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Welttag gg. Diskriminierung + Mißhandlung Älterer

15.06.2011 - von Pressemitteilung

Am 15. Juni 2011 findet zum 6. Mal der WELTTAG zur Sensibilisierung und Ächtung von Diskriminierung
und Misshandlung älterer Menschen statt (WORLD ELDER ABUSE AWARENESS DAY).

Presseerklärung zum 5. World Elder Abuse Awareness Day 2010
anlässlich der 21. Arbeitstagung der BAG in Berlin
Berlin 14. Juni 2010

Bewusstsein wecken - Sensibilisieren - Informieren:
Welt-Tag gegen Diskriminierung und Misshandlung von alten Menschen

Auf Initiative des „International Network for the Prevention of Elder Abuse“(INPEA) finden am 15.Juni 2010 weltweit zum 5. Mal Aktionen statt, mit denen auf die Diskriminierung und Misshandlung von alten Menschen aufmerksam gemacht werden soll.

Als Bundesarbeitsgemeinschaft der Krisen- Beratungs- und Beschwerdestellen für alte Menschen in Deutschland beschäftigen wir uns schon seit Jahren mit diesen Themen.

Gewalthandlungen und Straftaten gegen alte Menschen sind keine Seltenheit. Über 51% der über 60-Jährigen werden Opfer von Vermögens-, Gewalt- oder Sexualstraftaten, aber nur wenige Gewaltsituationen werden „aktenkundig“. In vielen Kliniken und Pflegeheimen ist die Situation dramatischer als vielfach angenommen.

Fixierungen (Fesselungen) und weitere freiheitseinschränkende Maßnahmen sind keine Seltenheit. Aber auch in familiären Bezügen kann es zu Gewalt kommen. Über 53% der Angehörigen berichten, dass sie innerhalb eines
Jahres selbst gegenüber Pflegebedürftigen gewalttätig wurden.

„Gewalt gegen alte Menschen ist weltweit ein soziales, gesundheitliches und ökonomisches Problem, welches nicht länger vernachlässigt werden darf“, betont Prof. Dr. Dr. R. Hirsch anlässlich des diesjährigen Welttages gegen Diskriminierung und Gewalt im Alter.

Die Grenzen dessen, was unter Gewalt verstanden wird, sind fließend. Die WHO definiert Gewalt als absichtlichen Gebrauch „von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichen
Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft, der entweder konkret oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu
Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklungen oder Deprivation führt“.

„Sucht ein alter Mensch, der Opfer einer Gewalthandlung wurde, in Deutschland Hilfe, so findet er diese nach unseren Erfahrungen nur schwer. Zu einer Anzeige kann er sich nur schwer durchringen. Zudem fühlt sich kaum jemand zuständig und hört den Betroffenen zu.

Die Telefonseelsorge kann zwar die Anrufer beraten, tätige Hilfe aber nicht bieten. Notruftelefone oder Krisenberatungsstellen für alte Menschen gibt es nur wenige. Zudem sind viele alte Menschen beschämt, dass sie Opfer wurden und trauen sich nicht, um Hilfe zu bitten oder stehen in großer Abhängigkeit zu denen, die Gewalt anwenden “, bemängelt Hirsch.

„Die Missstände und Mängel in den Pflegeheimen sind durch die Presse immer wieder in die Öffentlichkeit getragen worden. Aber zu Hause spielen sich die großen Dramen ab.

Nach jahrelanger Pflege mit extremen Überforderungen wird hinter geschlossenen Türen geschrieen, gedroht und geschlagen. Dort gibt es viel Leid und Verzweiflung auf beiden Seiten!“ sagt Gabriele Tammen-Parr von Pflege in Not in Berlin stellvertretend für die Krisentelefone.

Obwohl der Bedarf für ein niedrigschwelliges bundeseinheitlich erreichbares telefonisches Beratungsangebot für ältere Menschen in Notsituationen schon vor Jahren dokumentiert und entsprechende Schritte gefordert wurden, existiert dieses bis heute nicht.

Gerät ein Kind in Not, gibt es dafür nicht nur Beratungsstellen (ca. 6.000 in Deutschland), sondern auch das Jugendamt und Jugendschutzgesetze.

Für alte Menschen existiert nichts Vergleichbares. Nicht nur die alten Menschen brauchen bei Gewalterfahrungen Ansprechpartner, Unterstützung und Hilfe. Viele, die aus eigener Überforderung, Hilflosigkeit und fehlendem
Wissen um Alternativen Gewalt anwenden, müssen mit gezielten zugehenden Angeboten möglichst frühzeitig aus einer eskalierenden Gewaltspirale herausgeholt werden.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Krisen- Beratungs- und
Beschwerdestellen für alte Menschen in Deutschland wendet sich daher mit den folgenden Forderungen zum 5. „World Elder Abuse Awareness Day“ an die Öffentlichkeit:

1. Keine Toleranz von Gewalt gegen alte Menschen in keiner Situation und zu keiner Zeit!

2. Schaffung von Krisen- und Notrufberatungsstellen für alte Menschen in jeder Region!

3. Deeskalationstraining und Wissensvermittlung über die Gewalt gegen alte Menschen in die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Pflegekräften und Ärzten einbeziehen!

4. Keine Fixierungen in Pflegeheimen und Kliniken!

5. Gleichstellung der psychisch kranken alten Menschen mit jüngeren in der Psychiatrie!

6. Rechtliche Betreuungen nach dem Erfordernisprinzip einrichten unter Achtung des Willens des Betreuten!

7. Förderung von Projekten zur Prävention und Intervention!

8. Verbreitung und Einhaltung der Charta der Rechte für hilfe- und pflegebedürftige Menschen!

9. Schaffung einer Lehr-, Forschungs- und Dokumentationseinrichtung zur Problematik von Gewalt gegen alte Menschen!

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr. R. D. Hirsch
Bundesarbeitsgemeinschaft der Krisentelefone, Beratungs- und Beschwerdestellen für alte Menschen in Deutschland (c/o Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter –HsM, Goetheallee 51, 53225 Bonn (Tel.: 0228 - 69 68 68 / - 63 63 22 (Info).

Für Schleswig-Holstein Anke Buhl
PflegeNotTelefon Schleswig-Holstein, (c/o AWO Schleswig-Holstein e.V., Sibeliusweg 4, 24109 Kiel, T. 0431/5114-155)
www.pflege-not-telefon.de / post@pflege-not-telefon.de 01802 49 48 47

Link: Badewannentag: Pflegeschwester telefoniert…
Quelle: Bundesag d. Krisentelefone, Beratungs- + Beschwerdestellen für alte Menschen