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Bewerbung ohne Altersangabe - teurer Mißerfolg

29.06.2011 - von Signor A.

Kein Alter in der Bewerbung anzugeben, wie es in USA und Großbritannien Vorschrift ist, erscheint manchen als Ausweg aus der Altersdiskriminierungsfalle. Lesen Sie was einem Spanier dabei widerfuhr, der sich bei einer deutschen Internetmarketing-Firma bewarb:

"Ich bin ein 47jähriger Spanier, Dipl.Ökonomen,
Wirtschaftinformatiker und Pharmazeut. Vor ein paar Wochen reichte ich meine Bewerbung bei der Firma T. ein.

Hier die Antwort:
"Sehr geehrter Herr A.,
vielen Dank für ihre sehr interessante Bewerbung. Wir würden Sie gerne kurzfristig zu einem persönlichen Termin einladen. Wann hätten Sie denn Zeit mal nach Stuttgart zu kommen?"

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Darauf antwortete ich unter anderem:
"Gelesen habe ich, dass keine Reisekosten erstattet werden können. Für mich ein Risiko, das ich akzeptiere. Da für mich, wegen der Entfernung, die Kosten nicht unerheblich sind, würde ich um Mitteilung bitten, wenn es eine Menge
Kandidaten mit ähnlichen Qualifikationen bzw. Erfahrungen gäbe, damit ich auch diesen Fakt in Betracht ziehen
kann."

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Darauf antwortete der Geschäftsleiter:
"Ich verstehe bezüglich der Reisekosten Ihre Bedenken, allerdings kann ich Ihnen mitteilen, dass es für diese Stelle wenige Bewerber gibt bzw. wir schon sehr lange jemand spanischsprachiges suchen, der das entsprechende Profil hat. Daher bestehen schon sehr gute Chancen."

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Was aber in meinem Lebenslauf nicht stand, war mein Alter.
Als ich durch die Tür in das Büro ging, wandelte sich das Gesicht des Leiters in eine Mischung von Entäuschung und unfreundlichen Widerwillen um. Er hatte kein Interesse mehr und führte das Vorstellungsgespräch irrelevant und überflüssig durch. In 10 Minuten war es vorbei.

Sie können natürlich immer sagen, dass man nichts beweisen kann, dass dies meine subjketiven Eindrücke waren. Tasache war aber, dass der Betriebsleiter um die 25-27 Jahre alt war und so alt waren all die andere Mitarbeiter die ich
sehen konnte.

Nach dem Vorstellungsgespräch habe ich an den Geschäftsführer eine Email gesendet, in der ich meine Sorgen über die Alterspolitik der Firma T. äusserte. Er hat meine Email vollkommen ignoriert und nie wieder zu mir etwas bezüglich des Ergebnisses des Vorstellungsgesprächs gesagt.

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Dieses Beispiel ist ein Beleg dafür, wie wenig anonymisierte Bewerbungen an Altersdiskriminierung verändern, wenn sich im Kopf der Arbeitgeber eine Jugendfixierung festgesetzt hat.
Signor A. hat für das Vorstellungsgespräch in Stuttgart mehr als 800 Euro gezahlt.

Link: Fremdsprachensekretärin, 54: Anonymisierte Bewerbung
Quelle: Mail an die Redaktion

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