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Alt werden dort, wo andere Urlaub machen

Foto: H.S.

07.05.2019 - von Gerd Feller

Altern dort, wo andere Urlaub machen - im Saterland. Das Saterland ist ein schmaler, nord-südlich verlaufender Landstrich westlich vonOldenburg, in dem heute noch eine Variante der ehemaligen friesischen Sprache gepflegt wird.Auch in dieser Region wächst, wie überall, die Zahl der älteren Menschen, und inzwischen lebenviele von ihnen nicht mehr auf dem Altenteil, wie es in ländlichen Gebieten oft der Fall war,sondern sie sind auf Wohn- und Pflegeheime angewiesen. Im Nordosten der von Mooren undWasserläufen durchzogenen Region liegt an der Soeste die Gemeinde Barßel mit ca. 13.000Einwohnern. Als Stadtmensch denkt man vielleicht nicht daran, dort, wo sich Fuchs, Hase und wohlauch wieder der Wolf eine gute Nacht wünschen, das Alter zu verbringen, zwar in einer ansprechenden Natur, aber fern des gewohnten sozialenUmfelds. Man rechnet mit mangelnder Versorgungsinfrastruktur und mit Integrationsproblemen.

Meine Neugier, wie man heute in ländlichen Zonen das Altern gestaltet, und die Einladung eines uns bekannten Ehepaars brachten meine Frau und mich in diese Gegend, dieman allgemein als abgelegen bezeichnen würde. Die beiden Alten sind mit Beginn des Ruhestands vor 6 Jahren nach Barßel umgesiedelt und leben dort in der Seniorenwohnanlage St.- Elisabeth der katholischen Gemeinde Barßel. Es handelt sich dabei um 30 ebenerdige, altersgerecht gebaute Einzelhäuser (45-80qm Wohnfläche), die sich in eine große Grünfläche mit Rasen, Blumenbeeten, Bäumen und Sträucherneinschmiegen. Bis zum Deich der Soeste sind es nur wenige Schritte. In unmittelbarer Nachbarschaft steht das Gesundheitszentrum St.- Ansgar Stiftung der Caritas mit der Sozialstation Barßel-Saterland und dem Altenpflegezentrum (45 Bewohner).

Neben der Caritas sind dort noch weitere Anbieter aus dem Gesundheitswesenuntergebracht. Dazu zählt auch dasbetreute Wohnen. Hier und in der Seniorenwohnanlage leben 80 Seniorinnenund Senioren. Die Teams dieser Einrichtungen sorgen teils rund um die Uhr für alle Leistungen, die ein würdiges Altern und Sterben erfordern. Es stehen BetreuungsWohnanlage, Pflege- und medizinische Dienstleistungen je nach den individuellen Bedürfnissen bereit. Ein Bewegungsbad ist vorhanden und die Angebote reichen von Therapien für Prävention und Rehabilitation über Kurzzeit-, Langzeit- und Verhinderungspflege bis zur fachlichqualifizierten spezialisierten ambulanten palliativmedizinischen Versorgung (SAPV).

Im Kreis Cloppenburg und wohl auch in anderen niedersächsischen Regionen ist man schon weit fortgeschritten, durch SAPV-Zentren und durch fachlich qualifizierte Mediziner/innen, eine flächendeckende SAPV zu sichern. Der Sozialstation ist eine DRK-Rettungsstation für Notfälleangeschlossen. Großküche und Cafeteria im Sozialzentrum erlauben auch den Bewohnern der Seniorenwohnanlage, aufs eigene Kochen zu verzichten. Für die Außen- und Instandhaltungsarbeiten der technischen Ausrüstung der Wohnanlage steht ein sachkundiges Team zur Verfügung. Probewohnen wird angeboten.

Der Weg für die tägliche Versorgung ins Zentrum des Zentrum Ortes dauert nur wenige Minuten und dort findet sich alles, was dafür von Bedeutung ist. Im Umkreis von Barßel besteht außerdem ein umfangreiches Angebot an Freizeitaktivitäten. Wer im Alter noch segeln möchte, hat den Hafen fast vor der Haustür. Wer nicht gut zu Fuß ist, den fährt die Kleinbahn „Moorkieker“ durch die Moor-, Fehn- und Wallheckenlandschaft, oder er kann mit dem Rad 100 km Radwanderwege nutzen. Wer noch im Alter mit dem PKW unterwegs ist, hat relativ schnelle Anschlüsse an die BAB 1, 28 und 31. Das ermöglicht auch Angehörigen und Freunden aus nahegelegenen städtischen Zentren eine schnelle Anfahrt.

Unsere Gastgeber, deren Leben sich früher schwerpunktmäßig auf Bremen „und umzu“ konzentriert hat, bestätigen, dass sie schnell in das soziale Umfeld einbezogen wurden und sich bei moderaten Kosten in ihrer gut zugeschnittenen Wohnung mit überdachter Terrasse bestens versorgt fühlen. Unter den Bewohnern der Seniorenanlage, deren Zahl überschaubar ist, spielen Rasse, Hautfarbe, politische Gesinnung oder der Glaube keine Rolle. Es herrscht freier, freundlicher, familiärer Umgang miteinander. Der Umzug nach Barßel war ein mutiger,aber sehr zufriedenstellender und erfolgreicher Schritt, um sich das Altern zu erleichtern und es gemeinsam genießen zu können.

Barßel ist ein Beispiel dafür, dass auch inländlichen Regionen ein Altern in modernen,q ualifizierten Einrichtungen möglich ist. Hier wird durchaus eine Alternative zum Altern in der Großstadt vorgestellt. Die Infrastruktur stimmt, Vereinsamung lässt sich leicht verhindern, das Leben wird entschleunigt und läuft ruhiger ab, ohne dass man das Gefühl hat, sich in einer Randlage zubefinden. Für die gute Qualität der Einrichtung in Barßel spricht die große Nachfrage. Weitere Informationen unter: Link

Quelle: Durchblick 5/19