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50+ und die Realität des Arbeitsmarkts

Berlin, 2013 Foto H.S.

12.12.2013 - von E.D.

Es schadet nicht, die von den Politikern schöngefärbte Arbeitsmarktlüge gelegentlich zu entfärben. Da ich (w.), nach über einem Jahr vergeblicher Arbeitssuche mit über 150 Bewerbungen in den Bezug von AlG 2 abzurutschen drohte, habe ich mich zwangsläufig selbstständig gemacht.

Das erfolgte aber sozusagen "Hals über Kopf", denn es war nie geplant. Ohne nennenswertes Netzwerk und ohne rechte Geschäftsverbindungen und ohne Eigenkapital habe ich immerhin bis heute durchgehalten. Nun bin ich aber schon 55, und ich habe es während meiner Selbstständigkeit nie aufgegeben, mich immer wieder auf einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob in meiner Branche oder auch branchenfremd zu bewerben.

Allein: Die Zeitarbeitsfirmen (acht an der Zahl!), über die in meiner Branche nur noch eingestellt wird, und bei denen ich meine Unterlagen hinterlegt habe, haben mir in sechs Jahren INSGESAMT sieben mal angekündigt, meine Unterlagen an Auftraggeber weiter zu geben. NUR ein einziges mal, erwuchs daraus ein Auswahlverfahren, das aber keine Einstellung brachte. Alle anderen Bewerbungen verliefen im Sande.
Ab und zu erhalte ich eine Mail, und man gibt vor, eine Aktualisierung meines Lebenslaufes zu benötigen, da die Auftraggeber das forderten. Und dann ruht der See wieder still.
Auf eigeninitiative Bewerbungen erhalte ich zu 99 % KEINE Antwort, allenfalls der Eingang der Bewerbung wird noch bestätigt.

Beim Jobcenter ist man freundlich, aber freilich nicht sonderlich interessiert, da ich dort ja nicht in der Statistik erscheine und kein Geld koste. Ich bin dort als arbeitsuchend registriert, aber eben ohne Bezüge und in meinem Alter wohl unvermittelbar.

Ich habe Abitur, habe studiert, habe einen zweiten Beruf gelernt, in dem ich über 20 Jahre gearbeitet habe, bin über 35 Jahre erwerbstätig und darf noch weitere zehn Jahre arbeiten.
Und wenn die Selbstständigkeit nicht genug zum Leben abwirft, muss ich mich in Jobs umsehen, wo auch ungelernte Kräfte eingestellt werden, um für ein Sechstel meines letzten Gehaltes zu arbeiten?????.....und den Ungelernten auch noch den Job weg zu nehmen???

....und das, weil ich eine Frau und Mitte Fünfzig bin?
Und nein! Das ist kein Gejammer und ich lasse mich nicht unterkriegen. Es schadet nicht, die von den Politikern schöngefärbte Arbeitsmarktlüge gelegentlich zu entfärben.

Link: Es geht immer um meine Alter: Drei Fallbeispiele
Quelle: Mail an die Redaktion

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