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Kölner Seniorenvertretung: Tschüss!

Beziers, 2016 Foto: H.S.

29.08.2016 - von Malies Klein

Im Jahr 2001 ist die CDU aus dem Stadtteil Ehrenfeld an mich heran getreten, damit ich mich als Senioren-Vertreterin zur Wahl stellen möge. Ich hatte noch nie davon gehört, aber man versicherte mir, das man mir zur Seite stehen würde. (Bei diesem Versprechen ist es 15 Jahre lang geblieben.)

Dass ich gewählt würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Es war damals ein ungeschriebenes Gesetz, dass der- oder diejenige mit den meisten Wählerstimmen Sprecher des Stadtbezirks wurde und in die Stadtarbeitsgemeinschaft der Kölner Seniorenvertretung entsandt wurde. Bei der Wahl 2001 landete ich auf Platz 3. Herr Geuer hatte die meisten Stimmen, wollte aber im Stadtbezirk Ehrenfeld bleiben. Frau Kaarst mit den zweitmeisten Stimmen ging als Sprecherin der Seniorenvertretung Ehrenfeld in die Stadtarbeitsgemeinschaft und es wurde immer nachgerückt, und so kam ich als ihre Stellvertreterin für fünf Jahre in die Stadtarbeitsgemeinschaft. Für uns gab es ein Einführungsseminar in Bensberg mit Übernachtung. Von anderen Stadtbezirken wusste ich, dass es Feste für Senioren gibt, aber in Ehrenfeld gab es das noch nicht. Unsere Sprecherin, Frau Kaarst, hatte mich als Ihre Vertretung darum gebeten, Gelder für einen Senioren-Nachmittag zu beantragen. Ich habe mit der Karnevalsgesellschaft „Muuzen schnüsse Tring“ 7 Monate lang über einen Auftritt verhandelt, aber das wurde gestrichen, und ein anderer Senioren-Vertreter nahm das Heft des Handelns in die Hand und ich wurde aus gebotet. Zweimal im Monat gibt es Sprechstunden für Senioren im Bezirksrathaus Ehrenfeld, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass die Seniorenvertreter sich wirklich für die Probleme der Leute interessierten.

Damals war Herr Herwig Sprecher der Senioren-Vertretung auf der Stadtebene und Frau Dr. Renn war seine Vertretung. Die beiden haben die anderen Seniorenvertreter mit einbezogen. Es gab z.B. einen Jour-fix, da wurden wir von Mitarbeitern des Sozialamtes darüber informiert, was in der Stadt neu war, und man konnte auch Fragen stellen. Schon lange abgeschafft.

Damals bekamen auch ALLE gewählten Senioren-Vertreter die Möglichkeit, mit der Stadtarbeitsgemeinschaft Krankenhäuser, Hospize, den medizinischen Dienst der Krankenkassen etc. zu besuchen. Es wurde gemeinsam besprochen, wo wir gerne einen Besuch abstatten wollten. Wer dann der Einladung folgte, konnte sich vor Ort einbringen und Fragen stellen, und so waren wir alle bestens informiert. Leider hat die Senioren-Vertretung mittlerweile einen Vorstand aus fünf Leuten gebildet. Der besucht die oben genannten Einrichtungen nun alleine, und er hält alle Nichtvorstandsmitglieder fern.

2006
2006 habe ich mich wieder zur Wahl gestellt. Diesmal hatte ich die meisten Wähler-Stimmen. Es waren über 50% aller abgegebenen Stimmen. Ein solches Ergebnis bekommt man nur, wenn man sich für die Interessen der Leute einsetzt und beliebt ist. Diesmal wurde ich nicht als Sprecherin des Bezirks Ehrenfeld in die Stadtarbeitsgemeinschaft gewählt, weil es gewissen Leuten nicht passte. Als Sprecher und Vertreter wählte man die Männer mit den wenigsten Wählerstimmen. Für die beiden zählte das Wähler-Votum nicht, auch nicht das seit Jahren ungeschriebene Gesetz, dass die Person mit den meisten Wählerstimmen in die Stadtarbeitsgemeinschaft geschickt wird. Damit nicht genug. Bei der Arbeit für den Stadtbezirk Ehrenfeld ließen sie mich außen vor. Eine Wählerin ist deshalb in den Beschwerde-Ausschuss der Stadt Köln gegangen. Der Beschwerde wurde zwar nachgegeben, aber am Ergebnis wurde nicht gerüttelt.

