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Age fordert Bekämpfung von Altersarmut

Europäische Union - 19.10.2006 - von AGE

Um ein Zeichen für den Welttag zur Überwindung der Armut, der jedes Jahr am 17. Oktober stattfindet, und für den Fünften Round Table über Armut und soziale Ausgrenzung, der am 16./17. Oktober im finnischen Tampere stattfinden wird, zu setzen, richtete AGE einen Offenen Brief an die Sozialminister der EU und forderte sie auf, konkrete
Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut und sozialen Ausgrenzung unter den älteren Menschen, insbesondere Frauen, durchzuführen.

Die Empfehlungen von AGE umfassten:
Notwendigkeit einer integrativen, angemessenen und besser indexierten ersten Säule der Rentensysteme.
Das Fehlen der Indexierung nationaler Lebensstandards in der 1. Rentensäule führt zu einem größeren Armutsrisiko bei
älteren Menschen, das sich stetig verschärft und insbesondere alte Frauen betrifft, die im Alter über ein niedriges Einkommen verfügen.
Förderung von Pflegegeld zur Bekämpfung von Armut bei älteren Frauen.
Es müssen mehr Erfahrungen ausgetauscht werden, um allen Mitgliedstaaten zu helfen, die Vereinbarkeit von Familienund
Berufsleben zu fördern, ohne dabei die Abgrenzung und indirekte Diskriminierung, die Frauen derzeit erleiden, zu erhöhen.
Darüber hinaus ist es erforderlich, die sozioökonomischen Kosten/Vorteile von Pflegegeld zu analysieren, unter besonderer Berücksichtigung der bereits bestehenden politischen Maßnahmen zur Vereinfachung und Beseitigung der
Hindernisse, die die Anerkennung frauenuntypischer Berufe in der gesamten EU erschweren.

