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Recht auf Arbeit ab 50 - lautet die Forderung

Köln, 2015 Foto: H.S.

Schweiz - 25.09.2015 - von H.S.

Ältere Arbeitnehmer sind vielfach Opfer von Vorurteilen und Diskriminierung. Nicht so bei Volkswagen in Wolfsburg. Zumindest nicht in den Top-Positionen. Der am 24.9.2015 wegen des Betrugs mit Abgasnormen an derzeit 11 Millionen Volkswagen-Autos zurückgetretene Chef des VW-Konzerns, Martin Winterkorn, ist 68 Jahre alt. Sein Vertrag sollte - eigentlich - bis 2018, also bis zum 71. Lebensjahr verlängert werden.

Sein Nachfolger, Matthias Müller, der von Porsche kommt und, wie die FAZ weiß, "unter dem jungenhaft wirkenden weißen Haarschopf" leuchtend blaue Augen aufzuweisen hat, ist immerhin 62 Jahre alt.

Es geht also doch, könnte man meinen. Ja, es geht - bei den Besserverdienenden. Bei Otto Normalverbraucher oder Ottilie Normalverbraucherin, die den aktuellen Porsche Spider, der mehr als 750.000 Euro kostet, noch niemals gesehen hat, geht es immer schlechter. Sie sind immer jünger zu alt.

Die sozialdemokratische Bewegung der Schweiz, die SP60+, fordert nun ein Recht auf Arbeit ab dem 50. Altersjahr und Schutz vor Entlassung. Diese sinnvolle Forderung der sozialdemokratischen Schweizer SeniorInnen soll durch die Unternehmen finanziert werden, welche im Vergleich zu anderen unterdurchschnittlich wenige ältere Arbeitnehmer beschäftigen.

Eine entsprechende Resolution zum Thema Altersdiskriminierung wurde beim Treffen der SP60+ in Solothurn einstimmig verabschiedet. Dazu muss man wissen, dass Solothurn der einzige schweizer Kanton ist, in dem sich Kandidatinnen und Kandidaten mit einer eigenen SP60+ Nationalratsliste zur Wahl stellen.

Die resolution sieht vor, dass nicht nur die altersdiskriminierenden Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden sollen. Zusätzlich sollen ArbeitnehmerInnen, die gegen ihren Willen aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden, fünf Jahre lang das Anrecht auf eine erweiterte Arbeitslosen-Entschädigung haben. Gleichzeitig sollen sie bei der Stellensuche unterstützt werden.

Der SP-Ständerat und Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes betonte beim Treffen im Alten Spital in Solothurn, dass gute Qualifikationen die Arbeitnehmenden ab fünfzig leider nicht mehr zu schützen vermögen. Noch vor wenigen Jahren habe es in der Schweiz ein ungeschriebenes Entlassungstabu gegeben, heute würden ältere Berufstätige als ein potenzielles Risiko gesehen und müssten weg.

Nur 6 von 32 Prozent der über 60-Jährigen hätten sich freiwillig frühzeitig pensionieren lassen, was aber sei mit den anderen 26 Prozent? SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer erinnerte daran, dass selbst in der Schweiz «nicht alle Rentner reich sind. Zwölf Prozent benötigen Ergänzungsleistungen». Und sie liess keinen Zweifel daran, dass das Antidiskriminierungsgesetz in die Verfassung gehöre. Das ist nämlich, so wie in der Bundesrepublik Deutschland genauso, auch in der Schweiz nicht der Fall!

Link: Schweiz: Alter übersteigt die Voraussetzungen
Quelle: az Solothurner Zeitung