Diskriminierung melden
Suchen:

Azubi-Gewinnung im Öffentlichen Sektor - Studie

Köln, 2016. Foto: H.S.

05.07.2017

"Die Branchenedition „Public Sector“ der Studie „Azubi-Recruiting Trends“ wurde in diesem Jahr zum ersten Mal durchgeführt. Teilgenommen haben 950 Bewerber und Auszubildende sowie 527 Ausbildungsverantwortliche. Die gemeinsam von u-form Testsysteme und Behörden Spiegel durchgeführte Studie stellt die größte doppelperspektivische Untersuchung zum Azubi-Recruiting in der öffentlichen Verwaltung dar. Die branchenübergreifende Studie „Azubi-Recruiting Trends“ hat u-form Testsysteme in diesem Jahr zum achten Mal durchgeführt. Prof. Dr. Christoph Beck hat sowohl die branchenübergreifende Edition als auch die Public Sector-Ausgabe wissenschaftlich begleitet. Beck lehrt Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Human Resources Management an der Hochschule Koblenz und ist Herausgeber des Standardwerks Ausbildungsmarketing 2.0.

Azubis und Anforderungsprofile
In einem Nachfragemarkt müssen sich die Anbieter um ihre „Kunden“ (= Bewerber) bemühen. Die Azubi-Gewinnung im Public Sector ist aber nach wie vor nicht auf „Gewinnen“ ausgerichtet, sondern auf „Auswahl“. Ausbildungsunternehmen nehmen die in Stellenanzeigen veröffentlichten Anforderungsprofile besonders ernst. 22,2 % der befragten Ausbildungsorganisationen sortieren Kandidaten konsequent aus, die nicht alle in den Stellenanzeigen gewünschten Qualifikationen mitbringen, in anderen Branchen sind es nur 2,3 %. Dem Statement „Die Anforderungen müssen nicht alle erfüllt sein, der Gesamteindruck des Bewerbers/der Bewerberin ist wichtiger“ stimmen dagegen nur 26,5 % der Ausbildungsverantwortlichen aus dem Public Sector zu, branchenübergreifend sind es 61,4 %. Eine relative Mehrheit von 41,6 % möchte die Anforderungen „größtenteils“ erfüllt sehen, branchenübergreifend sind es 26,5 %.

„Lange Wartezeiten“ im Berwerbungsverfahren
Darüber, wie die Bewerbungsverfahren bei den Azubi-Bewerbern ankommen, geben zahlreiche Kommentare Auskunft. „Was hat dich im Bewerbungsprozess am meisten geärgert?“ Über 500 (angehende) Azubis berichteten in einem Freitextfeld von ihren Erlebnissen. Während einige Teilnehmer schlicht „nichts“ an den Bewerbungsverfahren zu bemängeln haben, sehen andere die „langen Wartezeiten“ bei den einzelnen Bewerbungsschritten oder das zum Teil als zu wenig wertschätzend empfundene Verhalten der Vertreter der Ausbildungsorganisationen im Bewerbungsgespräch kritisch. Einige Azubi-Bewerber fühlen sich angesichts der Größe der Auswahlkommissionen im Öffentlichen Dienst eingeschüchtert: „Ich fand es manchmal komisch, wenn beim Bewerbungsgespräch zehn bis 15 Personen mit im Raum saßen, die einen nur beobachtet haben.“

Schnelligkeit und Kandidatenorientierung
Die Studie gibt Hinweise darauf, dass der Public Sector derzeit vor allem Nachwuchs gewinnt, der dem traditionellen Bild des „Öffentlichen Diensts“ entspricht. „In einigen Fällen dürfte das gut passen. In anderen müssen sich insbesondere Organisationen mit gestiegener Veränderungsgeschwindigkeit fragen, wie sie auch andere Bewerber von sich überzeugen können. Hier bietet zum Beispiel das Thema ‚Sinn‘ einen guten Ansatz“, sagt Felicia Ullrich, Geschäftsführerin von u-form Testsysteme und Initiatorin der Studie. „Ein Mehr an Kandidatenorientierung und Schnelligkeit in den Prozessen würde die Chancen von Ausbildungsorganisationen im Öffentlichen Dienst erhöhen, gute Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen“, sagt R. Uwe Proll, Chefredakteur und Herausgeber des Behörden Spiegel.

Link: Altersdiskriminierung beim Weiterbildungsstipendium
Quelle: PM Redaktion Behörden Spiegel, 27.6.2017