Die Atmosphäre im Bezirk war ganz schlecht. Ich erhielt keine Unterlagen, keine Informationen. Bei der Festvorbereitung haben sie mich auch außen vorgelassen. Im Bürgerzentrum war beim Fest eigens ein Tisch für die Vertreter der Stadt Köln reserviert. Ich durfte als gewählte Seniorenvertreterin nicht dort sitzen, ich saß mit meinem Mann an einem anderen Tisch.

In den Sprechstunden des Bezirks hieß es immer nur: darf man nicht, sind wir nicht für zuständig. Abwimmeln und wegschicken, so hieß die Devise. Diese Sprechstunden kann man eigentlich abschaffen. Schließlich bin ich nicht mehr in das Büro gegangen und habe meine Arbeit stattdessen zu Hause gemacht. Ich bin auch überall alleine hingegangen, die Einrichtungen in Ehrenfeld kannten mich alle, die anderen Seniorenvertreter waren dort nicht bekannt. 120 oder 130 Leute haben mich zu Hause privat angerufen, oder ich habe mich mit ihnen getroffen, wenn sie mir ihre Sorgen erzählt haben. Ich habe mich um vieles gekümmert. Dass der Brunnen im Barthonia-Forum wieder läuft, dass das Kriegerdenkmal für die Gefallenen aus Ehrenfeld auf der Venloerstraße wieder hergerichtet wurde, dass Bänke für das Barthonia-Forum und drum herum gestiftet wurden, die dann aber nicht aufgestellt werden durften, sogar, dass Leute eine Wohnung bekommen haben. An den Chef der Seniorenvertretung, Herrn Wegener, konnte ich mich wegen der Unstimmigkeiten nicht wenden. Der kümmerte sich nicht darum.

2011
Bei der dritten Wahl zur Kölner Seniorenvertretung hatte ich auch die meisten Wähler-Stimmen. Dann ging das Theater los. Wer wird Sprecher im Bezirk? Der Herr Staudenherz von Pro Köln war neu hinzugekommen. Die Seniorenvertreter wählten unter sich, wer in die Stadtarbeitsgemeinschaft gehen soll. Ich wurde mit der einen Stimme von Pro Köln als Sprecherin für die Stadt-Arbeitsgemeinschaft gewählt. (Der Herr Geuer, der bekam seinen Posten auch mit der Stimme von Pro Köln, aber darüber wurde nicht gesprochen.) Nach meiner Wahl ging das Theater los: ich wäre von Pro Köln gewählt worden. Watt`ne Quatsch, das war im Bezirk Chorweiler genauso. Ich habe Anträge wegen bezirkseigener Mittel gestellt. Selbst da hat die Ehrenfelder Seniorenvertretung nicht hinter mir gestanden. Alle Anträge wurden vom Bezirk abgelehnt. Es gab keinen Raum und kein Geld, um für die Senioren in Ehrenfeld ein Fest zu machen. Sind die Senioren in Ehrenfeld weniger wert, als in anderen Bezirken?

In der Stadtarbeitsgemeinschaft (lege Wert auf das Wort Gemeinschaft, das aber inzwischen nur noch für die 5 Personen im sogenannten Vorstand gilt) wurde gewählt, welche Senioren aus welchem Bezirk in welchen städtischen Ausschuss als Vertreter der Kölner Senioren entsandt werden sollen. Für mich blieb der Jugendhilfe-Ausschuss übrig, obwohl ich mich durch die Pflege meiner Mutter und meines Ehemanns sehr viel besser im Bereich Gesundheit und Pflege auskenne, und auch weiß, wo noch viel verbessert werden muss. Die Postenverteilung erfolgte also nicht nach den Kenntnissen, die die Senioren haben. Einige Seniorenvertreter sitzen sogar gleich in mehreren Ausschüssen. Aus dem Jugendhilfe–Ausschuss wurde ich dann herausgemobbt, den Grund kenne ich bis heute nicht. Unterstützung habe ich auch keine erhalten. Stattdessen wurde in die Niederschrift der Stadtarbeitsgemeinschaft (schöne Gemeinschaft die so etwas schreibt) geschrieben, der Rat der Stadt-Köln hätte mit mir einschlägige Erfahrungen gesammelt. Wem wollte man damit einen Gefallen tun? Dass man so eine Diskriminierung schreibt!

