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Köln: Symposium über d. Zukunft der Politik in populistischen Zeiten

18.04.2017

Ein seismischer Schock, gepaart mit Angst, hat die politische Landschaft weltweit ergriffen. Seit der Präsidentschaftswahl in den USA und dem geplanten Ausstieg Großbritanniens aus der EU sind populistische Positionen, die bisher vage an den demokratischen Rändern lauerten, plötzlich mehrheitsfähig geworden. Am Horizont erscheint nicht nur ein möglicher Zerfall der EU sondern ein weltweiter Siegeszug autoritärer Systeme.

Propaganda, Hassreden, Angriffe auf Minderheiten gehören plötzlich wieder zum Alltag. Droht mit dem Einzug rechtsnationaler Positionen in den Mainstream ein neuer Faschismus? Oder drohen verschiedene Varianten faschistoider Herrschaft in je unterschiedlicher nationaler Färbung, ob in Europa oder in den USA?

Die Konferenz greift den Titel eines kürzlich erschienenen Buches des britischen Historikers Tariq Ali auf. Fast scheint es, als ob der Kapitalismus die Demokratie nicht mehr braucht. An die Stelle einstmals verlässlicher politischer Kategorien wie „links“ und „rechts“ tritt die „extreme Mitte“ – ein neoliberaler Konsens, der sich, so Ali, vor allem durch den willfährigen Dienst am Markt auszeichnet.

Begehen die westlichen Demokratien gerade politischen Selbstmord, indem sie sich rechtsnationale Positionen immer mehr aneignen? Was bedeuten die Besorgnis erregenden Entwicklungen für Politik, Gesellschaft und Kultur? Welche Argumente können die Infamie erfundener „Fakten“ eindämmen und eine politische Rhetorik, die verbürgte demokratische Spielregeln missachtet, argumentativ entlarven? Wo lassen sich wirtschaftliche und politische Lösungsansätze finden, und wie sehen sie aus?

Weltbekannte Soziologen, Philosophen, Theoretiker und Aktivisten treffen sich Ende April in Köln zu einer zweitägigen Konferenz, um diese Fragen zu diskutieren. Als Teilnehmer zugesagt haben bisher der britisch-pakistanische Historiker und Autor Tariq Ali, die belgische Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe, die US-amerikanische Soziologin Saskia Sassen, die ungarische Philosophin Ágnes Heller, der deutsche Journalist und Buchautor Andreas Speit und der kroatische Philosoph und Aktivist Srećko Horvat.

Das Symposium wird in Kooperation mit Universitäten aus der Region ein intensives studentisches Rahmenprogramm mit Workshops und Diskussionen anbieten. Hierfür schreibt die Akademie der Künste der Welt einen EU-weiten Open Call aus. siehe: Link
Am 19. April wird im Rahmen der Veranstaltung außerdem ein Konzert der Gruppe Laibach stattfinden. Das genaue Programm wird Anfang 2017 bekannt gegeben.
Aktuelle Informationen auf Link

Bisher bestätigte Teilnehmer:
Tariq Ali, Jahrgang 1943, ist Autor, Historiker und Filmemacher. Er gilt als eine der wichtigsten Stimmen der europäischen Linken, schreibt regelmäßig für den Guardian und London Review of Books und ist Mitherausgeber des New Left Review. In Deutschland schreibt er u.a. in der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur politischen Lage im Nahen und Mittleren Osten. Ali lebt in London.

Saskia Sassen, Jahrgang 1949, ist eine US-amerikanische Soziologin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie ist bekannt für ihre Analysen über die Globalisierung und über internationale Migration. Sie ist zurzeit Professorin an der Columbia University in New York und Gastprofessorin an der London School of Economics. Sassen prägte den Begriff der Global City.
Ágnes Heller, Jahrgang 1929, ist eine ungarische Philosophin und Holocaust-Überlebende. Sie arbeitete u.a. mit Georg Lukács und übernahm 1986 von Hannah Arendt deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York. In jüngster Zeit positionierte sie sich klar gegen die Politik des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.

Andreas Speit, Jahrgang 1966, ist ein deutscher Journalist und Buchautor, der sich auf Rechtsextremismus und Neonazismus in Deutschland spezialisiert hat. Kürzlich erschien sein Buch Bürgerliche Scharfmacher: Deutschlands neue rechte Mitte – von AfD bis Pegida. Speit lebt in Hamburg.

Srećko Horvat, Jahrgang 1983, ist ein kroatischer Philosoph und Aktivist. Er arbeitete u.a. zusammen mit Slavoj Žižek und Yanis Varoufakis und ist im Democracy in Europe Movement 2025 (DiEM 2025) aktiv. Er schreibt u.a. regelmäßig für den Guardian und die New York Times. Horvat wird als Fellow der Akademie der Künste der Welt im April und Mai 2017 in Köln sein und ist Co-Kurator des Symposiums The Extreme Centre.

Chantal Mouffe, Jahrgang 1943, ist eine belgische Politikwissenschaftlerin und Professorin für Politische Theorie an der University of Westminster in London. Mouffe hat an zahlreichen Universitäten in Europa, Nord- und Südamerika gelehrt und geforscht, u.a. an der Harvard University, der Cornell University, der University of California und dem Institute for Advanced Study in Princeton. Sie ist Mitglied des Collège international de philosophie in Paris. Derzeit arbeitet sie an einem nicht-rationalistischen Ansatz in der politischen Theorie und beteiligt sich an Forschungsprojekten über den Aufschwung des Rechtspopulismus in Europa.

• 18 – 19 04 2017 •
Symposium
THE EXTREME CENTRE
Ein Symposium über die Zukunft der Politik in populistischen Zeiten
Ort: Volksbühne am Rudolfplatz, Köln
Eine Veranstaltung im Rahmen der PLURIVERSALE VI