bisschen breiter machen, um so noch ein bisschen mehr Platz für den Autoverkehr zu schaffen. Man will pro Fahrbahn die Autostraße von 2,75 m auf 3,00 m verbreitern. In der irrigen Hoffnung, dass dann der Autoverkehr noch ein bisschen schneller fließen kann.

Und wie in den 70ziger Jahren, als die Politik gedankenlos die Stadtautobahn durch den inneren Grüngürtel bauen lassen wollte, so ist auch heute die Mentalität des Stadtbahnbauamts: bei der Planung für die dritte Baustufe hatten die Planer „nicht die Aufgabe sich Gedanken zum Erhalt von Bäumen zu machen“. Im Gegenteil: Alle Bäume (233 entlang der Bonner Straße und über 70 im Heidekaul – Wäldchen am Verteilerkreisel) sollen, weil sie nach dem aktuellen unausgegorenen Plan platzmäßig im Weg stehen, einfach abgeholzt werden. Die Auswirkungen der globalen Klimaveränderung und die starke Luftverschmutzung mit Autoabgasen versucht die Stadt einfach auszusitzen, gedeckt von der Politik. Bürgerproteste und Klagen wegen dreckiger Luft und aufgezeigter Fehlplanung zum Trotz.

Die Stadt behauptet zwar, sie hätte keine andere Wahl und es gebe keine bessere (Baum-schonende) Planung und sie hätte das im Rahmen der Genehmigung auch überprüft. Doch nun konnten die Bürgerinitativen während eines Treffens mit der neuen Verkehrsdezernentin Blome am 10. August zeigen, dass es sogar mehrere Planungsalternativen gibt, die einen sehr großen Teil des Baumbestands an der Bonner Straße schont.

Treffen der Initiative gegen den Planungsirrsinn immer donnerstags,
19.00 Uhr in der Tanzschule Stalnig-Nierhaus, Bonner Straße 234,
20.15 Uhr im Studio Kost und Körper, Schönhauser Str. 59

Mahnwache und Infostand, dienstags 15.00 Uhr - 17.00 Uhr, Ecke Schönhauser / Bonner Straße

27.9.2017 Großes Treffen bisher angedacht: Lutherkirche in der Süstadt.

Quelle: Initiative gegen Planungsirrsinn