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Gesundheitsreform: Wir werden zahlen, zahlen, zahlen

07.05.2009 - von Manfred Hau

Ältere, chronisch Kranke und Behinderte sind die Verlierer der Gesundheitsreform. Zu diesem Schluss kam Dr. Gerhard Grabner, seines Zeichens Facharzt für Allgemeinmedizin in Fürth, Mitglied des dortigen Seniorenbeirats, Betriebsarzt in sieben Alten- und Pflegeheimen, Bewohnerfürsprecher in einer Klinik für Komapatienten und stellvertretender Vorsitzender der Landesseniorenvertretung Bayern (LSVB).

Dr. Grabner hielt anlässlich der Delegiertenversammlung des Nürnberger Stadtseniorenrates am 7. Mai ein Referat zu den „Auswirkungen der Gesundheitsreform auf die Seniorenarbeit“. Wie Dr. Grabner ausführte, berühren Gesundheitsreform und -fonds die Seniorenarbeit. So sei es für uns als Anwälte und Ratgeber der Senioren wichtig, die Entwicklung in der Seniorenpolitik kritisch zu beobachten und wenn nötig, unseren Einfluss geltend zu machen, damit nicht zu viele Verlierer übrig blieben. Seiner Meinung nach seien Ältere, chronisch kranke und behinderte Menschen die Verlierer der Gesundheitsreform. So fühlten sich mehr als 40% der Senioren durch Zuzahlungen und Eigenanteile „stark belastet“. Viele müssten diese Ausgaben an anderer Stelle einsparen oder sogar auf notwendige Arztbesuche, Behandlungen, Medikamente oder Hilfsmittel verzichten.

Sozialbedürftige Heimbewohner müssten sich mit ca. 70 € an den Kosten ihrer Krankenversorgung beteiligen, ihr Taschengeld sei gekürzt worden. Verbesserungswürdig scheine auch die gesundheitliche Versorgung in Pflegeheimen. Immer weniger Ärzte seien bereit, ihre Patienten, die in ein Heim umziehen, weiter zu betreuen, denn ein Hausbesuch im Altenheim sei für den Arzt in der Regel ein Draufzahlgeschäft.

Chronisch kranke und behinderte Menschen müssten um Hilfsmittel betteln, Patienten würden Medikamente verweigert, die sie dringend benötigten, Krankenschwestern würden für einen Hungerlohn arbeiten und der bürokratische Aufwand habe inzwischen ein perverses Ausmaß erreicht – und die Kosten stiegen und stiegen.

Mit unserem Gesundheitssystem - einst eines der besten – sei bald kein Staat mehr zu machen und wegen mangelhafter Finanzierung könnten nicht mehr alle notwendigen Leistungen erbracht werden. Viele Bürger würden mit der Einführung des Gesundheitsfonds den direkten Weg in die Staatsmedizin befürchten, wo alles teurer und nichts besser werde. Glaube man den Politikern, sei die Privatisierung unseres Gesundheitswesens das letzte Mittel, um das marode System zu sanieren. So werde schon heute die völlige Auslieferung aller gesundheitlichen Einrichtungen an die großen Konzerne organisiert.

Wir werden zahlen, zahlen, zahlen. Ein gesteigertes Interesse daran hätten die großen Klinikketten, wie z.B. Rhön-Klinik AG, Asklepios oder Sana-Kliniken, die über ihre Einflussnahme auf die Politik ein Monopol im Gesundheitsmarkt erreichen und so die Preise diktieren könnten. Und der Patient zahle die Zeche.

Angesichts dieser Entwicklung fühlten sich Millionen Bürger verraten und verkauft. Um zu vermeiden, dass das Horrorbild des verkauften Patienten Wirklichkeit werde und damit uns der freie, niedergelassene Arzt unseres Vertrauens erhalten bleibe, sollten wir, die demokratisch gewählten Seniorenräte, als Anwälte unserer betagten Mitbürger Druck auf unsere gewählten Volksvertreter ausüben.

Zum Schluss seiner Ausführungen appellierte Dr. Grabner an die Delegierten, den Schulterschluss miteinander in den verschiedenen Kommunen und Gemeinden, aber auch mit den Kranken- und Pflegekassen sowie mit den Ärzten zu suchen.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2601
Quelle: Info-Blatt 3. Ausgabe 2009 Nürnberger Stadtseniorenrat