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Handtasche geraubt! Jetzt bin ich eine alte Frau!

Berlin, 2012 Foto: H.S.

05.12.2014 - von G.F.

Zwei Jugendliche / zwei sehr junge Männer haben mir um kurz vor 19 Uhr die Handtasche aus der Hand gerissen und geklaut. Ich bin ihnen wütend hinterher gerannt. Die waren schneller. Konnte sie nicht einholen. Verschwanden im Zick-Zack zwischen Häusern und Höfen. Es war ein Deutscher und ein Ausländer. Haben die Umgebung gut gekannt.

Habe 110 angerufen. Polizei kam. Zwei Zeugen haben meine Handtasche in einem Müllcontainer in einem Müllhaus der Häuser gefunden. Alle wichtigen Papiere wieder da! Aus dem Portemonnaie fehlten 8 Euro. Mehr hatte ich nicht dabei. Glück im Unglück, weil keine bürokratischen Laufereien.

Wurde bis 21.30 Uhr vernommen. Die beiden Zeugen sagten auch aus. Zwei sehr freundliche, hilfsbereite und anständige Araber. Sie haben dort schon mal Diebstähle / Überfälle erlebt.

Bin gesund, fit nach Hause gelaufen. J. war erleichtert.

Der Schock kam einige Tage später, und er war schlimmer als am Tag des Überfalls. Ich habe kein Mobiltelefon, weil das zu hohe Kosten für mich sind, jedenfalls zur Zeit. Warum also sackte der Schock tiefer in die Seele? Weil die junge, kurzhaarige deutsche Leiterin einer hell erleuchteten Nähstube für junge KopftuchFrauen, im Erdgeschoß eines der hohen Mietswohnhäuser, zu der ich beim Verfolgen der beiden jungen Handtaschenräuber lief, , sich strikt weigerte, für mich die 110 anzurufen! Dafür wäre sie nicht zuständig, sondern die Wachschutzleute. Aber auch der circa 30jährige Wachschutzmann vom Unternehmen Gegenbauer weigerte sich, mich dabei stoisch und stumm anguckend, für mich die 110 anzurufen, damit ich möglichst schnell Hilfe bekomme. Es war doch alles erst wenige Minuten vorher und blitzschnell passiert!

Doch dann kam eine sehr verhärmt aussehende, ungefähr 45jährige Frau quer durch die Höfe der hohen Mietswohnhäuser entlang. Ich sprach sie aufgeregt an und fragte, ob sie ein Handy hätte und für mich 110 anrufen könnte, weil ich überfallen und mir die Handtasche weggerissen und gestohlen worden sei. Sie hat das sofort gemacht, ohne Zögern! Beinahe hätte ich sie vor Erleichterung umarmt. Habe mich vielmals bedankt.
Berlin, 29. November 2014

Link: Essen auf Rädern ist Barberei
Quelle: Mail an die Redaktion