2016
Für die Wahl 2016 werde ich mich nicht mehr zur Verfügung stellen (obwohl ich wieder gebeten wurde), und überzeugt bin, das ich wieder die meisten Wählerstimmen bekommen würde. Aber für das, was in der Seniorenvertretung los ist, dafür sind mir meine Nerven zu schade. Das ist manchmal schlimmer, als im Kindergarten. Missgunst, Tratsch, Intrigen, Klüngel, Mobbing.
Die 70 Euro, die die Stadt Seniorenvertretern bezahlt, kann sie behalten, die habe ich nicht nötig. Das Zubrot ist für viele Seniorenvertreter die Teilnahme an den Ausschusssitzungen, die ca. einmal im Monat stattfinden. Dafür werden 36,00 Euro gezahlt. Wenn also jemand in mehreren Ausschüssen sitzt, bekommt er für jede Ausschusssitzung das Geld. Darum sind die Posten so beliebt, und manche haben halt mehrere Posten.

Einmal im Jahr gibt es nun eine Fortbildung nach Königswinter. Da ist aber nix mehr mit Weiterbildung. Da kommt dann einer, der spricht über das Vermögen, oder die Lesben u. Schwulen stellen sich vor, oder einer spricht über das Vererben.

Als Frau Dr. Renn Sprecherin und Vorsitzende der Landessenioren- Vertretung von NRW war, kamen Politiker vor Ort. Da konnte man die befragen und löchern. Heute kommt keiner mehr aus der Politik. Ich sehe den Sinn einer Seniorenvertretung so: Wir müssen die Interessen der Senioren durchboxen, du gehst dahin und ich dahin. Wichtig ist eine klare Linie. Ich kann mich doch nicht verkaufen für eine Meinung. Und wenn mir im Ausschuss nicht gefällt, was da gesagt wird, dann kann ich keinen Beifall zollen, das mache ich für Niemanden, ich bin immer meinen geraden Weg gegangen.

Unsere neue Oberbürgermeisterin hat gesagt, die Seniorinnen und Senioren lägen ihr besonders am Herzen, bis jetzt habe ich nichts davon gemerkt (kann ja vielleicht noch kommen).
Jetzt gibt es den Vorstand, der unnütz ist. Aber er kommandiert Andere. Ein Sprecher, das wäre genug. Eine Senioren-Vertreterin und ein Senioren-Vertreter sind in einem Förderverein, von dem bei der Stadtarbeitsgemeinschaft die Rede war, Frau Anke Brunn hat ihn vorgestellt. Aber was der genau fördert, das weiß ich nicht. Der Verein organisierte z.B. für die Kölner Seniorenvertreter und die Seniorennetzwerke eine Lichterfahrt durch die Keupstraße in Köln-Mülheim. Die Seniorenvertretung hat 700,00 Euro für den Bus bezahlt und die SV-Vertreter mussten 20 Euro fürs Essen bezahlen.

Als aber eine Seniorenvertreterin und ich zum Senioren-Tag 2015 nach Frankfurt gefahren sind, mit 2 Übernachtungen, wie es früher üblich war, haben wir keinen Zuschuss bekommen. Und nur nach mehrmaligem Nachhaken bekamen wir die Eintrittskarte aus der Kasse der Seniorenvertretung auf Stadtebene bezahlt.

Wie viel Geld in der Stadt-Arbeitsgemeinschaft ausgegeben und wofür genau, das wissen wir nicht. Und wieviel auf dem Sparbuch ist, wissen wir auch nicht. Richtig wäre es, wenn alle Senioren-Vertreter einen Einnahmen- und einen Ausgaben Beleg ausgehändigt bekämen, denn es ist unser aller Geld.

Neuen Kandidaten rate ich: Dass man auf Parteien keine Rücksicht nimmt, es heißt ja, Seniorenvertreter sollen überparteilich und überkonfessionell sein. Man muss sich für die Senioren einsetzen, dafür wird man ja schließlich gewählt, und Hilfestellung leisten, und zusammenhalten.

Es kann nicht sein, das die 5 Leute im Vorstand bestimmen, was in der Kölner Seniorenvertretung gemacht wird, und die anderen haben sich zu fügen. Wir sind weder im Kindergarten noch in der Schule.
Es ist schrecklich, wenn ältere Menschen mit einander so umgehen. Wie können sie sich dann für andere einsetzen? Früher gab es im Stadtbezirk einen Ansprechpartner vom Sozialamt. An den konnte man sich bei Unstimmigkeiten wenden (wurde abgezogen). Heute steht man alleine da, und es kümmert Niemanden.

