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Wohnungen für Demenzkranke: Schwierig zu finden

23.09.2009 - von Annette Arand

Wir sind ein Verein der Wohnraum für dementiell erkrankte alte Menschen in München anmietet. Wohlbedacht e.V. sucht seit 2000 nach Wohnraum im Raum München. Aus verschiedensten Gründen ist das schwierig. Es gibt keine Wohnungen im Bestand die groß genug und bezahlbar wären. Wir sind also auf Neubauten angewiesen. Ein Bauträger zog soeben sein Angebot zurück, uns Wohnraum zu vermieten, mit dem Argument, die Nutzung eines Hauses durch unser Klientel mindere den Wert der anderen Eigentumswohnungen auf dem Gelände. Der Bauträger wußte von Anfang an, um welches Klientel es ging. Er war zuerst sehr zugewandt, weil wir einen 10-Jahresmietvertrag für zwei 8
Zimmer-Wohnungen machen würden und das natürlich langfristige
finanzielle Sicherheit für den Bauträger mit sich bringt. Dann aber hat er uns überraschend abgesagt, weil die anderen Wohnungen, die er auf dem Gelände errichten will nach seinen Angaben dann schlechter zu
verkaufen/vermieten sein würden.

Wir haben uns enttäuscht darüber
gezeigt, aber keinen "Kampf" angekündigt. Wir haben gefragt, ob der Bauträger andere Immobilien zur Vermietung anbieten könnte. Der Bauträger bot darauf hin einen Bunker auf einem Brachgelände an. Der sollte eigentlich in ein Hotel umgebaut werden, könnte aber auch für WGs
hergerichtet werden, meinte der Bauträger. Uns ist zwar klar,dass dort unsere Demenkranken weniger "stören" würden, auf dem Gelände wohnt sonst niemand anders, aber ein Bunker ist natürlich mit Assoziationen belegt, die bei Demenzkranken zu Verängstigung etc. führen können.

Wir möchten den Namen des Bauträgers nicht erwähnen, weil wir fürchten, dann überhaupt keine Chance mehr auf Wohnraum zu haben und der Bauträger auch an sich wohlgesonnen ist - er fürchtet wirtschaftliche Nachteile aufgrund der gesellschaftlichen Stigmatisierung Demenzkranker.

Das Sozialreferat München unterstützt uns bei der Suche nach Wohnraum, hat aber selbst Schwierigkeiten solchen Wohnraum zu finden. Die zwei Wohnungen, die wir haben, sind im sozialen Wohnungsbau errichtet in einem großen Neubaugebiet, mit hohem Migrantenanteil, also unattraktiv für viele Bessergestellte.
Das ist ein Beispiel für die tägliche Praxis in ganz München.

wohlBEDACHT - Wohnen für dementiell Erkrankte e.V.
80999 München
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Ursula von der Leyen aus Anlaß des Welt-Alzheimertag am 21. September 2009: "Wir dürfen Demenzkranke und ihre Familien nicht alleine lassen"!

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=3240
Quelle: Mail an die Redaktion

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