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Rentenerhöhung 2009: Ostrentner bevorzugt?

18.03.2009 - von Ursula Lenz, Hanne Schweitzer

Nach drei Nullrunden werden die Rentenauszahlungen zum 1. Juli 2009 im Westen um 2,41 Prozent erhöht und im Osten um 3,38 Prozent. Das macht den seit 2003 eingetretenen Wertverlust der Renten von 8,5 Prozent also nicht wett. Doch das dicke Ende kommt noch: Wie 2008 wurde auch im Wahljahr 2009 der Riester-Faktor genannte Rentenkürzungstrick nicht angewandt, sondern ausgesetzt. Es gäbe also genug zu berichten. Stattdessen inszenierte die Bildzeitung eine Kampagne West- gegen OstrentnerInnen. Lesen Sie dazu die Presseerklärung der Bagso:

"Erst „beuten die Alten die Jungen aus“. Nun sind es die Rentnerinnen und Rentner in Ostdeutschland, die angeblich „mehr Rente“ bekommen als die im Westen der Republik. „Das schlichte Gegenüberstellen der Einkünfte aus der Gesetzlichen Rentenversicherung ist und bleibt eine Halbwahrheit“, so der BAGSO-Vorsitzende, Walter Link. „Die Rentnerinnen und Rentner in den alten und neuen Ländern lassen sich nicht gegeneinander ausspielen. Im Gegenteil: Vom 8. bis 10. Juni 2009 werden beim 9. Deutschen Seniorentag in Leipzig ältere Menschen aus Ost und West zusammentreffen und gemeinsame Lösungen zu den anstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen formulieren.“
In der Ausgabe der Bild-Zeitung vom 18.3.2009 werden zwei Rentnerpaare verglichen: Das Ehepaar G. aus Halle (Sachsen-Anhalt) erhält zusammen 1.872 Euro aus der Gesetzlichen Rentenversicherung, das Ehepaar K. aus dem nordrhein-westfälischen Bönen 1.370 Euro. Nur zwischen den Zeilen wird deutlich, dass das Ehepaar K. mietfrei im eigenen Haus wohnt, das Ehepaar G. in einer 53 qm großen Mietwohnung.

Tatsache ist, dass der aktuelle Rentenwert Ost weiterhin 12 % niedriger liegt als der Rentenwert West. Das Ehepaar G. (Halle) würde also bei gleicher Arbeitsbiografie im Westen rund 2.100 Euro bekommen, das Ehepaar K. (Bönen) im Osten nur etwa 1.200 Euro.

Richtig ist, dass die Rentenzahlungen aus der Gesetzlichen Rentenversicherung im Osten höher sind als die im Westen. Bei den Frauen ist das auf die im Durchschnitt längeren Erwerbsbiografien zurückzuführen; im Westen ist ein Rentenanspruch von 180 Euro (wie bei Frau K. aus Bönen) keine Seltenheit.
Bei den Männern liegt es vor allem daran, dass zu den Ost-Rentnern viele Akademiker wie Ärzte oder Rechtsanwälte zählen; im Westen erhalten diese Berufsgruppen in der Regel keine Leistungen aus der Gesetzlichen Rentenversicherung, sondern aus speziellen Versorgungswerken.

Betont werden muss auch, dass 90% der Seniorinnen und Senioren in Ostdeutschland ihre Alterseinkünfte ausschließlich aus der Gesetzlichen Rentenversicherung beziehen. In Westdeutschland erhalten viele Rentnerinnen und Rentner zusätzlich Betriebsrenten und deutlich mehr ältere Menschen in Westdeutschland wohnen mietfrei im Eigentum als in den neuen Bundesländern."

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2966
Quelle: Pressereferat BAGSO, Pressemitteilung 3 / 2009

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04.03.2009: Betriebsrente: Ymos durfte Zahlungen nicht einstellen
02.03.2009: Die Ostrenten-Finanzierungs-Propaganda
02.03.2009: Mehr Geld für Rentner?

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