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Pflegekräfte reichen nicht

04.11.2010

Wie keine andere Branche ist die Pflege (und sind die Pflegebedürftigen) jetzt und zukünftig massiv vom Personalmangel betroffen. Am 25. Oktober 2010 hatte dazu die grüne Bundestagsfraktion eingeladen. Thema der Veranstaltung war: "Zukunft der Pflege – Was können wir gegen den Personalmangel tun?"

Hier die Presserklärung zur Veranstaltung: "Die Vorträge machten deutlich, dass der Personalmangel in der Pflege kein isoliertes Problem ist. Daher sind isolierte Lösungsansätze wenig erfolgversprechend.

Die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte ist kein Allheilmittel. Die Bundesrepublik Deutschland ist für viele und vor allem gut qualifizierte Pflegekräfte keine Reise ins gesegnete Land. Andere europäische Länder bieten bessere Arbeitsbedingungen, bessere Bezahlung.

Will man den Personalmangel in den Griff bekommen, braucht es die Anstrengungen der professionell und nicht-professionell Tätigen, der Politik sowie der Länder und Kommunen, der Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung. Eine gemeinsame und abgestimmte Aktion (inclusive der Interessenvertretungen der zu Pflegenden und der Pflegenden Angehörigen!) ist notwendig.

Ein Bündel an Maßnahmen ist notwendig.

  • * die aktive Beeinflussung von Pflegebedürftigkeit durch Prävention, Gesundheitsförderung und Rehabilitation, durch den Abbau von Über- Unter- und Fehlversorgung;

  • * die Steigerung der Berufszufriedenheit der (professionell) Pflegenden, zum Beispiel durch weniger Bürokratie und Schaffung überschaubarer Pflege- und Betreuungsformen;
  • * die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, was unter anderem auch die Gesunderhaltung des Personals (!!!) zwingend einschließt (Was ist mit Leiharbeit?)
  • * neue Strategien zur Anwerbung von Berufsinteressenten, die über Imagekampagnen hinausgehen;
  • * eine gemeinsame europäische Strategie zur Gewinnung von Personal (Personal!!!);
  • * die Steigerung der Attraktivität der Pflegeausbildung durch ein durchlässiges Aus- und Weiterqualifizierungssystem für einen unbürokratischen Berufsein- und Aufstieg;
  • * gesicherte Finanzierung der Erstausbildung und Umschulung;
  • * mehr Ausbildungsplätze;
  • * Monitoring zur regionalen Erfassung des derzeitigen und künftigen Pflegepersonalbedarfs;
  • * neue Formen der Arbeitsorganisation und Kooperation, die zur besseren Versorgung beitragen und den Einzelnen entlasten;
  • * Kooperationen zwischen den professionellen und nicht-professionellen Akteuren im Sinne eines Hilfe-Mix, damit Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt wird;

  • * weniger Regulierung (das wüßte man gerne genauer!) und mehr Spielräume für unternehmerische Kreativität;
  • * gemeinwesenorientierte Strukturen, um Teilhabe (an was???)zu ermöglichen;
  • * mehr Entscheidungsbefugnisse wie auch finanzielle Spielräume für die Verantwortlichen vor Ort. (Auch darüber wüßte man, ebenso wie über die Verbesserung der Situation der pflegenden Angehörigen, gerne sehr viel mehr!)


  • Der Personalmangel in der Pflege ist eines der wichtigsten Themen überhaupt. Es bedarf unser aller Anstrengungen, diesem zu begegnen und auch die Regierung aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken und zum Handeln zu zwingen. Es gibt kein Wissens- sondern ein Handlungsdefizit. Auch wenn es Herrn Rösler noch nicht klar zu sein scheint: Der Personalmangel in der Pflege wird weit massiver ausfallen als der Ärztemangel. Denn: Ohne pflegerische Unterstützung sehen wir alle ziemlich alt aus."

    Die Vorträge finden Sie im Wortlaut unter: Link

    Link: Pflege: Flexibilisierung + Leiharbeit…
    Quelle: PM 3.11.10 Bundestagsfraktion Bü 90/Die Grünen