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Altenheimbetreiber Southern Cross pleite

Großbritannien - 13.07.2011 - von Hanne Schweitzer

Der größte* britische Anbieter für private Altenpflege, Southern Cross Healthcare Ltd., ist insolvent und wird wohl auch nicht in abgespeckter Form weitermachen können. Der Betrieb von 752 Pflegeheimen mit ca. 1.327 Mitarbeitern soll nun von den Eigentümern der Altenheime selber organisiert werden. Die Southern Cross-Aktie wurde vom Handel suspendiert. (SOUTHERN CROSS HEALTHCARE Aktienkurs
11.07.2011: 0,07€. Letzter Kurs.)

Die britische Regierung hat den BewohnerInnen der Plfegeheime versichert, dass sie dafür sorgen wird, dass niemand von ihnen durch die Pleite obdachlos werden wird.

Das Geschäftsmodell von Southern Cross bestand darin, Pflegeheime zu kaufen, sie mit einem Southern Cross Betriebs- und Pflegevertrag auszustatten, die Häuser dann an Finanzinvestoren zu verkaufen und selbst nur noch als Betreiber zu fungieren, der Miete zahlt.

Da es sich bei den meisten Eigentümern der Immobilien aber um Finanzinvestoren handelt, deren Postadressen auf Steueroasen verweisen, ist unklar, wie die Fortführung des Betriebs der Altenheime gelingen kann. Bei 250 Häusern ist das Problem nicht ganz so drängend, weil die Besitzer der Immobilien eigene Pflegedienste betreiben. Insgesamt sind aber immerhin 31.000 Menschen von der Southern Cross-Pleite betroffen. (Bettenbestand am 30. September 2010 = 38,603)

Findet sich keine Lösung, müßte die Mehrzahl der AltenheimbewohnerInnen, getreu dem Motto "Gewinne werden privatisiert, Verluste werden sozialisiert", von den Kommunen, sprich den Steuerzahlern betreut werden. Dabei geht es um hunderte Millionen britische Pfund.

Hintergrund: Southern Cross wurde 2004 von der U.S.-amerikanischen Private Equity Firma Blackstone gekauft. Stephen Schwarzman, Chef der Firma, zahlte dafür £162 Millionen. Als der Finanzhai drei Jahre später alles wieder verkaufte, soll er das vierfache seiner Investition daran verdient haben. (It is believed to have quadrupled its investment.)
* (Annual revenue of $49,398,632)

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Probleme hat auch die zweitgrößte britische Firma, Four Seasons Healthcare. Sie hat Schulden von mehr als £750 Millionen Euro angehäuft. Diese müssen bis zum September nächstes Jahr zurückgezahlt worden sein. Weitere Schwierigkeiten ergeben sich, wie Mailonline am 2.6.2011 meldete, daraus, dass 40 Immobilien vom Pleitier Southern Cross betrieben werden. Dieser hat nun aber angekündigt, die Mietzahlungen um 30 Prozent zu senken.

Link: Berlin: AltenheimEXPO 2011
Quelle: NZZ, 13.7.2011 + diverse