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Altersdiskriminierung in der Schweiz: OECD fordert aktives Handeln

Hoexter, 2012 Foto: H.S.

Schweiz - 25.10.2014 - von Anne Sonnet, Projektleiterin im OECD-Direktorat für Beschäftigung, Arbeit, Soziales

Die Schweiz muss mehr tun, um ältere Arbeitnehmer im Arbeitsmarkt zu halten. Vor allem Frauen könnten durch einen längeren Verbleib im Erwerbsleben dabei helfen, die Folgen des demographischen Wandels zu mindern.

Zu diesem Schluss kommt der jüngste OECD-Bericht "Bessere Arbeit im Alter: Schweiz 2014".

Dem Bericht zufolge hat die Schweiz eine der höchsten Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer im OECD-Raum: 2012 arbeiteten 70,5 Prozent der 55- bis 64-Jährigen. Damit liegt das Land deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 54 Prozent. Diese außergewöhnliche Bilanz ist maßgeblich auf den hohen Anteil an erwerbstätigen Männern (79,5%) und Hochschulabsolventen (85%) in dieser Altersgruppe zurückzuführen. Für Frauen ist die Beschäftigungsquote mit 61,5 Prozent jedoch deutlich geringer - besonders, wenn sie ein niedriges Bildungsniveau haben (49%).

Verlieren ältere Arbeitnehmer ihren Job, ist es für sie oft schwierig, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren: So waren 2012 in der Schweiz 59 Prozent der Erwerbslosen über 55 mehr als ein Jahr ohne Arbeit (OECD-Durchschnitt = 47%). Vor zehn Jahren lag dieser Wert noch bei 40 Prozent.

Eine verstärkte Berufstätigkeit älterer Menschen würde die Finanzierung des Schweizer Rentensystems verbessern. Im Gegensatz zu vielen anderen OECD-Ländern sind hier seit 2003 kaum Reformen erfolgt. Die aktuelle Debatte um die geplante Reform Altersvorsorge 2020 oder die Fachkräfte-Initiative sind erste Schritte in die richtige Richtung. Unabhängig davon sind weitere Anstrengungen nötig, um die Produktivität (!) älterer Arbeitnehmer zu steigern.
Der OECD-Bericht empfiehlt der Schweiz daher:

- Frauen auf dem Arbeitsmarkt besser zu unterstützen – es ihnen zu erleichtern, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen und die negativen Arbeitsanreize im Steuer- und Rentensystem abzuschaffen;

- Weiterbildung für gering qualifizierte Arbeitnehmer attraktiver zu gestalten und Unternehmen anzuregen, ihre Mitarbeiter bis zum Ende der Karriere weiterzubilden;

- Sozialpartner und Pensionskassen anzuhalten, die Anreize für den Vorbezug der Rente aus der zweiten Säule zu verringern;

- Die öffentliche Arbeitsvermittlung dabei zu unterstützen, ältere Arbeitslose (speziell zwischen 60 und 64 Jahren) in stabile Jobs zu vermitteln;

- Die Sozialhilfebudgets gezielt zu nutzen, um ältere Arbeitssuchende wieder in Arbeit zu bringen;

- Die Sozialpartner anzuregen, Gehälter stärker an Erfahrung und Leistung zu knüpfen als an das Alter;

- Altersdiskriminierung zu bekämpfen. Im Unterschied zu fast allen anderen OECD-Ländern ist diese in der Schweiz bis heute legal und relativ verbreitet.

"Detaillierte Bewertung und Empfehlungen" siehe PDF
http://www.oecd.org/berlin/publikationen/Alterung-und-Beschaeftigungspolitik-Schweiz-Bewertung-und-Empfehlungen.pdf

Kontakt:
: +33 1 45249169.
Für Interviewanfragen auf Deutsch: Antonie Kerwien, Pressesprecherin OECD Berlin Centre: antonie.kerwien@oecd.org, +49 30 28883541.

Link: OECD fordert mehr Altersversorgung für China
Quelle: PM 23.10. 2014 OECD