Ich bin immer angetreten, um mich für meine Generation einzubringen und nicht, um mich wichtig zu machen, das habe ich nicht nötig. Ich bin überzeugt davon, dass die jetzt amtierenden Kölner Seniorenvertreter, die sich wieder zur Wahl stellen, wenn sie wieder gewählt werden, als Sprecher in die Stadtarbeitsgemeinschaft gehen, und ihre Ausschüsse behalten werden. Die neu gewählten Seniorenvertreter werden kaum eine Chance haben. Wenn ich mir die Wahl-Ergebnisse ansehe, und wenn das Wähler Votum berücksichtig worden wäre, wären Einige nicht auf die Stadt-Ebene gekommen, also hat man das Wähler-Votum abgeschafft.

Mit freundlichen Grüßen
Amalie Klein,
Sprecherin der Seniorenvertretung im Stadtbezirk Ehrenfeld
Mitglied in der Stadtarbeitsgemeinschaft

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29.8.2016 Kommentar von Roswitha Burauen

Man hat es endlich geschafft!!!
Malis Klein, noch Seniorenvertreterin des Stadtbezirks Ehrenfeld und Mitglied der Stadtkonferenz, steht zur kommenden Seniorenwahl nicht mehr zur Verfügung. Sie kandidiert nicht mehr!

Als ehemalige Seniorenvertreterin des Stadtbezirks Rodenkirchen und Mitglied der Stadtkonferenz in der Periode 2007 bis 2011 nehme ich zu dem Bericht von Malis Klein in Bezug auf Altersdiskriminierung wie folgt Stellung:

Malis Klein ist eine mutige Frau mit Herz und Verstand!
Ich habe sie 2007 als Seniorenvertreterin des Stadtbezirks Ehrenfeld kennen gelernt und wegen ihres Einsatzes, ihrer Ehrlichkeit und Offenheit immer geschätzt, was ich nach wie vor tue. Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck und den Mut, Dinge die sie für nicht in Ordnung hält in der Seniorenvertretung anzusprechen. Sie umschreibt Nichts und sagt was sie denkt!

Das gefiel und gefällt offenbar der inzwischen in Köln "etablierten" und tätigen "Obrigkeit" der Seniorenvertretung gar nicht. Ich konnte schon damals nicht verstehen, dass man Frau Klein so viele Steine in den Weg legte und dies bis heute!!! Nun hat man es endlich geschafft, dass Malis Klein nicht mehr für die Seniorenvertretung kandidiert, obwohl Sie bei jeder Wahl die meisten Stimmen im Bezirk Ehrenfeld bekam und dies durch ihren persönlichen "aktiven" Einsatz für die Senioren.

Das sehe ich als großen Verlust an, denn der "Klüngelüngelüng" ist inzwischen auch in der Seniorenvertretung Köln zu Hause!!!!!

Ich, Roswitha Burauen, trat 2007 mit dem Idealismus an, dass nach der Phase des Arbeitslebens kein Konkurrenzstreben mehr aufkommt und man sich für die Nöte der Senioren gemeinsam einsetzen könne. Bin aber schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass man sich mehr mit sich selbst beschäftigte als sich für die Belange der Senioren einzusetzen. Diese Erkenntnis ließ mich nach ca. zwei Jahren auf eigenen Wunsch aus der Stadtkonferenz ausscheiden, um in meinem Wahlbezirk zu arbeiten Link. Ich trat bei der darauf folgenden Wahl nicht wieder an, da ich es auch ohne Seniorenvertretung schaffe, mich um alte Menschen zu kümmern und mich für ihre Nöte und Sorgen ein- und durchzusetzen.

Mir scheint, die jetzige Seniorenvertretung - vor allem die Mitglieder der Stadtkonferenz - beschäftigen sich mehr mit der eigenen Repräsentation als mit den Bedürfnissen, den Sorgen und Nöten der Senioren in Köln.

Es ist schade, dass die Anregung von OB Dr. Norbert Burger eine Kölner Seniorenvertretung einzurichten, die 1976 vom Rat der Stadt Köln beschlossen wurde, bisher so wenig bewirkt hat, obwohl es bitter nötig wäre!
Malis Klein ist "noch" eine Seniorenvertreterin, die sich um andere kümmert und sich für sie einsetzt und kämpft!

Roswitha Burauen
Seniorenvertreterin in Köln von 2007 bis 2011

Link: Kölner Seniorenvertretung: En Ehrefeld is Zoff
Quelle: Mail an die Redaktion

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