Diskriminierung melden
Suchen:

Ältere Arbeitslose verschwinden aus Statistik

21.04.2008 - von Hanne Schweitzer

Die Bundesagentur für Arbeit meldet: Im kalten März des Jahres 2008 erreichte die Arbeitslosigkeit den niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Traratrara, Erfolg ist da. In den alten und neuen Bundesländern sind nur noch dreieinhalb Millionen Menschen arbeitslos (3.507.000).
Auch die Erwerbslosenquote macht Freude! Sie fiel von 9,9 auf 8,4 Prozent. Traratrara, Erfolg ist da.

Die FDP im Bundestag mochte die Zahlen nicht glauben und richtete eine kleine Anfrage an das Arbeitsministerium. "Wie viele Personen tauchen in der Arbeitslosenstatistik für das Jahr 2007 nicht auf, haben aber trotzdem Arbeitslosengeld bekommen? wollte sie wissen. Die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Brandner vom Bundesarbeitsministerium auf den Nenner gebracht: "3,2 Millionen".

Zu dreieinhalb Millionen offiziell arbeitslosen Leuten kommen also noch 3,2 Millionen dazu, die, phantasievoll begründet, nicht als Arbeitslose registriert werden. 3,5 Millionen Registrierte, plus 3,2 Millionen Unregistrierte, das macht nach Adam Riese 6,7 Millionen Arbeitslose.

Welchen Zweck verfolgt die Bundesregierung aus SPD und CDU mit dem Frisieren der Statistik? Soll das Plattschlagen von 3,2 Millionen für gute Stimmung sorgen, die Regierungspolitik wie eine Eins dastehen lassen, das Investitionsklima verbessern? Will die Regierung im befreundeten Ausland gut dastehen, vor allem bei den europäischen Nachbarn statistisch glänzen und Fleißkärtchen im sogenannten Lissabon-Prozeß zu bekommen? Ja, das alles und noch viel mehr: "Es ist ein alter Kniff der Propadanda, das erwünschte Zukunftsbild als gegenwärtigen Sachverhalt auszugeben". Das Bergmassiv von gewaltigem Täuschungsausmaß, die Propaganda der sinkenden Arbeitslosenzahlen, wie sie vom Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise
und vom Chef des Bundesarbeitsministeriums, Olaf Scholz, SPD verbreitet werden, folgt laut FDP-Generalsekretär Dirk Niebel dem Ziel, Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit zu verhindern.

Davon sind betroffen:

  • 1-Euro-Jobber,

  • Menschen, die in
    Weiterbildungsmaßnahmen geparkt werden,

  • Arbeitslose, die 58 Jahre oder älter sind
  • . Diese tauchen schon 2007 nicht mehr in der Statistik aufgetaucht sind, weil sie unter die so genannte 58-er
    Regelung fallen. (Anspruch auf Arbeitslosengeld nur, wenn ein Formular unterzeichnet wird, auf dem man sich einverstanden erklärt, dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung zu stehen.)

    In Zahlen: 286.000 BezieherInnen von Arbeitslosengeld I und 2,86 Millionen BezieherInnen von Arbeitslosengeld II gelten nicht als arbeitslos.

    Im Juni 2007 hatte die Bundesagentur für Arbeit die Zahl der arbeitslos gemeldeten über 50-Jährigen noch mit 984.000 Personen angegeben. Davon waren im Westen 627.000 Ältere registriert und im Osten 357.000.

    Was für eine Entwicklung! Durch gesetzgeberische und statistische Taschenspielertricks wird Altersdiskriminierung unsichtbar gemacht.

    Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2399
    Quelle: diverse

    Weitere Artikel, nach dem Datum ihres Erscheinens geordnet, zum Thema Arbeit:
    07.04.2008: Altersgrenze für Ärzte: Mediziner klagen in Karlsruhe
    07.04.2008: DGB: TeamerIn bis 26 gesucht
    02.04.2008: 57 Jahre und nichts mehr wert?

    Alle Artikel zum Thema Arbeit

    Zurück zur Suche nach Scholz