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Pflege: Ohne Stützstrümpfe keine Chance

22.12.2010 - von G.M.

Meine Mama 88jährig wurde an der Hüfte operiert, ist gerade in der Reha und darf sich 3 Monate nicht bücken - jetzt sind gerade 5 Wochen vergangen. Ein Bein ist noch sehr angeschwollen und die Wunde noch nicht ganz verheilt, Sie ist eben noch nicht ganz fit auch wenn Sie nach aussen gut aussieht weil Sie eben auch viel jünger wirkt und sich zusammen reisst - dies ist Ihr Naturell.

Sie soll in einer Woche nach Hause kommen, kann sich aber selbst noch nicht die Hose an- und ausziehen oder die Beine und Füsse eincremen, dazu braucht Sie Hilfe.

Jetzt war mit dem Sozialdienst abgemacht, dass meine Mutter zu Hause 2x am Tag Unterstützung bekommt morgens und abends um meiner Mutter beim Cremen und An/Ausziehen zu helfen und dass diese Kosten die Kasse übernimmt. Jetzt sieht es so aus: Meine Mutter darf keine Stützstümpfe wegen Ihrer Gefässverengung in den Beinen tragen und die Unterstützung morgens und abends ist weniger pro mal als 45 Minuten, deswegen wird dies nicht von der Kasse übernommen.

Bei meiner Mutter braucht man pro Hilfe nur 20 Minuten, dies zahlt die Kasse nicht 25 Min zu wenig pro Hilfe, dies ist dokumentiert und man kommt nicht auf mehr Minuten, die benötigt würden für die Kassenbezahlung, absurd.

Meine Mutter ist Rentnerin und übernimmt bisher eh jegliche Kosten selbst. Sie wird dafür bestraft weil es Ihr zu gut geht und soll pro Tag um die 40 € selbst zahlen für die Unterstützung zu Hause, dies sind ca. 1200 € im Monat.

Meine Mutter lebt zu Hause und ist fit genug, liebt Ihre Wohnung, geht jeden Tag ein bis zweimal raus, hat Freunde in allen Altersgruppen, nimmt aktiv am Leben teil, besucht Lesungen und Kino und trifft Freunde, alle Unterstützungen bisher zahlt Sie sowieso selbst damt Sie ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben lebt und Sie ist dabei ein sehr positiver Mensch und viele Menschen sind gerne mit Ihr zusammen. Sie will sich aber nicht von Freunden oder von mir in dieser Situation helfen lassen - was ich verstehe, da ist ja auch ein Schamgefühl.

Es ist fatal und absurd dass die Kriterien von 2 x20 Min pro Tag Hilfe und das Nichtragendürfen von Stützstrümpfen nicht die Voraussetzungen erfüllen meiner Mutter vorübergehende Unterstützung bis Sie wieder ganz fit ist, von der AOK München zukommen zu lassen. Sie fällt durchs Raster wie so viele Menschen in Deutschland, bis vor 1.5 Jahren gab es ein Gesetz für Menschen, die vorübergehende Unterstützung zu Hause nach einer Reha brauchen, dies ist abgeschafft. Meine Mutter hat einen Schwerbehindertenausweis und wird im März 89 Jahre alt, dies zählt nicht. Anstatt dass man einen Menschen unterstützt der zu Hause lebt und nicht ins Altersheim oder Pflegeheim muss was höhere Kosten wären, wird meine Mama in so einer Situation total alleine gelassen. Nicht zu verstehen.

Wird Sie aus der Reha entlassen ist Sie für die Kasse gesund und eine vorübergehenden Pflegestufe passt auch nicht, da ist meine Mutter auch zu fit. Es ist ein Skandal, was tun?

Wer jetzt auf das "neue Pflegeverständnis" hofft, das es in USA längst gibt, und trotzdem bei uns als bahnbrechende Neuentdeckung vom Bundesgesundheitsminister und den Trägern gepriesen wird, muß feststellen: Der Frau könnte auch dann nicht geholfen werden, wenn die Minutenpflege bereits abgeschafft wäre. Warum? Die US-Pflege wird nur bewilligt, wenn mindestens 90 Tage zwei Tätigkeiten des täglichen Lebens nicht mehr ausgeführt werden können. Siehe dazu:

Link: Pflegeversicherung: Das neue Pflegeverständnis…
Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung

Weitere Artikel, nach dem Datum ihres Erscheinens geordnet, zum Thema Pflege:
15.12.2010: 6. Altenbericht: Pflege + Pflegeberufe
13.12.2010: Demenzkranke + Ehrenamt in NRW
13.12.2010: Pflegeversicherung: Träger bilden nicht aus

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