Sorgfalt bei der Individualisierung von Renten für Frauen.
Die Individualisierung von Rentenansprüchen, bei der Frauen angemessene Rentenansprüche ansammeln können, ist als letztes Ziel zur Unterstützung der Geschlechtergleichheit zu fördern. Es soll erreicht werden, dass AGEEmpfehlungen dazu führen, Maßnahmen zu treffen, um die unabhängigen Rentenansprüche von Frauen über die Jahre an das Niveau der Männer anzugleichen indem eine höhere Frauenbeschäftigung, Lohngleichheit und Maßnahmen wie
Pflegegeld durchgesetzt wird. Wir empfehlen auch, große Vorsicht bei dem Auslaufen von Hinterbliebenenrenten walten zu lassen und dass diese Vorteile so lange bestehen bleiben, bis die notwendigen Maßnahmen eingeführt sind, um allen Frauen umfassende individuelle Rentenansprüche zu gewähren.
Schaffung einer breiteren Palette von Indikatoren bei der Bewertung des Armutsrisikos.
Aufgrund von Lohnausfällen und unterschieden sind ältere Frauen weniger in der Lage, im Rentenalter alleine für sich
selbst zu sorgen. Schwierigkeiten beim Finden unabhängigen und kostengünstigen Wohnraums erhöhen bei ihnen das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung. Gleichzeitig ist für manche ältere Hausbesitzer die Instandhaltung häufig
unerschwinglich und sie sind nicht in der Lage, Reparaturen und Wartungsarbeiten selbst auszuführen.
Fehlender Zugang zu angepassten Transportmöglichkeiten (öffentlicher und/oder privater Verkehr) ist ein weiterer
Faktor, der mit Armut in Zusammenhang steht und ältere Menschen, insbesondere Personen mit eingeschränkter Mobilität, ausgrenzt. Zusätzliche Indikatoren sind erforderlich, um ein klareres Bild von Armutsrisiken bei älteren
Menschen, namentlich ältere Frauen und Hochbetagte, zu zeichnen.
Gleichbehandlung für Frauen und Männer in Bezug auf die 2. und 3. Säule der Altersversorgung
Da die Mitgliedstaaten in zunehmendem Maße von der zweiten und dritten Säule der Rentensysteme abhängen, um
angemessene Versorgungsleistungen im Alter zu erzielen, fordert AGE:
o die Ausnahmen gemäß Artikel 4 der Richtlinie über die Gleichbehandlung bei Zugang von Gütern und Dienstleistungen in Bezug auf Versicherungskalkulationen (z.B. die längere Lebenserwartung bei Frauen in Bezug auf die private Altersvorsorge) zu überprüfen;
o der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts von Frauen bei privaten Altersvorsorgesystemen (nach wie vor trotz der Annahme der Richtlinie über Geschlechtergleichstellung beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen fortbestehend) ein Ende zu setzen. Darüber hinaus sollten auch Maßnahmen eingeführt
werden, um den Zugang zu zusätzlicher Altersvorsorge für alle zu erweitern, einschließlich schlecht bezahlter Jobs und Sektoren, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind;
mehr Forschung über die tatsächliche Lebenserwartung jüngerer Frauen (solche die zur zweiten und dritten Rentensäule einen Beitrag leisten) zu betreiben.
Zugang zu objektiver und umfassender Information
Es sind weitere Verbesserungen in Bezug auf Informationen für die anfälligsten Mitglieder der Gesellschaft (z.B. ältere
Migranten, Menschen ohne Computerkenntnisse) vonnöten, um die niedrige Inanspruchnahme durch die Bedürftigsten zu erhöhen. Wir sind der Ansicht, dass die Offene Methode der Koordinierung (OMK) im Bereich Sozialschutz und soziale
Eingliederung das richtige Verfahren ist, um Erfahrungen und Good Practice in dem Bereich auszutauschen.
Umfassende Integrationspolitik für ältere Migrantinnen
In den meisten Mitgliedstaaten sind Migrantinnen in höherem Maße von Armut gefährdet und benötigen in verstärktem Maße Sozialhilfe. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Förderkriterium (z.B. die hohe Anzahl von Jahren, in dem der Wohnsitz in dem Land war), Mangel an Beitragsleistungen zu einem Rentensystem (sie sind häufig in der informellen Wirtschaft beschäftigt), eingeschränktes Wissen und Verständnis des Systems, ihrer Rechte und in Bezug auf den Zugang zu diesen Rechten. Die AGE-Sachverständigen fordern die Mitgliedstaaten auf, umfassende politische Integrationsmaßnahmen für ältere Frauen einzuführen und sie mit den gleichen Rechten und Pflichten auszustatten, wie
sie für die anderen Bewohner mit amtlichem Wohnsitz in der Europäischen Union gelten.
Berücksichtigung breiterer Karrieremöglichkeiten in den Vorausberechnungen
Die meisten der verfügbaren Studien über die Auswirkungen der Rentenreformen ziehen Vollzeit-Karrieren des
männlichen Durchschnittverdieners in ihren Projektionen heran. Leider widerspiegelt dieses Profil nicht mehr die breite
Mehrheit der heutigen Arbeitnehmer (insbesondere Frauen), heute ist das Arbeitnehmerprofil vielfältiger. Das
Heranziehen einer größeren Auswahl an Karrieremöglichkeiten wird es ermöglichen, die Armutsrate älterer Frauen in der Zukunft genauer vorherzusagen, und Politiker befähigen, Reformen der staatlichen Rentensysteme einzuführen und eine für alle akzeptable Lohnersatzrate zu erreichen.
Umfassender Ansatz zur Analyse des Armutsrisikos bei älteren Frauen
Mit der Analyse des Armutsrisikos bei älteren Frauen, insbesondere im Rahmen von Rentenreformen, möchte AGE weitere Fragen erforscht sehen, etwa die Auswirkungen von Teilzeitarbeit auf die Förderung von Rentenansprüchen, die
Auswirkungen der Reformen auf die Rentenanspruchskriterien, Frauenbeschäftigung in der informellen Wirtschaft, der
Einfluss von Flexicurity-Politiken für Frauen und Teilzeitarbeitnehmer.
Nach sorgfältiger Identifizierung und Analyse fordert AGE spezifische politische Maßnahmen, um diese Fragen in Angriff
zu nehmen.
Erweiterte thematische Anwendung für Studien über die Auswirkungen der Reformen und angemessene
Indikatoren
Da Reformen in anderen Bereichen des Sozialschutzes (Gesundheit, Sozialdienstleistungen, Verkehr usw.) einen bedeutenden Einfluss auf das Armutsrisiko von Rentnern, insbesondere bei sehr alten Menschen (namentlich sehr alten
Frauen) haben können, fordern wir die Mitgliedstaaten und die EU-Institutionen auf, die Geschlechterdimension und den
Altersfaktor bei der Folgenanalyse zu berücksichtigen. Unsere Experten berichten, dass die Reformen, die in den letzten
Jahren bei den gesetzlichen Krankenversicherungssystemen für Rentner in manchen Ländern eingeführt wurden, zu einem beträchtlichen Kaufkraftverlust geführt haben, eine Situation, die von den zur Zeit benutzten Indikatoren unberücksichtigt bleibt. Um ein vollständigeres und genaueres Bild der Vielfalt der Situationen zu zeichnen, die sich die vielfältige Gruppe der älteren Frauen gegenübersieht, fordert AGE die EU auf, die Bemühungen um genauere Indikatoren und Forschungsinstrumente, die den Risiken der anfälligsten Gruppen heutiger und künftiger Rentner besser Rechnung
tragen, fortzusetzen.
Der Offene Brief von AGE ist verfügbar unter: http://www.age-platform.org/EN/article.php3?id_article=407

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=1611
Quelle: AGE