Diskriminierung melden
Suchen:

Umgang mit älterer Bankkundin

24.02.2009 - von Redaktion Durchblick

Nachdem der Vorstand der Seniorenvertretung in Bremen und Bremerhaven Ende 2008 den Bremer Bankenverband wegen fragwürdiger Proaktiken bei der Bankkundenberatung abgeschrieben und im Antwortschreiben erfahren hatte, in welch hohem Grade die Bankkunden angeblich mit ihrer Bank und deren Beratung zufrieden seien, trafen erneut Beschwerden bei der Seniorenvertretung ein.

Einen Fall, wie heute Banken ihre Produkte an die Frau oder den Mann zu bringen versuchen, gibt die Seniorenvertretung in ihrer Zeitung zur Kenntnis.

Ein Bremer Geldinstitut hat einer langjährigen Kundin im Alter von 81 Jahren mitgeteilt, dass ihre Kontogebühren erhöht werden. Auf Nachfrage, warum diese Gebührenerhöhung stattfinde, wurde ihr gesagt, dass eine Reduzierung der Gebührenerhöhung möglich sei, wenn die Kundin bestimmte "Produkte" im Angebot des Geldinstituts kaufe, z.B. wenn sie ein Sparbuch eröffne, einen Spar-/Bausparvertrag abschließe oder Prämienlose erwerbe.

Mal abgesehen davon, dass eine solche Vorgehensweise nicht nur von langjährigen Kunden schlicht als Nötigung verstanden werden kann, ist das Verfahren besonders fragwürdig eingedenk der Tatsache, dass die Kundin bereits 81 Jahre alt ist und erst vor kurzem ihre Sparbücher und Prämienlose auflösen mußte, um die laufenden krankheitsbedingten höheren Heimkosten bezahlen zu können. Daraufhin wurden zuerst zwar die Kontoführungsgebühren reduziert, dann jedoch wieder erhöht, und zwar um mehr als die ursprüngliche Summe.

Diese Fakten waren dem Mitarbeiter der Bank bekannt. Noch unverständlicher ist es, dass ein Bankkundenberater versucht, einer 81Jährigen Kundin Bausparverträge anzudrehen und ihr außerdem noch nahelegt, bei den Kontogebühren eventuell durch den Einsatz eines PC und über Online-Banking einzusparen. Er müsste sich schon sagen können, dass der alten Dame kaum mit einem länger laufenden Bausparvertrag geholfen ist, und schon von den Problemen älterer Menschen mit moderener Informationstechnik gehört haben.

In seinem Antwortschreiben an die Kundin, die inzwischen ihr Konto gekündigt hat, geht das Geldinstiut kaum auf die eigentlichen Klagen ein, bestätigt lediglich die Kontoauflösung der Kundin und stellt lapidar fest, dass Preiserhöhungen sowieso nie positiv aussehen würden, die jetzige allerdings entsprechend der Größe des Instituts angemessen sei. Seit wann bestimmt die Größe eines Unternehmens die Preise? Diese hängen doch wohl immer noch von Nachfrage, Angebot und Qualität ab, oder?

Die Seniorenvertretung in der Stadtgemeinde Bremen hält einen solchen Umgang mit Kunden für unangemessen. Immerhin sind die Gelder der Kunden eine wesentliche Grundlage für Bankgeschäfte. Da sollten die Geldinstitute Beschwerden von Kunden schon ernster nehmen, und die Kunden sollten eine derartige Behandlung nicht widerspruchslos und ohne Konsequenzen dulden.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2929
Quelle: Durchblick Nr. 109 - Februar 2009